Viel besser als das Klischee. Reisetipps für Samos.

Reisetipps für Samos

Weißgekalkte Häuschen, sommerhimmelblaues Meer und freundliche Opas, die dauernd Ouzo trinken – schießen dir auch diese Bilder durch den Kopf, wenn du an griechische Inseln denkst? Klar, sie stimmen alle, doch die Insel Samos hat noch sehr viel mehr zu bieten.

Reisetipps für Samos: Mein Hotel ist ein Dorf

Schon bald nachdem der Flieger auf der megakurzen Landebahn aufgesetzt ist stehe ich in meinem Hotel. Das Doryssa Seaside Resort entpuppt sich als höchst fotogenes griechischen Dörfchen, inklusive Kafenion, Kapelle, traditioneller Waschstelle, Backofen und Dorfplatz. Dazu blüht der Orleander – herrlich.

Meer und Pool liegen nur einen Steinwurf entfernt. Ich kann mir gut vorstellen, eine Woche hier zu verbringen, ohne das Gelände zu verlassen. Also, bevor ich im Liegestuhl versacke, schnell raus hier um die Umgebung zu entdecken.

Unterwegs auf der heiligen Straße

Kaum verlasse ich das Hotel, sehe ich überall Ruinen und Schilder, die auf antikes Gemäuer hinweisen. Früher führte hier die Heilige Straße entlang. Sie verlief von der alten Hauptstadt (dem heutigem Phytagório) an der Küste entlang bis zum Heraíon, dem Heiligtum für die Göttin Hera.

Verfallene-Ruinen-auf-der-griechischen-insel-Samos-©loopingDa genau hier die eifersüchtige Göttergattin des Zeus geboren sein soll, baute man ihr einen gigantischen Tempel.

Tempelanlage-griechische-insel-Samos-©looping

Eigentlich bin ich kein Steinefreak. Heute mache ich aber gern eine Ausnahme. Zwar finde ich fast nur zusammengefallene Mauer- und Säulenreste, aber eine einzelne, aus dicken Steinrädern zusammengesetzte hohe Säule steht auch nach 2500 Jahren noch. Der Clou: ursprünglich waren es rund 150 Säulen, die jeweils 20 Meter hoch waren. Es muss also ein Tempel der Superlative gewesen sein.

Tempel-griechische-insel-Samos-©looping

Der antike Geschichtsschreiber Herodot bezeichnete ihn als größten der gesamten Antike. Sofort geht bei mir das Kopfkino los. Ich stelle mir vor, wie das hier alles mal ausgesehen haben muss. Die ganze Macht und Pracht der Antike entfaltet sich – zwar nur vor meinem inneren Auge, aber das sind ja manchmal die besten Filme.

Landschaft-griechische-insel-Samos-©looping

Abtauchen in den Untergrund

Dass die alten Griechen auf Samos ziemlich aktive Bauherren waren, verrät auch ein anderer Ort unweit von Pythagório: der Eupalinos Tunnel, der sich als Wasserleitung einen geschlagenen Kilometer durch einen Berg hindurchzieht, wow! Schon vor 2500 Jahren galt die Wasserleitung als Weltwunder. Heute kann man ihn immer noch besichtigen. Allerdings ist er grade wegen Renovierungsarbeiten geschlossen! Das finde ich schade, bin aber froh, dass der Tunnel gewartet wird. Schließlich wünscht sich ja niemand, dass ihm die Decke auf den Kopf fällt! Tief in die Erde gucken kann ich stattdessen ein paar Gehminuten weiter, im Kloster Moní Spilianís.

Kloster-Innenhof-griechische-insel-Samos-©looping

Am Kloster angekommen, genieße ich erstmal die gigantische Aussicht auf Pythagório und plaudere kurz mit dem sehr ausgeruht wirkenden Mönch (obwohl, entspannt und superfreundlich sind hier eigentlich alle). Er weist mich zu einer steinernen Öffung. Ich zünde noch eine Kerze an, dann geht’s bergab.

Kloster-Eingang-griechische-insel-Samos-©looping
Kerzen-in-der-kirche-griechische-insel-Samos-©looping

Die Treppen sind rutschig, unten ist es kühl, feucht und, mangels anderer Besucher, ziemlich einsam. Am Ende des Weges liegt eine kleine, himmelblau gestrichene Kapelle. Was wieder beweist, dass sich auf Samos genau wie auf Skópelos und anderen griechischen Inseln wirklich in jeder Ecke und in jedem Winkel eine Kirche befindet. Insgesamt sollen es auf der Insel über 1000 sein!

