Eine Reise mit Hund nach Tunesien mit Bahn und Fähre. Das hatte ich mir in den Kopf gesetzt. Montag 13 Uhr, ging es los, Donnerstag 22 Uhr, bin ich am Ziel. Ich betrete tunesischen Boden. Wäre ich der Papst, dann würde ich jetzt den Asphalt küssen.
Am Hafen von Tunis passiere ich mit meinem Hund problemlos die Grenzkontrollen. Niemand interessiert sich für den Nona. Keiner will irgendwelche Impfnachweise sehen. Ich bin fast schon etwas enttäuscht, hatte ich doch im Vorfeld viel recherchiert, um die richtigen Nachweise und Dokumente für die Einreise mit Hund nach Tunesien dabei zu haben.
Das Interesse der Security gilt eher dem riesigen Futtersack, den ich im Koffer mitgeschleppt habe. Ich möchte drei Monate in Tunesien bleiben und hoffe jetzt, dass die Wiedereinreise in die EU genauso entspannt sein wird.
Reise mit Hund nach Tunesien. Mit der Bahn nach München
Bis kurz vor unserer Abfahrt war nicht klar, ob die GDL (Gewerkschaft der Lokomotivführer) zum Streik aufrufen wird oder nicht. Ich sah die Fähre schon ohne uns in See stechen und mit ihr das Geld fürs Ticket. Ich war ein einziges Nervenbündel, bis die erlösende Nachricht kam: kein Streik. Unser Abenteuer kann beginnen.
Unsere erste Etappe ist München. Leider regnet es bei unserer Ankunft und ich gehe schnellstmöglich mit dem Hund ins Hotel Cocoon am Sendlinger Tor. Das Hotel ist cool eingerichtet und gefällt mir auf Anhieb sehr gut. Vorbild für das Hotelkonzept sind der Schmetterling, seine Raupe und der Kokon als Symbol der Verwandlung und Entfaltung. Das Hotel achtet sehr auf soziale und ökologische Nachhaltigkeit. Genau der richtige Ort, um mich im hübschen Zimmer ins Bett zu kuscheln, wenn es draußen ungemütlich ist. Der Hund ist sehr willkommen und kostet 10 € extra die Nacht. Ich schlafe die erste Nacht auf unserer Reise sehr gut.
Mehr Infos zum Hotel findest du hier.
Am nächsten Morgen stehe ich früh auf, mache meine Runde mit Nona zum U-Bahnhof Sendlinger Tor und checke vorab, wo der Fahrstuhl für die U-Bahn ist. Ich habe später keine Lust, mit dem gesamten Gepäck danach suchen zu müssen.
Nona begleitet mich zum Frühstück, das ausgesprochen lecker ist. Sie macht es sich unter dem Tisch bequem, die Stimmung ist sehr entspannt.
Weiterfahrt ab München mit dem Zug über Verona nach Genua
Um 9:34 geht der Zug pünktlich ab München über den Brenner nach Verona und dann weiter nach Genua.
Ich reise durch Österreich und aus dem Fenster sehe ich die Brücke der Brennerautobahn. Ich bin froh im Zug zu sein und durch die Landschaft zu gleiten, statt jetzt am Steuer eines Autos zu sitzen. Alles richtig gemacht denke ich.
Der Zugschaffner ist ein Hundefreund und gibt mir den Tipp, am Brenner mit dem Hund kurz auszusteigen. Der Zug hält dort eine knappe Viertelstunde.
Ich lasse den Brenner hinter mir. Urlaubsstimmung kommt auf. Ich bin in Italien! Ich fahre vorbei an Brixen und Bozen und erreiche gegen 14 Uhr Verona. Hier muss ich umsteigen und habe 2 Stunden Aufenthalt. Ich habe die Reise mit Hund extra mit längeren Pausen gebucht, damit ich zwischendurch Gassi gehen kann.
Der Bahnhof in Verona ist leider nichts besonderes. Ich hatte ein historisches Gebäude erwartet mit einem netten Café für den ersten italienischen Espresso. Daraus wird leider nichts.
Stattdessen lungern auf dem kargen Vorplatz ein paar verlorene Gestalten auf den Bänken in der Sonne. Ich drehe mit dem Hund meine Runden um die Grasflächen und versuche dann das Hundeticket nach Genua zu kaufen. Am Schalter in Berlin war es nicht möglich, für die gesamte Strecke ein Hundeticket zu buchen.
Der Zug kommt, ich steige ein, gegen 19 Uhr kommen Nona und ich in Genua an.
