Schneeschuhwandern in Südtirol, ich bin ein Glückspilz! Am Antholzer See steigen wir aus dem Auto, schnallen die Schneeschuhe an, schnappen uns die Stöcke und folgen Gilbert, unserem Guide. Der Weg führt erst über den zugefrorenen See und dann in Serpentinen hoch durch den Wald auf die Steizgeralm. Nach meinen Erlebnissen in Tirol und der Schweiz ist es das dritte Mal, das ich mit Schneeschuhen wandere und Gilbert ist mit seinen 68 Jahren fitter als wir alle zusammen. Gleichmäßig atmend steigt er voran wie eine junge Gämse. Wir versuchen mit Mühe das Tempo zu halten, und während wir noch nach Atem ringen, erzählt Gilbert mit ruhiger Stimme alles über die Berge, die uns umgeben. Auf jede Frage hat er eine Antwort und ist eine Seele von Mensch. Auf der Steizgeralm angekommen machen wir eine Pause. Ich nutze die Gunst der Stunde für meine fünf Fragen an Gilbert.
Seit wann bist du Bergwanderführer?
Ich bin schon mein ganzes Leben in den Bergen. Seit 1958 und seit 20 Jahren bin ich selbstständiger Bergwanderführer. Mir ging es nicht so gut und der Arzt hat gesagt, ich muss was anderes machen. Angefangen habe ich als Wanderer und Schneeschuhwanderer. Vom Ökologischen her ist es das Wertvollste. Man kommt schön langsam zum Wild und ist nicht der Wildschreck wie die Skifahrer. Das wird ja schon zu Recht angeprangert. Man hat keine Wegepflicht und kann dadurch das Wild gut beobachten, Reh, Hisch, Gämse, Dachs, Mader oder Fuchs.. Der Unterschied zwischen Bergwanderführer und Bergführer ist im groben der: Ein Bergführer ist mit Material am Berg unterwegs, ein Bergwanderführer nicht.
Wie wird man europaweiter Bergwanderführer?
Du machst dafür eine Ausbildung, 20 Tage im Winter 20 Tage im Sommer und jedes Jahr zwei obligate Tage zur Vertiefung. Wenn ich für einen nationalen Naturpark arbeite, dann muss ich mich natürlich noch weiter fortbilden über Flora und Fauna. Wenn ich irgendwo arbeiten will, fahre ich vorher in die Gegend, schaue mir alles an. Dann entwickle ich meine Tour und biete das den Agenturen an.
Was hast du in deinem Rucksack?
Medikamente, Wechselwäsche, erste Hilfe Sachen, Ersatzschuh und Materialbox, falls etwas unterwegs kaputt geht. Die Medikamente sind aber nur für mich. Ich darf den anderen nicht einfach Medikamente geben. Schon beim Pflaster wird es heikel, wegen Allergie und so.
Wo wanderst du am liebsten?
Diese Frage bekomme ich oft gestellt. Aber dafür gibt es keine Antwort. Jeder Moment ist anders. Die Natur präsentiert sich immer wieder neu. Im Hochgebirge kann sich die Situation schnell ändern. Selbst ein Schneesturm im Sommer ist möglich. Man kann sein Leben lang wandern und hat doch nichts gesehen.
Schon mal in eine Lawine gekommen?
Das bleibt nicht aus, wenn man über 50 Jahre im Schnee wandert. Man muss einfach wissen, wo man gehen darf und wo nicht. Es sind manchmal Kleinigkeiten, die dich retten. Zum Beispiel darfst du niemals die Schlaufen an den Stöcken benutzen. Das ist das Todesurteil. Wenn du bei einer Lawine verschüttest wirst, und du kommst nicht aus den Schlaufen heraus, dann kannst du dich nicht befreien. Ein Arm links, einer rechts. Du liegst da, wie gekreuzigt. Oder, wenn du auf deinem Arm liegst, dann kannst du den nicht unter dir vorziehen. Viele vergessen auch bei ihren Touren den Beper mitzunehmen, oder die Batterien sind leer. Das sind alles kleine Fehler. Du darfst auch nicht einfach über eine Schneefläche laufen, nur weil vor dir schon jemand da lang gelaufen ist. Verlass dich nicht darauf! Du musst immer selber sehr aufmerksam sein.
Danke Gilbert für deine Antworten. Schneeschuhwandern in Südtirol mit einem Guide wie Gilbert ist ein ganz besonderes Erlebnis und ich frage mich, warum alle Skistöcke diese gefährlichen Schlaufen haben. Wer mit Gilbert wandern und dabei die Schönheit der Natur erleben möchte, der kann ihn über den Tourismusverein Antholzertal +39 0474 496 269 anfragen.
Fotos und Text: Britta Smyrak
Danke an den Tourismusverband Kronplatz für die Einladung zum Schneeschuhwandern in Südtirol und an Gilbert, für die großartige und lehrreiche Wanderung.
Trotz sommerlichen temperaturen in münchen mach das wieder lust auf die berge im schnee 🙂
In Berlin ist es im Moment eher Grau. Da ist die Sehnsucht noch größer!