Ein Wochenende in Brandenburg frei nach Rainald Grebe.

„Es gibt Länder, wo richtig was los ist und es gibt BRANDENBURG BRANDENBURG“ Klischee oder Wirklichkeit? Ein Wochenende in Brandenburg im Selbstversuch. Mein Ziel Groß Neuendorf im Oderbruch.

In BRANDENBURG in BRANDENBURG ist wieder jemand gegen einen Baum gegurkt!

Ich kann mich noch gut erinnern, als kurz nach Mauerfall die hirnrissige Idee aufkam die Alleen im Osten zu fällen, damit nicht so viele Unfälle passieren. Zum Glück haben sich die Deppen damals nicht durchgesetzt und so kann ich noch immer durch die schönsten Alleen Richtung Osten fahren.

Wer hier meint mit mehr als 100 km/h langbrettern zu müssen, der hat es einfach nicht kapiert. Außerdem ist die Polizei in Brandenburg sehr schlau und versteckt unzählige Blitzer zwischen den Bäumen!

Aber was noch viel schlimmer ist, du rast leicht an den spannenden Sachen einfach vorbei! Denn die Brandenburger verstecken neben den Blitzern auch ihre Perlen ganz gerne.

In Tiefensee musste ich ganz schön auf die Bremse treten, als plötzlich ein riesiger Kopf am Straßenrand auftaucht. Das muss ich mir natürlich genauer ansehen! Großartig! Hier scheint das Atelier vom Bildhauer Sergej Alexander Dott zu sein.

In BERLIN bin ich einer von 3 Millionen!
In BRANDENBURG kann ich bald alleine wohnen!

Bester Laune geht die Fahrt weiter. Die Sonne knallt vom Himmel, das Radio ist laut aufgedreht und spielt die passenden Songs für meine Entdeckungsreise: BLUE MONDAY, SUMMERTIME SADNESS, LONDON CALLING. Endzeit- und Gewitterstimmung liegen in der Luft, es passt alles zusammen.

Das wird mein Wochenende in Brandenburg! Je weiter ich nach Osten fahre, umso leerer wird es. Ich werde das gute Gefühl nicht los: Hier kann jeder machen, was er will. Ist ja niemand da, den es stören könnte. Totale Freiheit.

Neben verlassenen Häusern in den Dörfern entdecke ich auch wunderschön renovierte. Ich glaube es gibt zwei Strömungen in Brandenburg, die jungen Leute, die das Land verlassen und die Stadtmüden, die Aussteiger, die zurückkehren und ihren Traum von Natur und Freiheit auf dem Land leben wollen. Sei es für immer, sei es nur am Wochenende.

Bevor ich nach Groß Neuendorf fahre, mache ich noch einen Abstecher nach Neulietzegöricke. Auch so ein Nest im Oderbruch mit großer Vergangenheit. Neulietzegöricke, von den Einheimischen liebevoll „Lietze“ genannt, ist das älteste Kolonistendorf in Brandenburg und wurde bereits 1753 gegründet. Viele Gebäude stehen unter Denkmalschutz und es ist ganz idyllisch. Leider hat das Kolonisten-Kaffee heute geschlossen, ich hätte gerne ein Kuchenpause eingelegt.

Ein Wochenende in Brandenburg oder ein Ausflug in die Geschichte

Was sind Kolonistendörfer?  Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Oder gebändigt und nach der Trockenlegung und Urbarmachung des Oderbruchs (1747-1753) sollte das Land neu besiedelt werden. Dafür lud Friedrich II. der Preußenkönig Bauern und Handwerker aus halb Europa ein und es entstanden 40 Dörfer, die sogenannten Kolonistendörfer. Ein großer Anreiz für die neuen Siedler war das Recht auf freie Religionsausübung, Steuerfreiheit und eine langjährige Befreiung vom Militärdienst.

Der Oderbruch entwickelte sich binnen kurzer Zeit zum „Gemüsegarten von Berlin“ und erlebte im 19. Jahrhundert seine wirtschaftliche Blüte. Besonders erfolgreich wurde der Zuckerrübenanbau betrieben. 1838 entstand in Kienitz die erste Zuckerfabrik, über 30 weitere folgten. Als Krönung für den wirtschaftlichen Erfolg wurde Ende des 19. Jahrhunderts die Oderbruchbahn gebaut. Die Strecke führte auch nach Groß Neuendorf dem Hafen an der Oder. Die Güter wurden hier auf Schiffe verladen und weiter nach Polen oder in die Ostseestaaten geliefert.

Nimm dir essen mit wir fahren nach BRANDENBURG!

Vor mir steht der historische Verladeturm im Kulturhafen von Groß Neuendorf, mein Nachtquartier. Frau Adam hat mich schon erwartet. Es ist kurz nach vier, sie macht das Turmcafé jetzt zu: „Heute kommt keiner mehr vorbei.“ Schlüsselübergabe und ich hole mein Gepäck aus dem Auto.

