Love peace and happiness auf Formentera

Wie heißt es doch so oft: „It’s all about the people“. Das kann ich bei Formentera nur unterschreiben, denn bei aller Schönheit sind es vor allem die Menschen, die diesen Ort prägen, ihm ein Gesicht und eine Geschichte geben. Kreative und Musiker scheint diese Insel im Schatten von Ibiza magisch anzuziehen. Pink Floyd (jawohl, die haben definitiv eine Windmühle aus Formentera auf einem Cover), King Crimson und sogar Bob Dylan sollen hier gewesen sein! Wen ich getroffen habe, der ist vielleicht nicht ganz so prominent, aber auf jeden Fall ein Original.

„One love, one heart – let’s get together and feel all right“

1978, drei Jahre nach Francos Tod, gibt Bob Marley sein legendäres Konzert auf Ibiza. Spanien befindet sich im Umbruch und auf der Insel weht der Wind der Veränderung. Alles scheint möglich und im Zuge dieser neuen Freiheit strömen die Hippies massenhaft auf die Insel. Sie wollen Love and Peace feiern, ein alternatives Leben führen und die Sonne genießen. Ein paar von ihnen wagen auch den Sprung, oder besser gesagt die Fahrt mit der Fähre nach Formentera. Das Leben auf der kleinen Insel war damals noch recht einfach. Vielerorts gab es weder Strom noch fließendes Wasser, und trotzdem schien es für sie das Paradies zu sein. Viele sind seit dem wieder gegangen. Neue Leute auf der Suche nach dem Glück sind nachgekommen. Und einige von damals sind geblieben und haben sich ein kleines Business auf der Insel aufgebaut. Einer davon ist „Leder Peter“, den ich zufällig auf dem kleinen Hippiemarkt El Pilar auf Formentera treffe.

Love peace and happiness auf Formentera. Von den Anfängen.

Peter (57) kommt ursprünglich aus Deutschland und erzählt nicht ohne Stolz, dass er einer der Ersten war, der hier in der 80er Jahren auf dem Markt seine Ledersachen verkauft hat. „Damals war alles noch ganz einfach“, berichtet Peter. „Auf der Insel gab es zwei Polizisten die waren immer betrunken und abends trafen sich alle zusammen zum Essen und Trinken, wie in einer großen Familie.“

Peter hat Schneider gelernt. Seine Idee waren allerdings nicht irgendwelche Klamotten zu verkaufen, sondern individuelle Jacken und Hosen aus Leder. Das gefiel den Leuten und lief anfangs so gut, dass er bald vom Hippiemarkt in einen kleinen Laden umzog. Zehn Jahre hatte er den Laden, aber irgendwann traf er den Geschmack der Leute nicht mehr, das Geschäft kam ins Stocken. Also verkaufte er kurzerhand alles und ging für sieben Jahre auf Weltreise. Irgendwann unterwegs packte ihn aber das Heimweh nach der kleinen Insel und er ist zurückgekommen, zurück zu seinem Hippiemarkt auf Formentera. Hier baut er jeden Mittwoch und Sonntag seinen Stand mit selbst gemachten Lederwaren auf, und wie es aussieht, kann er davon ganz gut Leben. Peter schwelgt natürlich in seinen Erinnerungen an die Anfänge und trotzdem habe ich das Gefühl, das er ganz zufrieden ist und sich keinen besseren Platz vorstellen kann.

Inspiriert von der Natur

Vom Hippiemarkt aus führt mich mein Weg nach links, die Straße ein Stück entlang, bis zum Atelier von Enric Majoral. Auch Enric ist jemand, der einfach beschloss nach love, peace and happiness da zu bleiben. Er ist weder gelernter Designer noch Goldschmied, sondern fing einfach an Schmuck zu entwerfen und zu gestalten. Mit seinen eigenwilligen, künstlerischen Schmuckstücke hatte er Erfolg und heute ist er ein angesehener Schmuckdesigner. Das Label Majoral ist weit über die Grenzen der Insel hinaus bekannt. Enrics Stil ist noch immer sehr experimentell und seine Inspiration holt er sich aus der Natur. Seine neue Kollektion hat zum Beispiel das Neptungras zum Vorbild, das massenhaft vor der Küst von Formentera wächst. Auch Enric und seine Frau sind offensichtlich mit dem Leben auf der Insel sehr zufrieden.

Der Traum von der eigenen Gitarre

Nach Leder und Schmuck treffe ich als Letzten den Gitarrenbauer Ekkehard Hoffmann. Ekkehard kommt aus Bremen und ist vor mehr als 20 Jahren auf Formentera gelandet. Hier hat er die Werkstatt eines Guitarrenbauers übernommen und Formentera Guitars gegründet. „Damals war es auf der Insel natürlich noch viel ruhiger“, sagt auch Ekkehard. Aber das sagen ja irgendwie alle. Bei Ekkehard kann ich lernen, meine eigene E-Gitarre zu bauen. Jetzt bin ich kein Gitarrenfreak, aber ich glaube, wenn ich dieses Instrument spielen würde, dann wäre die Option meine eigene Gitarre zu bauen sicher ein Highlight. Und so tummeln sich bei schönstem Wetter in der Werkstatt auch die Workshop Teilnehmer und streicheln ganz verliebt über das Holz, dass sie bearbeiten. „Fühl mal hier, das Holz, sexy, oder?“ Wer also nicht weiß, welche Gitarre er kaufen oder spielen möchte, wie wäre es mit der eigenen? So wie es aussieht, macht das sehr, sehr glücklich.

Früher war alles besser?

Nachdem ich  Peter, Enric und Ekkehard getroffen habe, beschleicht mich wie so oft auf Reisen das Gefühl, mal wieder zu spät zu kommen. Die besten Zeiten sind vorbei, die Welt schon überall entdeckt. Auf der anderen Seite ist es aber auch egal, denn wie wir alle wissen, neigen wir zur Verklärung der Vergangenheit und ich kann die Gegenwart auf Formentera ganz prima genießen. Außerdem glaube ich nicht, dass es unbedingt besser war, es war einfach nur anders! Love peace and happiness auf Formentera still alive!

Noch mehr zu Formentera kannst du hier lesen:

Fotos: Britta Smyrak

Danke an Maria von Tourspain und Miguel für die Einladung und die super Betreuung vor Ort. Ohne euch wäre die Reise nur halb so schön gewesen.

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