Die Sonne lässt sich heute in Berlin nicht blicken, aber das ist auch vollkommen logisch, denn sie scheint ja auf Kreta! Juhu, Griechenland, das Sonnenloch. Drei T-Shirts, eine kurze Hose, reichlich Sonnenmilch für meine Käsebeine, das müsste reichen.
Überall ist es besser, wo ich nicht bin
Mit Condor geht es von Berlin Tegel direkt nach Heraklion. Voller Vorfreude auf ein paar Tag mit dem Auto unterwegs auf Kreta, steige ich in das Flugzeug. Zur Feier des Tages gibt es noch ein Upgrade und eine nette Unterhaltung mit der Purserette an Bord. Welt lass dich umarmen! Bei der Landung wird geklatscht, wie sich das gehört für einen Ferienflieger. Man spürt, alle sind in Urlaubslaune und freuen sich auf Sommer, Sonne, Strand und Meer.
Ich steige aus und denke ich bin im falschen Film: Kreta und Wolken! Sofort startet mein inneres Mantra: Das kann ja mal vorkommen, ist nur die Ausnahme, in Berlin ist es bestimmt nicht besser und vor allem kälter, Morgen scheint die Sonne, … und so weiter und so fort. Es ist schon komisch, kaum deckt sich die Realität nicht mit den Erwartungen, sinkt der Launepegel doch ganz rapide.
Mit dem Auto unterwegs auf Kreta
Ich spurte zur Autovermietung von Car Rental Interoad, denn ich bin die nächsten Tage mit dem Auto unterwegs auf Kreta und muss heute noch ein Stückchen Richtung Rethymno zu meinem Hotel fahren.
Mein Mietwagen ist eine kleine Kugel mit wenig PS, die sich aber ohne zu murren die Berge und kurvenreichen Straßen rauf und runterquält. Das passt, denn die Kreter fahren auch in solchen Autos durch die Gegend.
Auf dem Weg reisst endlich der Himmel auf und die Sonne kämpft sich durch. Na bitte, geht doch. Bei dem Anblick lege ich eine kurze Pause ein und freue mich, dass ich da bin, wo ich bin. So schnell kann Versöhnung gehen.
Ab ins Gelände. Meine erste Nacht auf Kreta.
Kurz vor dem Ziel schickt mich das Navi ins Landesinnere und es fällt mir ein bisschen schwer, das Meer zu verlassen. Tapfer schraubt sich mein kleines Auto den Berg hoch. Ich lande wohlbehalten auf dem Parkplatz vom Rimondi Grand Resort & Spa, meinem Hotel für die erste Nacht. Die Zeit bis zum Abendessen reicht noch für einen kurzen Spaziergang durch die große Anlage. Sie besteht aus einem Hauptgebäude mit Restaurant, Pool, Rezeption und Wellnessbereich und vielen Bungalows, teilweise mit eigenem Pool, die sich über das Gelände verteilen.
Der Pool beim Hauptgebäude ist ganz schön, mit Blick bis zum Meer aber den Kinderpool unten finde ich etwas lieblos. Ich kann ja verstehen, dass man ihn ein wenig abseits platziert, ich würde mit meiner Tochter aber ungern hier unten sitzen, derweil sich alle anderen oben amüsieren.
καληνύχτα! (Gute Nacht)
Nach der doch recht langen Anreise sitze ich schließlich ein bisschen müde auf der Terrasse, gönne mir ein noch Gläschen Wein und sage der Sonne Gute Nacht, bevor ich mich selbst in meine Kissen verkrümel.
Meine Ferien auf Kreta vom Winde verweht
Weiter geht meine Reise nach Rethymno. Für einen Stadtspaziergang treffe ich mich mit Manolis vom Touristenoffice. Ich parke mein Auto am Hafen und wir schlendern die Straße zum Fortezza hinauf. Diese Festung stammt aus dem 16. Jahrhundert, als die Venezianer über Kreta herrschten. Hier oben bläst heute ein kräftiger Wind und ich bin froh, dass wir schnell in die engen Gassen von Rethymno eintauchen.
Die Geschichte zu Rethymno im Schnelldurchlauf
Vor den Venezianern gehörten Rethymno und Kreta zum Oströmischen Reich mit der Hauptstadt Konstantinopel, dem heutigen Istanbul. Davor war es Teil des hellenistischen Reiches und nach den Venezianern kamen die Osmanen. Könnt ihr mir folgen? Unter osmanischer Herrschaft wurden viele Kirchen abgerissen oder zu Moscheen umgebaut und an die venezianischen Häuser baute man sogenannte osmanische Erker, damit die muslimischen Frauen auf die Straßen schauen konnten, ohne selbst gesehen zu werden. An manchen Häusern sieht man diese Holzerker noch heute. schließlich gab es 1896/97 einen Aufstand der griechisch-orthodoxen Bevölkerungsmehrheit gegen die türkische Herrschaft und 1898 erzwang eine Intervention Frankreichs, Russlands und des Vereinigten Königreichs eine fast vollständige Autonomie Kretas. Erst 1913 wurde Kreta Teil des griechischen Staates und es begann ein umfassender Bevölkerungsaustausch. Rund 50.000 Türken mussten damals die Insel verlassen und viele Griechen siedelten auf Kreta. Ich stelle fest, Reisen bildet, denn dass Kreta solange türkisch war, wußte ich nicht.
Ein Spaziergang durch die Altstadt von Rethymno
Kleine Geschäfte rechts und links wechseln sich ab mit hübschen Restaurants und in einer der Gassen finde ich die älteste Blätterteigbäckerei der Stadt. Seit den 50er Jahren wird hier das klebrige, ultra süße und sehr leckere Blätterteiggebäck namens Baklava hergestellt. Es ist eine Sünde, es nicht zu probieren.
Manolis erzählt mir, dass die Wirtschaftskrise auch an Kreta nicht spurlos vorbeigegangen ist, aber die Insel längst nicht so stark getroffen hat wie zum Beispiel das Festland und Athen. Das liegt zum einen an den Touristen, die die Insel nicht im Stich gelassen haben, aber vor allem an den Kretern selbst. Sie lieben ihre Freiheit und sind es gewohnt, ihr eigenes Ding zu machen. Athen ist weit und hier kann jeder tun und lassen, was er will. Die meisten haben ein Stückchen Land und kommen ganz gut alleine klar.
Noch mehr Geschichten über Kreta findest du hier:
- Chania ein kleines Juwel auf Kreta.
- Kreta, göttlich und grausam.
- Nicht weitersagen! Christi Island die unbewohnte Insel
- Auf der Flucht mit Zeus.
Fotos und Text: Britta Smyrak
Danke an das Rimondi Grand Resort & Spa für die Übernachtung, mit dem Auto unterwegs auf Kreta hat Car Rental Interoad möglich gemacht. Mit Condor bin ich geflogen und Manolis hat mir die Stadt gezeigt. Danke an die Griechischen Zentrale für Fremdenverkehr für die Einladung.