Ganz vorne mit dabei. Besuch im Cockpit von Germania.

Ein Besuch im Cockpit

Einmal im Cockpit aus dem Fenster schauen, einmal vorne beim Piloten mitfliegen, ich wette, der Besuch im Cockpit steht auf vielen Wunschlisten kleiner und großer Jungs und Mädchen inklusive meiner! 

Besuch im Cockpit. Germania macht es möglich!

Kurz vor meinem Rückflug mit Germania von Pafos auf Zypern nach Berlin telefoniert Sabine, die Pressesprecherin von Germania mit dem Flugkapitän der heutigen Maschine und fragt, ob es mit dem angefragten Flug im Cockpit klappen könnte. Obwohl schon seit 30 Jahren auf dem Markt, ist Germania verglichen mit anderen Airlines eine relativ kleine deutsche Fluggesellschaft, was allerdings den Vorteil hat, dass die Angestellten sich noch persönlich kennen, gut verstehen und eben einfach mal den Kapitän anrufen können. Eckhard hat das Letzt-Entscheidungs-Recht und gibt das Go! Ich bin ganz schön aufgeregt und lasse mich vom Wind in den Flieger wehen.

Die Machine hebt routiniert von der Startbahn ab, Zypern unter mir wird immer kleiner. Die Anschnallzeichen erlöschen, das ist mein Startzeichen. Noch bevor das Frühstück an Board an alle Fluggäste verteilt wird, gehe ich nach vorne und schlüpfe ins Cockpit.

Heute machen wir den LOOPING! (Kleiner Scherz.)

Kann sich noch jemand an die lustige Werbung vom Stern erinnern? Ich kann es mir nicht verkneifen und betrete das Cockpit mit den Worten: “Hallo, ich bin Britta und heute machen wir den LOOPING?“ Leichte Irritation, dann Gelächter. Den Looping machen wir heute nicht lautet die beruhigende Antwort vom Kapitän, aber wir können ein bisschen im Kreis fliegen. Die Atmosphäre ist entspannt, die Maschine fliegt auf Autopilot, im Moment ist nicht viel zu tun. Das also ist der Blick, den ein Pilot jeden Tag hat, denke ich als ich durch die relativ schmale Frontscheibe schaue.

Die Atmosphäre ist entspannt, die Maschine fliegt auf Autopilot, aber beide Piloten wären selbstverständlich in der Lage die Maschine auch so zu fliegen. Im Cockpit der Boing 737 ist es enger, als ich gedacht habe. Recht spartanisch und technisch mit vielen Knöpfen und Schaltern ist es auch nicht bequemer, als in der Economyclass. Wir überfliegen die Gegend von Antalya und ich schaue auf  schneebedeckte Gipfel unter mir.

In der Mitte des Cockpits, auf dem kleinen Computermonitor stehen grüne Buchstaben und Zahlen auf schwarzem Grund. Echt Oldschool würde ich sagen. Das ist das Herzstück der Maschine erklärt der Kapitän. Der Computer arbeitet verlässlich und fehlerfrei seit 1998 mit einem 68er-Prozessor. Hier werden die nötigen Flugdaten eingegeben und die Route samt Treibstoffverbrauch berechnet. Wahrscheinlich kann mein Handy mehr.

Im gesamten Cockpit sehe ich nicht eine Landkarte. Die haben die Piloten in ihren Tablett-PC´s, wie auch alle Anflugkarten sowie Wind- und Wetterinformationen. Ebenso wichtig ist die Computergrafik mit den Abkürzungen der nächsten Flughäfen. Neben dem Kapitän sitzt der Copilot, immer ein Ohr aufmerksam am Kopfhörer, um keine wichtige Nachricht zu verpassen.

Sind sie lieber auf dem Boden oder in der Luft?

Kapitän: Ich fliege, seit ich 14 bin. Angefangen habe ich mit Segelfliegen. Das hat mir einfach Spaß gemacht, später bin ich dann zum Militär gewechselt. Ich fliege seit 1978 aber wir rechnen nicht in Jahren sondern in Flugstunden.

Copilot: Da kommen bei dir jede Menge zusammen.

Kapitän: Ich habe noch 7 Jahre vor mir. Als Pilot darf ich bis 65 fliegen, dann ist Schluss. (Ich kann mich täuschen, aber ich habe das Gefühl, als klingt bei dem Gedanken aufzuhören ein bisschen Wehmut durch)

Copilot: Ich fliege seit 2008, ich habe als Flugzeugmechaniker bei der Lufthansa angefangen und dann im Fernstudium die Ausbildung gemacht. Jeden Tag gelernt und 5 Jahre gebraucht.

Kapitän: Geht natürlich auch schneller! (Beide lachen)

Copilot: Man kann die Ausbildung auch in zwei Jahren schaffen, aber mit Job nebenbei, da muss man ein ganz schönes Durchhaltevermögen haben. Insgesamt muss man für 16 Fächer lernen! Und wenn man den Schein hat, dann lernt man erst richtig.

Kapitän: Es ist wie beim Autofahren. Du hast zwar den Schein, aber dann musst du Erfahrung sammeln. (Beide nicken zustimmend)

Was ist das für eine Maschine?

Kapitän: Das ist eine Boing 737, da muss man noch fliegen! Hier entscheidet noch der Pilot, was das Flugzeug macht

Copilot: Wir sagen, die Boeing ist ein „ehrliches“ Flugzeug. Die Hebel bewegen sich noch, wie auch das Trimmrad. Bei anderen Flugzeugtypen ist das schon längst nicht mehr der Fall.

Gab es schon mal ein Missverständnis mit den Fluglotsen?

Kapitän: Fehler kommen vor, aber da kann man ja nachfragen. Sind alles nur Menschen. Es muss schon viel zusammenkommen, dass etwas passiert.

Und Probleme mit Fluggästen?

Kapitän: Es gab mal eine Passagierin, die hatte unglaubliche Flugangst. Die tat uns richtig leid. Da haben wir gesagt, die soll mal zu uns ins Cockpit kommen.

Copilot: Flugangst kommt auch, weil man nicht weiß, was passiert. Man hört Geräusche und kann die nicht einordnen.

Kapitän: Die war danach so glücklich. Die hat uns alle umarmt.

Ich glaube, das hätte ich auch getan. Während ich hier sitze und die Aussicht genieße kommen immer wieder kurze Meldungen, auf die der Copilot reagiert. Knöpfe werden gedreht, Schalter gedrückt, es sieht eigentlich alles ganz einfach aus. Vor uns taucht das schwarze Meer auf und für mich wird es Zeit mich zu verabschieden und wieder an meinen Platz zu gehen. Danke für den Besuch im Cockpit und bis zum nächsten Mal!

Text Britta Smyrak Fotos: Britta Smyrak und Sabine Teller

Danke an Germania für den Besuch im Cockpit.

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