Spaziergang durch Neukölln mit Leonie, meinem „Local Sunshine.“

Berlin mit Kindern entdecken

Berlin mit Kindern entdecken, heute probiere ich bei einem Spaziergang durch Neukölln etwas Neues aus, einen Local Guide. Das Beste, was einem in einer fremden Stadt passieren kann, ist doch, einen Local kennenzulernen. Bei einem Aufenthalt im Apartmenthaus Miniloft kannst du dem Schicksal etwas auf die Sprünge helfen und den Local gleich mit der Unterkunft zusammen buchen. Ich habe es getan und heute treffe ich Leonie aus Neukölln, Mutter von Anton 2 Jahre.

Hab‘ Sonne im Herzen, ob’s stürmt oder schneit.

Die Idee hinter „Book a Local“ ist nicht, einen Guide für eine Stadtführung zu bekommen, sondern Zeit mit dieser Person zu verbringen und sich über ein Thema oder gemeinsame Interessen kennenzulernen.

Vor unserem Treffen haben Leonie und ich kurz telefoniert, damit sie ungefähr weiß, wofür wir uns interessieren, bzw. was wir zusammen unternehmen wollen.“Lilia mag Tiere und Süßes und ich möchte einfach Neukölln entdecken.“ Also, auf geht’s.

Treffpunkt ist der U-Bahnhof Karl-Marx-Straße.

An diesem U-Bahnhof steppt der Bär. Die Karl-Marx-Straße ist die Haupteinkaufsstraße in Neukölln mit dem obligatorischen Shoppingcenter, einem Kino und diversen Geschäften. Ich weiß nicht, wie Leonie aussieht, wir haben darauf verzichtet, uns gegenseitig Fotos zu schicken, darum schaue ich einfach jeder Frau tief in die Augen. Manche gucken zurück und sind leicht irritiert, andere schauen schnell zur Seite.

Plötzlich, auf der anderen Straßenseite, eine Frau mit schwarzer Baskenmütze und langem Zopf, winkt so freundlich rüber, das muss Leonie sein.

Spaziergang durch Neukölln mit Leonie

Berlin mit Kindern entdecken: mitten in der Stadt oder schon auf dem Land?

Nach kurzer Begrüßung schlägt Leonie vor, dass wir zum Rixdorfer Marktplatz gehen. Sie möchte mir unbedingt den Comenius Garten Rixdorf zeigen, bevor es anfängt zu regnen, denn leider braut sich über uns gerade mächtig was zusammen.

Der Garten ist großartig, eine richtige Oase mit wilder Blumenwiese und Obstbäumen, einem kleinen Biotop und Kräuterbeeten, die von den hiesigen Schulen und Kitas gepflanzt und gepflegt werden.

Wenn ich nicht wüsste, dass ich in Neukölln bin, würde ich sagen, wir sind mitten auf dem Land.

Wieder raus aus dem Garten spazieren wir durch ein paar kleine Straßen, schlängeln uns durch ein Loch in einer Mauer, und schlendern vorbei an alten Fachwerkhäusern, Idylle pur. Neukölln ist eben nicht nur sozialer Brennpunkt und Rütlischule.

Rettung in letzter Sekunde

Krawumm. Wie auf ein Stichwort hin öffnet der Himmel seine Schleusen und es regnet, was das Zeug hält. Zum Glück ist Leonies Mann schon unterwegs zu uns und rettet uns vor dem Untergang.

Wir springen ins Auto und fahren ein Stück bis in die Sonnenallee, die zweite große Straße die Neukölln durchschneidet. Vor einem netten Lokal namens Kindl Stuben setzt er uns ab.

Von außen sieht es nach 0815 Kneipe aus und wäre Leonie nicht dabei, ich wäre daran vorbei gelaufen. Innen ist es ganz gemütlich, die Wände sind bemalt mit coolen Zeichnungen, der Cappuccino ist hervorragend und der Kuchen üppig.

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Und das Beste ist, Leonie kennt hier jeden. Küsschen hier Küsschen da, auch ihr Sohn Adam fühlt sich wie zu Hause und wir sind auch sofort integriert. Das ist das eigentlich Coole, wenn ich mit einem Local unterwegs bin. Ich werde sofort aufgenommen in die Gemeinschaft, bin der Freund von einem Freund und keiner merkt, dass ich Leonie eben erst kennengelernt habe.

