Kuba. Bilder einer Reise von West nach Ost.

Kuba. Bilder einer Reise von West nach Ost.

Kubas bewegte Geschichte, vor allem die ab Mitte des letzten Jahrhunderts, kennt man zweifelsohne auf der ganzen Welt. Hasta la victoria siempre – auf ewig bis zum Sieg: Egal, was dir die Leute von den Veränderungen berichten, egal, wie Ängste, Sorgen, Hoffnungen, Mutmaßungen ihre Kreise ziehen; fest steht, dass Ches Motto auf Kuba weiterhin aktuell ist. Und wenn du auf Kuba unterwegs bist, dann begegnet sie dir überall, ihre Personifizierung. Ich reise durch Zentralkuba bis nach Santiago de Cuba im Osten: Kuba. Bilder einer Reise von West nach Ost.

Fidel Castro, Che Guevara, die Helden des 1959er-Siegs gegen das alte System, finden sich auf unzähligen Wänden, Plakaten und Devotionalien.

Unvergessen über Generationen

Wie die gefeierten Nationalhelden mit Unterstützung des Volkes den Diktator Fulgencio Batista stürzten, um die Bevölkerung von der brutalen Tyrannei zu befreien, wird wohl für immer legendär bleiben.

Es ist aber definitiv etwas Anderes, davon nur zu lesen oder selber loszuziehen. Die Menschen direkt ihre Geschichten erzählen zu hören, singen zu hören, all ihre Lieder … Wie immer sollte man sich auch hier ein eigenes Bild machen. Sich die Zeit zu nehmen und wirklich etwas tiefer einzutauchen in den Rhythmus der Insel, ist die Mühe wert.

Let’s go! Kuba. Bilder einer Reise von West nach Ost.

Lange war der kommunistische Karibikstaat verschlossen, nicht zuletzt wegen der fünf Jahrzehnte währenden Eiszeit zwischen den USA und Kuba, bis 2015 dann Barack Obama und Raul Castro ihren Willen verkündeten, diesen Status zu beenden.

Schade, dass wir jetzt eine Zeit nach Obama haben … seitdem ist in Kuba vor allem auf touristischer Ebene eine Menge passiert. Ich habe dazu in meinem Artikel über Havanna schon Einiges notiert.

Geh mit mir auf Erkundungstour durchs Land, denn Kuba ist viel mehr als nur ihre pulsierende Hauptstadt. Aber Achtung: es wird grün!

So gehen Roadtrips: Lunch with a view, hier im Restaurant Rio Azul. Wen interessiert noch schöner wohnen? Ich steh auf schöner essen! Noch mehr stehe ich darauf, so richtig einzutauchen in die Natur. Zum Nachtisch ein Ausritt? Kein Problem, vamos!

Ich bin ziemlich beeindruckt von der dichten Vegetation, die ich bei einer Bootstour sehe. Allerdings bin ich noch beeindruckter, als ich lerne, dass Kuba, bevor es spanische Kolonie war, extrem dicht bewaldet war: So berichtete ein spanischer Geistlicher damals wohl, dass man „die ganze Insel im Schatten der Bäume durchwandern könne, ohne auch nur einmal die Sonne zu sehen“.

Früher war mehr Lametta

Mit dem Kolonialismus brauchte man Holz, Wälder wurden erst für den Schiffsbau gerodet, später für die Zuckerrohrplantagen und dann für die Viehzucht. 1770 war nur noch die Hälfte der Insel von Wald bedeckt, 1959 sage und schreibe nur noch läppische 10%. Seitdem soll’s wohl wieder in die andere Richtung gehen mit Aufforstungen. Hopefully …

Cayo Coco. Ein Ausflug in die Gärten des Königs

Klingt nicht nur gut, ist es auch! Über einen 34 km langen Straßendamm, welcher einen kleinen Teil der tausende von kleinen Inseln umfassenden Inselkette Jardines del Rey (= die Gärten des Königs) miteinander verbindet, cruist man mit dem Bus über blaugrünes Meer bis zu diesem umwerfend feinen Karibikstrand.

