Einmal um die Welt, bitte: zu Besuch im Aquatis in Lausanne.

Zu Besuch im Aquatis in Lausanne

Zu Besuch im Aquatis in Lausanne. „It’s not only a visit. It’s a journey.“ Diese zwei Sätze stehen als Motivation hinter zwei Millionen Liter Wasser und einem einzigartigen Projekt in der Schweiz und Europa. Eine Reise zu den fünf Kontinenten auf 350.000 Quadratmetern und zwei Ebenen, frisch eröffnet und neben dem olympischen Museum eine weitere Riesenattraktion für die Stadt.

Schon die ersten 15 Sekunden sind oft entscheidend bei einem ersten Aufeinandertreffen zweier bisher unbekannter Wesen der Spezies Mensch. Die Direktorin des Aquatis, eine Meeresbiologin, ist mir schon nach den ersten 9 Sekunden äußerst sympathisch.

Denn Angélique Vallée-Sygut holt einen Spielzeug-Dino aus der Tasche und nennt im selben Atemzug den Titel eines Buches von Douglas Adams. Bämm. Kennst du dieses Buch?, fragt sie mich. Oh ja.

Wir beide lieben denselben: Mister Douglas Adams

Für Die letzten ihrer Art aus dem Jahr 1990 machte der großartige und leider schon viel zu früh verstorbene Autor des Kultbuches Per Anhalter durch die Galaxis mit dem Zoologen und Fotografen Mark Cawardine eine Reise rund um den Globus, um über die vom Aussterben bedrohten Tierarten zu berichten. Mit seinen Worten lief das, was er mit dem Wissenschaftler da tat, ungefähr so ab: „Mark ist ein ungemein erfahrener und bewanderter Zoologe, der damals für den Word Wildlife Fund arbeitete und dessen Aufgabe im wesentlichen darin bestand, von allem eine Ahnung zu haben. Meine Aufgabe – eine, für die ich absolut qualifiziert bin – bestand darin, ein ungemein unwissender Nicht-Zoologe zu sein, für den alles wie aus heiterem Himmel zu kommen hatte.“ Klasse. Genauso geht es uns doch meistens auch, wenn wir ins Aquarium, Terrarium oder Vivarium gehen, nicht wahr?

Zu Besuch im Aquatis in Lausanne

Und genau so geht es mir auch jetzt in Lausanne: Ich bin vollkommener Laie auf ihrem Gebiet und habe nur aus dem einfachen aber plausiblen Grund, dass ich schon zehn Jahre lang Mutter bin, einige Aquarien und Terrarien begutachtet. Was entscheidet denn dieses Aquarium-Vivarium von den Anderen, bitte ich Madame Vallée-Sygut, mir die Idee dahinter zu erklären. Gute Frage, sagt sie, der Profi. Zum Projektbeginn im Jahr 2002 stand da tatsächlich noch ein völlig andere Idee dahinter als Ende Oktober 2017 zur Eröffnung und noch 2011 handelte es sich eigentlich um ein „Aquarium mit Namen von Fischen, mehr nicht“. Doch jetzt ist es eine total realistisch und naturgetreu aufgebaute Oase, eine komplizierte Konstruktion auf mehreren Ebenen. Die Entscheidung für 30% Vivarium und 70% Aquarium fiel vier Jahre vor der Eröffnung. Nun geht es hier um Wasser plus Land plus Innovation plus Wissenschaft – um eine Reise um die Welt.

Das ganze Projekt ist ein 100%iges Investment aus privaten Fonds. Ein Hotel ist angeschlossen, so dass Hotelgäste aus den 143 Zimmern oder die Teilnehmer aus den 8 Seminarräumen gewiss sein können, ihr Frühstück neben Komodo Waranen, Krokodilen, Piranhas oder Schlangen einzunehmen. Wundervoll!