Mit einem Local durch die Straßen von Neukölln

Der Regen lässt nach und wir ziehen weiter. Den Programmpunkt Tiere streichen wir heute, weil wir bei dem Wetter nicht in die Hasenheide gehen. Ich verspreche Lilia hoch und heilig, dass wir da bald mal alleine hinfahren. Aber Süßes, das kann Leonie uns bieten.

Unser Weg führt vorbei an arabischen Herrenfriseuren, wo ich durch das Schaufenster sehen kann, wie Männer mit blankem Rasiermesser rasiert werden. Es geht vorbei an türkischen Cafés, die nur von Männern bevölkert sind, gefolgt von kitschigen Ramschläden, die alles haben, was ich nicht brauche, bis wir vor einer ägyptischen Bäckerei stehen.

Hier zahlt sich aus, dass Leonie Islamwissenschaften studiert hat, denn beim Eintreten begrüßt sie den Verkäufer gekonnt mit: „Salam aleikum!“ und er antwortet sichtlich angetan mit: „U aleikum assalaam!“

Wir kaufen diese sündhaft süßen, kunstvoll aufgeschichteten Baklavas. Beim Rausgehen erklärt mir Leonie noch, das „Umkalthum“ nicht nur der Name der Bäkerei ist sondern ursprünglich zu einer ägyptischen Opernsängerin gehört. Als das der Besitzer hört, ist er nicht mehr zu halten und kommt ganz begeistert hinter seinem Tresen hervor. Er erzählt uns gleich noch, dass viele Ägypter diese Sängerin am Abend hören und am Morgen die Sängerin Fayrouz.

Der Abschied ist herzlich und wir steuern unser nächstes Ziel, gleich schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite an, das Nussdepot Ed&Fred. Hier gibt es Nüsse in allen Formen und Farben, süß, salzig, scharf und aromatisch. Auch hier können wir uns nicht zurückhalten. Ich entscheide mich für Rauchmandeln und Lilia für die gezuckerten. Leonie, der Profi unter uns, nimmt eine Tüte gemischt von allem. Später mopsen wir ständig von ihr, weil es viel mehr Spaß macht, die Nüsse zu probieren, die wir gar nicht kennen.

Mittlerweile hat es sich richtig eingeregnet, und die Kinder haben keinen Bock mehr weiter rumzulaufen, also geht es noch kurz auf den Spielplatz. Wir biegen von der Sonnenallee ab in die Pannierstraße, dann links in die Weserstraße und landen auf dem Reuterplatz. Auf diesem kurzen Stück kommen wir an so vielen netten kleinen Läden vorbei, dass ich hier unbedingt wieder herkommen möchte.

Spaziergang durch Neukölln zum Spielplatz

Lilia ist in null Komma nix klitschnass, denn natürlich musste die Rutsche getestet, die Kletterstange runtergerutscht und die Reckstange ausgiebig beturnt werden. Was mache ich mit einem nassen Kind? Richtig, ab nach Hause. Beim Blick auf die Uhr sehe ich auch, dass wir seit drei Stunden unterwegs sind. Wow, es kam mir gar nicht so lange vor und was das Beste ist, ich könnte noch ewig mit Leonie durch Neukölln streifen, auch bei diesem Wetter. Beim Abschied fallen wir uns wie Freunde um den Hals und ich glaube, Leonie hat es auch gefallen. Vielen Dank für diesen tollen Nachmittag, Leonie. Berlin mit Kindern entdecken macht mit einem Local richtig Spaß. Und jetzt ab nach Hause.

Update 2018:

Wie es aussieht, bietet das Miniloft den Service nicht mehr an. Dafür ist die Idee einen Local Guide in Berlin zu buchen mitterweile etabliert und es gibt verschiedene Vermittler, die ich allerdings noch nicht getestet habe. Aber vielleicht traust du dich auch alleine nach Neukölln und spazierst mir einfach nach.

Text und Fotos: Britta Smyrak

Berlin mit Kindern entdecken, danke an Leonie, ohne Deine Unterstützung wäre  es nur halb so schön gewesen.

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