Hoehle-griechische-insel-Samos-©loopingHoehlenkapelle-griechische-insel-Samos-©looping
Ikone-griechische-insel-Samos-©looping

Man könnte diesen ehemaligen Steinbruch unheimlich finden, allerdings ist göttlicher Beistand ja nah. Leider erfahre ich erst später, dass das von der Decke tropfende Wasser wundertätig sein soll. Da hätte ich mir doch gerne etwas mitgenommen. Man muss ja nicht gläubig sein, um ein bisschen an Wunder zu glauben, oder?

Auftauchen in Pythagório

Aussicht-Pythagorio-griechische-insel-Samos-©looping

Das totale Kontrastprogramm zur Einsamtkeit im Kloster finde ich in Pythagório, das ich in einer guten Viertelstunde Spaziergang erreiche. Auch hier gibt es viele Ruinen und ein sehenswertes Museum zur Antike zu besichtigen, aber auch: sehr viel Shops. Deren Inhalt verrät, hier liegt das touristische Zentrum der Insel. Vom Mietauto bis zum Gummikrokodil, von Flatterklamotten über goldglitzernde Sandalen bis zum Kühlschrankmagnet – es gibt alles, was das Urlauberherz sich wünscht. Dazu ist der Hafen mit hübschen bunten Booten gefüllt, und an der Hafenpromenade reiht sich ein Restaurant ans nächste.

Hafen-griechische-insel-Samos-©looping

An den berühmtesten Samioten, nach dem auch die Stadt benannt ist, denkt man angesichts dieser Shopping- und Fressmeile zunächt nicht. Erst das moderne Denkmal am Hafen verrät, dass der Philosoph und Mathematiker Pythagoras auf Samos geboren wurde.

Denkmal-griechische-insel-Samos-©looping

Übrigens gibt es auf der Insel auch eine Uni-Fakultät, an der nur drei Fächer gelehrt werden, darunter, na klar, Mathe.

Eintauchen in die moderne Kunst

Direkt neben dem Pythagoras-Denkmal am Hafen liegt das Art Space Pythagorion. Der weißer Bau hebt sich deutlich ab von den Nachbarhäusern. Weder Souvlaki noch Cocktails noch sonstigen Klimbim findest du hier, sondern moderne Kunst! Ganz ehrlich, das hätte ich in diesem idyllischen Touristenstädtchen am hintersten Zipfel Europas nicht vermutet.
Die Architektin Penny Petrakou zeigt mir, wie sie das Haus vor wenigen Jahren umgebaut hat – vorher war dies nämlich ein halbverfallenes Hotel im 70er Jahre-Charme.

Architektin-griechische-insel-Samos-©looping

Ich finde es genial, wie Penny das Gebäude verwandelt und modernisiert hat, ohne es grundlegend zu ändern. Das Art Space ist bewusst offen gehalten. Kinder können einfach reinkommen und malen, und es werden viele Aktionen für die Besucher angeboten.

Kinder-griechische-insel-Samos-©looping

Das nämlich, erklärt mir Penny, ist ein Ziel des auf einer Stiftung beruhenden Art Space: Nicht nur Touristen, sondern auch die Menschen auf der Insel sollen einen Zugang zu moderner Kunst und zu aktuellen Fragen bekommen. Denn um Themen, die grade unter den Nägeln brennen geht es hier immer. Für diesen Sommer etwa ist eine große Ausstellung zum Thema Flucht und Migration geplant. Das Art Space ist definitiv einer meiner liebsten Reisetipps für Samos.

Fenster-Ausblick-aufs-meer-griechische-insel-Samos-©looping

Durch die großen Fenster scheint die Abendsonne. Ich sehe das glitzernde Meer und die Türkei, die nur anderthalb Kilometer von hier entfernt liegt. Dies ist ein einzigartiger Ort: zum Kunst-Gucken, zum Um-die-Ecke-Denken und zum Überwinden der Grenzen im Kopf. Ich wünsche dem Art Space, ach nein, ich wünsche gleich ganz Samos viele neugierige Besucher!

Καληνύχτα και όνειρα γλυκά*

Ich lasse den Abend am Hafen ausklingen. Das war der Süden von Samos und morgen geht es weiter in den wilden Norden für noch mehr Reisetipps für Samos.

pythagorio-Sommer-nacht-griechische-insel-Samos-©loopingpythagorio-nacht-griechische-insel-Samos-©looping

* Gute Nacht und süße Träume

Text und Fotos: Judith Hyams. Danke alltours für die Einladung.

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