Verladeturm-Kulturhafen-Gross-neuendorf-Oderbruch-Brandenburg@looping

WOW! Vier Etagen nur für mich. Supereingerichtet, perfekt für einen Familienurlaub oder ein Wochenende mit Freunden.

Und der Knaller ist die Aussicht! Im Kaminzimmer gibt es eine Balkonterrasse und direkt vor mir fließt die Oder breit und träge dahin. Auf der anderen Flussseite liegt Polen. Was für eine grandiose Landschaft. Kein Haus, kein Strommast, kein Mensch, der mich stört!

Jetzt wird es dramatisch. Nach der Hitze des Tages ziehen dunkle Wolken auf. BLITZ, DONNER, REGENPRASSELN. Die Welt will untergehen. Ich fühle mich sicher in meinem Wehrturm und bin heilfroh, dass ich mir das Spektakel von oben ansehen kann. Besser als Kino!

Zack, der Strom ist weg. Zum Glück ist es noch nicht komplett dunkel, sonst hätte ich ein Problem. Ich habe weder Kerzen noch Streichhölzer parat, das ist alles sicher in irgendeiner Schublade verstaut, ich weiß nur nicht in welcher.

Nach 5 Minuten ist der Strom wieder da. So schnell das Unwetter kam, so schnell verzieht es sich auch wieder und die Abendsonne kommt noch mal heraus. Ich nutze die Chance und gehe zum Flussufer hinunter. Blöd nur, dass meine Schuhe nicht wasserdicht sind. Großstadt Chi Chi eben!

schoene-aussicht-auf.die-oder-Brandenburg-©looping

Mit nassen Füßen in nassen Schuhen mache ich mich hungrig auf ins Restaurant vom Maschinenhaus im Zwillingsturm gleich gegenüber. Ich stehe vor verschlossener Tür. Komisch, vorhin war das noch geöffnet. Sollte Rainald Grebe recht haben mit seinem Rat? Ich hoffe nicht.

Als ich vorhin durch das Dorf gefahren bin, habe ich ein kleines Café gesehen. Vielleicht gibt es dort etwas zu essen. Fehlanzeige! Gegenüber ist das Landfrauencafé, heute geöffnet, ich bin gerettet! Zurück in meinem Turm schaue ich auf die Oder, bis mir die Augen zufallen, und ich höre ein letztes Mal das Lied: BRANDENBURG!

Ein Wochenende in Brandenburg: FAZIT TAG 1

Klischee und Wahrheit liegen in Brandenburg eng beieinander. Das Land ist dünn besiedelt, manche Dörfer wirken fast ausgestorben. Am Ortsrand steht gerne ein Discounter. Aber das muss kein Nachteil sein, denn dafür gibt es viel Natur und Freiraum. Wenn du weißt wo, dann entdeckst du echte Perlen und kommst dir vor wie ein Pionier. In Brandenburg gibt es wirklich noch viel zu entdecken und das macht es für mich so spannend! Ich freue mich schon auf den Tag 2 mit Kanufahren und Fahrradtour wenn das Wetter mitspielt.

Fortsetzung:

Möchtest du wissen wie es weitergeht, dann lies weiter auf der offiziellen Brandenburgseite.

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Text und Fotos Britta Smyrak. Liedtext von Rainald Grebe!

Ein Wochenende in Brandenburg. Danke an TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH für die Einladung zu dieser Erlebnisreise.

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4 Kommentare

  • Brandenburg ist das neue Schweden. Bin immer wieder begeistert, was es für schöne Ecken gibt, die noch nicht halb Berlin gefunden hat. Vor kurzem waren wir in Buckow, sehr schön dort. 😉 Freue mich auf den Herbst in den Brandenburger Wäldern.
    Liebe Grüße, Ines

  • Judith sagt:

    Hallo Britta, lieben Dank für den erheiternden Artikel über Brandenburg! 🙂 Ich hab erst jetzt deinen Pin auf Pinterest entdeckt, daher kommt mein Kommentar auch erst jetzt.
    Ich bin selbst Ostkind und ein Teil meiner Familie wohnt in Brandenburg. Wie verlassen dieses Bundesland auch scheinen mag, ich denke es hat viel Potential und ist schon jetzt sehr einzigartig.
    Übrigens, kennst du den Spreewald in Brandenburg? Vielleicht verschlägt es dich ja nochmals nach BB. Einen ersten Geschmack bekommst du hier: https://www.stitchesandtraveltales.com/deutschland/kanu-fahren-im-spreewald/

    • Hallo Judith,
      Danke für deinen Kommentar. Brandenburg gefällt vielleicht nicht jedem, aber ich liebe gerade dieses Leere, die Natur und den weiten Blick zum Horizont. Und den Spreewald muss ich hmir unbedingt noch ansehen.

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