¡Hola, Playa Pilar!

Der gesamte Archipel mit den vorgelagerten Inseln besticht mit unwirklich schönen Traumstränden, mit weißem Sand vom Allerfeinsten, mit Palmen und türkisfarbenem Wasser. Auch das vorgelagerte Korallenriff, nach dem Great Barrier Reef in Australien übrigens das zweitgrößte der Welt, ist ein äußerst besuchenswertes Highlight. Unter der durchsichtigen Wasseroberfläche bieten sich dem weit aufgerissenen Auge des geneigten Schnorchlers Flundern und Makrelen, Seehechte und Macabís. Aber auch dem Spaziergänger bietet sich nur Paradiesisches:

Am Playa Pilar wirst du von genialen Farben umgarnt. Selbst bei diesem dramatisch aussehenden Himmel (die Wolken sind übrigens weitergezogen!) sind die Eiländer dieser karibischen Inselkette einfach ein absolutes Must-See. Ich mag auch diese Palmendachhütten sehr:

Etwas weiter draußen, auf Cayo Media Luna, ging Ernest Hemingway gern auf dem Wasser auf die Jagd. Angeregt davon esse ich das, was damals der begnadete Schriftsteller sich selbst – und eine begnadete Mannschaft mir – auf den Tisch gezaubert hat: köstlichsten Fisch.

Überhaupt fühle ich mich hier so pudelwohl, dass ich für ein Erinnerungsbild direkt die komplette Mannschaft aufs Foto banne. Aber ich habe noch viel vor. Adios, ich zieh‘ weiter!

Es gibt Zucker, Baby!

Die kubanische Zuckerrohrverarbeitung gehört seit dem 16. Jahrhundert untrennbar zu Kuba. Seit dem 17. Jahrhundert wird Havanna zum Handelszentrum für Tabak und Zucker. Ende des 18. Jahrhunderts beginnt der kubanische Zuckerboom, ausgelöst durch den Sklavenaufstand in Haiti. Die dortige Zuckerproduktion stagniert. Und auf Kuba geht’s ab. Das muss ich mir mal genauer angucken! In der Nähe von Morón, im Dorf Patria, ist das Museum, von wo aus man eine Fahrt mit dem Dampfzug durch die Zuckerrohrfelder machen und der ehemaligen Mühle Central Patria einen Besuch abstatten kann. Vorher darf man in der Finca natürlich den Zuckerrohrsaft Guarapo probieren. Cheers!

Für Kinder und Eisenbahnbegeisterte ein empfehlenswertes Erlebnis: Eine stilechte alte Lady, eine Baldwin-Dampfbahn von 1920 aus Philadelphia, bringt euch lautstark schnaufend die 5 Kilometer lange Strecke bis zur Rancho Palma, ein von Grün und Bauernhoftieren umgebenes Restaurant.

Ich lerne, wie die Arbeit ganz früher von Hand gemacht wurde. Früher war alles besser? No way!

Hier nochmal zum Vergleich die späteren „Rädchen“ aus der Central Patria Raffinerie – joah, doch, man bemerkt MINIMALE Unterschiede …

Das Leben ist hart. Aber bunt. Kuba. Bilder einer Reise von West nach Ost.

Egal, wo du bist, überall empfängt dich Musik. Menschen hier scheinen von Natur aus wundervollerweise ihren Körper ganz anders zu bewegen zu können. Und zu wollen! Es ist ein Rhythmus, der aus ihnen heraus nach draußen will, denn wirklich überall und immer wird getanzt. Und jeder, einfach jeder, KANN hier tanzen!

