Heute steht ein Ausflug zum Jungfraujoch auf dem Programm. Es ist noch sehr früh am Morgen, als ich zum ersten Mal aus dem Fenster schaue. Obwohl ich gestern Abend, nach einem sonnigen Tag auf der Piste im Haslital, todmüde ins Bett gefallen bin, bin ich um 6 Uhr schon glockenwach. Wahrscheinlich bin ich ein bisschen aufgeregt.
Schweiz, wie aus der Zeit gefallen, das Hotel Alpenruhe in Wengen
Wengen schläft noch. Fasziniert schaue ich immer wieder diese mächtige Bergkulisse an. Tief unten im Tal ist es noch richtig duster und die ersten Sonnenstrahlen lassen die Jungfrau leuchten.
Das Hotel Alpenruhe ist ein bisschen aus der Zeit gefallen. Es fühlt sich an wie sonntags zum Kaffee bei meiner Oma. Die Lobby ist ein Traum in Rosa, der Essensraum ist akkurat gedeckt mit Blümchenvase auf jedem Tisch und darunter die weiße Tischdecke. Das Hotel ist ein Familienbetrieb, morgens kümmert sich der Sohn um die Gäste und abends kocht die Mutter ein hervorragendes Essen. Die Zimmer sind einfach und bieten einen grandiosen Blick auf Wengen und die Berge.
Heute morgen bin ich die Erste beim Frühstück und sehr glücklich, denn der frisch gebrühte Kaffee ist stark, heiß und gut. Das Buffet ist übersichtlich. Wie es sich gehört, zumindest für meine Oma, sind die abgepackten Marmeladenportionen auf einem Etagère angerichtet. Nach dem Frühstück laufe ich durch das verchlafene Wengen, vorbei an anderen, von außen wunderschönen Hotels und Häusern Richtung Bahnhof.
Wengen ist großartig. Es liegt auf einer Hochebene auf über 1200 Meter und man kommt nur mit dem Zug hier hoch. Im Ort selbst sind ausschließlich Elektrofahrzeuge unterwegs und jeder Nagel, jeder Liter Heizöl muss mit der Bahn transportiert werden. Wahnsinn.
Ausflug zum Jungfraujoch. Immer pünktlich, die Schweizer Bahn.
Zugfreunde würden beim Anblick der Zahnradbahn die von Lauterbrunn in einer knappen Viertelstunde nach Wengen fährt wahrscheinlich feuchte Augen kriegen. Tapfer erklimmt die kleine Bahn jede Kehre und jede Steigung. Von Wengen geht es weiter hoch, bis zur kleinen Scheidegg. Dort steige ich um in die Jungfraubahn, die ab hier bis zur höchsten Bahnstation Europas zum Jungfraujoch auf 3454 Meter Höhe fährt. Das Publikum wechselt schlagartig, um mich herum sind fast nur noch asiatische Touristen: Chinesen, Koreaner, Japaner. Sie sind im Moment offensichtlich die einzigen, die sich vom stolzen Fahrpreis von 124 Franken ab Kleine Scheidegg nicht abhalten lassen.
Der Zug macht einen Zwischenstopp an der Eigerwand und am Eismeer und ich muss an den Film „Nordwand“ denken mit Benno Führmann in der Rolle des Toni Kurz, der am Ende, im Seil hängend stirbt, weil ihn der Rettungstrupp, der in der Eigerwand bereitsteht, also fast genau da, wo ich jetzt bin, ihn nicht erreichen kann. Hochdramatisch und absolut sehenswerter Film über das Bergdrama 1936, ich bekomme jetzt noch eine Gänsehaut.
Geglückt ist der Aufstieg dann 1938 mit der gestrichelten Route 2. Die Eigernordwand hat eine Höhe von über 1800 Metern und mit einer Länge von bis zu vier Kilometern gehören die Kletterrouten durch die Wand auch heute noch zu den längsten und anstrengendsten der Alpen. Ich bin ganz schön aufgewühlt und fahre weiter hoch bis zur Endstation Jungfraujoch.
3454 Meter über dem Meer. Das Jungfraujoch in der Schweiz
3454 Meter über dem Meer, der Zug hat sich auf seiner neun Kilometer langen Strecke durch die Berge Eiger und Mönch gekämpft und dabei 1400 Höhenmeter überwunden. Ausgedacht hat sich dieses Wunderwerk der Technik der Züricher Industrielle Guyer-Zeller. Die Einweihung nach 16 Jahren Bauzeit hat er 1912 leider nicht erlebt. Er starb bereits 1899.
Neben der Wetterstation, die hier oben steht und wissenschaftliche Messungen durchführt, gibt es noch einen Eispalast mit Eisskulpturen und die Ausstellung Alpine Sensation u.a. zur Geschichte der Bahn und der Wetterstation. Außerdem einen Lindt Schokoladenshop, ein Restaurant und einen Uhrenshop mit asiatischen Verkäuferinnen. Letzteres macht absoluten Sinn.
Ich gehe raus und genieße eine unglaubliche Aussicht auf das ewige Eis, den Aletschgletscher, der längste Eisstrom der Alpen und eine absolute Stille. Ein paar Verwegene starten von hier geführte Skitouren und sehen in der Feren wie Ameisen aus. Ich mache mich wieder auf den Rückweg zur Kleinen Scheidegg denn ich will heute noch die Pisten mit dem Snowboard erkunden.
Ein Ausflug zum Jungfraujoch lohnt sich!
Ich muss sagen, auch wenn es nicht ganz billig ist, dieser Ausflug zum Jungfraujoch hat sich für mich absolut gelohnt. Man kann auch prima mit Kind hochfahren, denn die Ausstellungen sind sehr interessant, der Ausblick grandios und die Geschichte erst recht spannend. Das Jungfraujoch ist das ganze Jahr geöffnet und wer noch mehr Infos möchte, der schaut am besten auf der Seite von Schweiz Tourismus nach www.MySwitzerland.com oder ruft direkt an: 0080010020030 (kostenlos) Und jetzt geht es direkt auf die Piste!
Noch mehr Artikel über die Schweiz findest du hier:
-
Ganz großes Kino. Die Jungfrau Region in der Schweiz.
-
Skifahren lernen in drei Tagen. Ein Selbstversuch in Crans Montana.
-
Teuflisch gut! 125 Pistenkilometer im Skigebiet Villars-Gryon/Les Diablerets.
Fotos: Britta Smyrak
Danke an Frau Agreiter von STMS und Schweiz Tourismus für die Einladung und den Ausflug zum Jungfraujoch
3 Kommentare