Das Süßwasser als Quelle des Lebens

Wer hier herkommt, kann eintauchen in eine Süßwasserwelt aus 46 Aquarien, Vivarien bzw. Terrarien und ganzen 20 Ökosystemen. Der Besucher soll auf zwei Etagen und 3.500 Quadratmetern in einer oft interaktiven Ausstellung Einblick in Lebewesen aller fünf Kontinente bekommen. Einerseits geht es um eine phantastische Entdeckungsreise der aquatischen Lebensräume der Welt, andererseits um die Vermittlung eines wissenschaftlichen Ansatzes. Deswegen werden aktuelle Themen zur Problematik des Wassers, zur Biodiversität und zum Klima ebenfalls elementar.

Wie im Kino. Nur wirklich.

Auf dem Entdeckungsparcours zwischen den Kontinenten findet man oft vom Kino inspirierte Szenographien, abgewechselt mit liebevoll gestalteten Dekorationen, zum Beispiel dem am Land und im Wasser lebenden Spinosaurus, 10–15 m Länge und 20 Tonnen Gewicht, sage ich nur. Der Kerl hier ist riesengroß und wahnsinnig gut gemacht – ich habe die Künstler während ihrer Arbeit an ihm beobachten dürfen und gesehen, mit welcher Hingabe dieses Urtier gefertigt worden ist.

Es ist eben nicht nur Show

Stattdessen erhält man wirklich wundervolle Einblicke: Die erste Etage ist Europa gewidmet, dem prähistorischen Leben. Vorbei an einer Million Liter Wasser kommt man dann auf der zweiten Etage an und kann die anderen Kontinente entdecken. Afrika, Asien, Amazonien, Ozeanien. Abschließend für den Rundgang im Zentrum des Gebäudes steht Südamerika mit den Regenwaldspezies.

Das Aquatis zeigt Tier- und Pflanzenarten, von denen hunderte bedroht sind. Die große Botschaft, die es zu vermitteln gilt: Deren empfindliche natürliche Lebensräume müssen unbedingt erhalten werden!

Intensive Auseinandersetzung mit Themen

Eigens dafür gibt es ein Workshop-Konzept für Kinder, in der anhand der Stationen der Weltreise die Vision vermittelt werden soll. Es ist eben nicht nur der Fun-Approach, sondern ein durchaus erzieherischer Ansatz zur Beschäftigung mit dem großen Themen Nachhaltigkeit, eine Kritik am Klimawandel. Im Zuge dessen werden im Aquatis innovative Projekte im Zusammenhang mit nachhaltiger Entwicklung vorgestellt.

Direktorin Angélique Vallée-Sygut betont übrigens, dass die Beschaffung der Arten nach den Grundsätzen der World Association of Zoos and Aquariums und mit höchster Sorgfalt unter Berücksichtigung des Wohlbefindens der Tiere erfolgt.

Bevor ich dir hier noch viel länger begeistert weitererzähle vom 4,5 m langen Arapalma, dem größten Fisch in Südamerika und leider ebenfalls Vertreter einer bedrohten Art, rate ich dir: Schau’s dir mal an. Erlebe es und lasse es wirken. Lausanne ist es ohnehin wert – bei Interesse an ein paar Tipps für die schöne Stadt in der Schweiz kannst du hier weiterlesen. Viel detailliertere Informationen über das Aquatis selbst findest du natürlich auf der Website unter aquatis.ch.

Du bist ein großer Aquarienfreund, aber gerade nicht in der Schweiz? In Stralsund an der Ostsee gibt es auch ein fantastisches Aquarium – das Ozeaneum. Näheres dazu findest du hier.

 

Zu Besuch im Aquatis in Lausanne: Für meine Recherchen geht mein allerherzlichster Dank für die Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband des Genferseegebietes VAUD – Région du Léman; ebenso wie an die Mitarbeiter um Direktorin Angélique Vallée-Sygut sowie an die äußerst fachkundige Begleitung durch Melanie Schacker von PR Solutions by Melanie Schacker. 

 

Text, Dino-Foto und Fotobearbeitung: Sabine Neddermeyer
Fotos: Aquatis
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