Interessant bis traurig ist hingegen das Phänomen, dass man sich in unseren Kulturkreisen das Tanzen mit den Jahren immer mehr abgewöhnt. Umso mehr genieße ich das Salsa- und Rumbavolle Grundrauschen hier, diese unglaubliche Lebensfreude trotz allem; ich beginne sogar, die Volkslieder mitzusingen, die alle aus vollem Herzen schmettern. Ich bin um einen Reisevirus reicher: Ich habe das ansteckende Kuba-Fieber!

Bewegungsdrang kann so wundervoll sein, wenn er sich nicht immer nur in deutschen Marathonstrecken widerfindet. Darauf eine Mango!

Eine der schönsten im ganzen Land: Camagüey.

Weiter geht’s, und zwar ab in die Provinz! Leicht zu merken ist, dass die Hauptstadt dieser Provinz genau so heißt wie sie selbst. Kubas drittwichtigste Stadt ist liebevollst restauriert und die hübschen bunten Straßen und malerischen Plätze der seit 2008 zum UNESCO-Welterbe gehörenden Stadt sind definitv einen Besuch wert.

Camagüey ist mit ihren über 500 Jahren eine der sieben ältesten Städte Kubas. Zwei Mal zog die 1514 von Diego Velázquez gegründete Siedlung wegen Piratenüberfällen um, immer blieb man wegen des fruchtbaren Weidelandes in der Gegend. Ohne hier zu tief eintauchen zu wollen, sei verraten, dass Camagüey eine äußerst spannende Geschichte hat; bei beiden Befreiungskriegen spielte sie eine Rolle. Für die beste Versorgung mit Infos ist eine professionelle Stadtführung sehr sinnvoll. Oder lies hier bei den Kollegen des wunderbaren Deutschlandfunks nach.

Es ist eine der wenigen Städte der Insel, die nicht im Schachbrettmuster angelegt sind. Mit den vielen kreuz und quer angelegten Gassen wollte man Angreifer verwirren. Doch die Stadt hat eine überschaubare Größe: Such einfach den tollen Platz, den Parque Agramonte und den noch viel tolleren Bauernmarkt Mercado Agropecuario El Rio südlich vom historischen Zentrum und genieß das bunte Markttreiben. Oder orientier dich am Che-Konterfei – dann bist du an der Post.

Besuch mal Cachita. (Hat der Papst auch schon gemacht.)

Ein bisschen Kultur sollte auch auf dem Programm einer Kuba-Reise stehen. Was heißt ein bisschen? Wenn, dann machen wir es bitte gleich richtig und steuern die Basilika El Cobre in einem kleinen Dorf an der Carretera Central im Oriente Kubas an. Noch nicht mal 20 Kilometer von Santiago entfernt, steht hier der bedeutendste Wallfahrtsort des Landes: El Cobre mit der Schutzheiligen Kubas, der barmherzigen Jungfrau.

Auf der Madonna, einer Holzfigur, die drei Fischer im 17. Jahrhundert aus dem Wasser zogen, befand sich die Aufschrift „Yo soy la virgen de la caridad“ – „Ich bin die Jungfrau der Barmherzigkeit“. Es heißt, dass angeblich das Meeresrauschen verstummte, als die Jungfrau an Bord geholt wurde und der Ozean still und spiegelglatt da lag. In El Cobre errichtete man das erste, sehr einfache Gotteshaus, in der die Virgen de la Caridad angebetet werden konnte.

Seitdem betet hier alles, was Rang und Namen hat, zu Cachita, wie die Madonna hier liebevoll genannt wird: Sei es Carlos Manuel de Céspedes, der Befreier Kubas, sei es der Dankesgottesdienst nach dem endgültigen Sieg über die Spanier, oder seien es die Veteranen der Unabhängigkeitskriege, die erbaten, dass die Madonna zur Schutzpatronin Kubas erklärt werden möge. Genau das tat Papst Benedikt XV. kurze Zeit später, im Mai 1916.

In Vitrinen in einem extra Raum der Basilika ist all jenes ausgestellt, was der National-Heiligen gewidmet wurde: Fidel Castros Mutter Lina Ruz überließ der Kirche als Zeichen der Dankbarkeit über den Sieg der Revolution eine goldene Partisanenfigur. Auch Ernest Hemingway widmete seine Literaturnobelpreis-Medaille für den Roman „Der alte Mann und das Meer“ der Virgen de la Caridad del Cobre. Lustigerweise wurde diese 1986 von einen Hemingway-Fan gestohlen. Zurück am Ort ihrer Bestimmung, liegt die Medaille nun im Tresor unter Verschluss. Herrlich, wie wieder alles hier in einem kleinen Dorf zusammenkommt, nicht wahr?

Guardalavaca – Badespaß pur, Augenspaß pur.

Nordöstlich von Holguín liegt die faszinierende Strandlandschaft von Guardalavaca (‚Hüte die Kuh‘), dem schönsten und größten Ferienzentrum des Oriente.

Wie wäre es nach all der Kultur mit diesen weitläufigen, kilometerlangen Buchten?

Die betörende Farbenpracht dieses Landstriches haut mich immer wieder um. Hier nochmal in ganz nah:

Santiago de Cuba und ein historischer Balkon

Schau dir das älteste Haus Kubas an, denn es steht in dieser Stadt, und – noch obligatorischer – den Balkon, von dem Fidel Castro seine Rede nach dem Sieg der Revolution hielt. Im Rathaus (Ayuntamiento) von Santiago de Cuba verkündete er von hier aus am 01. Januar 1959 die Unabhängigkeit Kubas. Gibt schon eine kleine Gänsehaut, wenn man hier steht!

Nicht nur Che, die Castro-Brüder oder die Revolution in den 50ern prägten Kuba: Ein ebenso wichtiger Mann war José Marti, eigentlich Julian Marti y Pérez. Der Dichter, Poet und Kämpfer gegen die Kolonialmacht Spanien gilt als DAS Symbol für den Unabhängigkeitskampf. Der spanische Vater wurde im Militäreinsatz nach Kuba versetzt und José wuchs hier auf. Schon als 16-jähriger verfasste er Gedichte über den unbesiegbaren Hass gegen die Unterdrückung. Der Widerstand gegen die spanische Kolonialmacht wurde sein Leben. Vor oder an Schulen steht als Zeichen für die schulische Ausbildung aller Kubaner eine Büste Martis. Sein Grab findest du auf dem Friedhof Cementerio Santa Ifigenia.

One night in Santiago de Cuba

Schnapp dir einen Saoco, einen herrlichen kubanischen Drink in einer grünen Kokosnuss mit frischem Kokoswasser, Rum, Mineralwasser. Hatte ich dir noch gar nicht davon erzählt? Okay, dann wird’s jetzt höchste Zeit!

Geh aus, stromere durch die Stadt oder schau dir die hinreißende Farbenpracht von Tropicana an:

Oder du genießt einfach mal einen Sonnenuntergang unter Palmen. Ich wette, du wirst mir beipflichten, dass allein das ein ziemlich perfekter Abend werden kann.

Du möchtest noch mehr zu Kuba lesen:

Auf in die Karibik

Du hast Lust auf die Karibik bekommen? Britta war eine Woche auf Jamaika unterwegs und hat auf ihrer Reise viel über Rastafari und ihre Kultur gelernt, das beste Essen auf der Insel entdeckt, spannende Menschen getroffen und sich in Kingston auf die Spuren von Bob Marley begeben.

Text und Fotos: Sabine Neddermeyer 

Meine Recherchen für Kuba. Bilder einer Reise von West nach Ost. – Ermöglicht durch das Kubanische Fremdenverkehrsamt, dem ich hiermit meinen herzlichsten Dank ausspreche für alle Erfahrungen, die mit dem Land und dieser einzigartigen Kultur verbunden sind. 

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