Genua, Stadt des Pesto und der Treppen
Unser B&B liegt strategisch günstig zwischen Bahnhof und Hafen. Dafür nicht in der schönsten Gegend. Der Verkehr ist mörderisch und die Abgase in der Luft nehmen mir fast den Atem.
Das Delfino blue Hostel ist günstig und nett. Und was das Wichtigste ist, unsere italienische Gastgeberin liebt Hunde! Ich bin müde und gehe gleich ins Bett. Trotz des Straßenlärms schlafe ich wie ein Stein.
Am nächsten Tag habe ich ein paar Stunden, um mir Genua anzuschauen. Die Stadt ist toll. Ich mag Hafenstädte generell und die Art und Weise, wie sich die Häuser in Genua den Berg hinaufziehen, ist faszinierend.
Die vielen engen Gassen und Treppen sind perfekt um sich zu verlaufen. Ich verliere mich im Gewimmel der Menschen, laufe planlos umher und finde wunderschöne Orte.
Viele kleine Läden und Lokale sind geöffnet. Ich kann mich kaum entscheiden, welche leckeren Sachen ich probieren soll. Hunde dürfen zu meinem Erstaunen selbst mit in die Schlachterei. Für den Supermarkt gibt es sogar extra Einkaufswagen. Tolle Idee, das sollte es in Deutschland auch geben.
Von Genua mit der Fähre nach Tunis.
Adé Genua, unsere Begegnung war kurz und heftig, aber ich muss weiter. Pünktlich um 14 Uhr stehe ich zum Check-in bereit. Es ist nicht viel los bei der Gepäckkontrolle, wir hätten wahrscheinlich auch später kommen können. Auf meinem Fährticket steht Ende Check-in eine Stunde vor Abfahrt und die Abfahrt ist um 18 Uhr.
Ich stehe dann doch ein Weilchen in der Schlange bei der Passkontrolle für die Einreise nach Tunesien. Um 16 Uhr gehe ich mit Nona an Bord und sofort in unsere 3-Bett-Kabine mit Meerblick.
Mit einem Hund muss man eine komplette Kabine mieten. Bettwäsche und Handtücher sind vorhanden und ich habe ein kleines, komfortables Bad für mich.
Auch ohne Hund hätte ich mir eine Kabine gegönnt, denn die Überfahrt dauert knapp 30 Stunden. Ich strecke mich auf dem bequemen Bett aus und freue mich, dass ich es bis hierher geschafft habe.
Ziemlich pünktlich um 18 Uhr legt die Fähre ab. Ich habe einen Essenvoucher für 100 €. Mal sehen, was ich dafür alles bekomme.
Reise mit Hund nach Tunesien. Mit der Fähre gar kein Problem
Auf der GNV Fähre gibt es zwei Restaurants und ein Bistro. In die Restaurants darf der Hund nicht mit, im Bistro ist ein Hund erlaubt. Für das Gassi gehen gibt es einen ausgewiesenen Bereich auf dem Außendeck. Das Personal meint außerdem, ich kann überall im Außenbereich mit dem Hund Gassi gehen. Das Deck wird eh jeden Tag gereinigt.
Ich hatte Angst vor den 30 Stunden, aber die Zeit vergeht wie im Flug. Ich bin happy in meiner Kabine und langweile mich keine Sekunde.
Hinzu kommt, dass das Essen im à la carte Restaurant wirklich gut ist. Ich habe eine sehr gute Pizza gegessen, dazu ein Gläschen Rotwein getrunken und bin dann ab ins Bett.
Am nächsten Morgen gibt es Frühstück mit Croissant und Cappuccino im Bistro. Danach nehme ich eine schöne heiße Dusche, das kleine Bad ist wirklich prima und der Wasserdruck ordentlich.
Mittags kaufe ich mir ein Sandwich und ein Glas frisch gepressten Orangensaft im Bistro und nehme mir zwei Wasserflaschen mit in die Kabine. Zeit für ein Mittagsschläfchen.
Leider hat das à la carte Restaurant nur am ersten Abend geöffnet! Ich könnte alternativ ins Self Service Restaurant gehen, möchte den Hund aber nicht alleine in der Kabine lassen. Also noch einen Snack im Bistro gegessen, Netflix geschaut und schon war ich in Tunesien.
Diese Überfahrt war der erholsamste Teil der ganzen Reise.
Ankunft in Tunesien
Die Fähre war schneller als geplant und statt um 23:15 bin ich schon kurz nach 21 Uhr da. Alle Passagiere haben sich an der Rezeption auf Deck 6 versammelt. Ich merke, dass die meisten Gäste den Ablauf bereits kennen.
Zuerst dürfen die Reisenden mit Auto zu ihren Fahrzeugen, danach sind wir Fußgänger an der Reihe und fahren mit dem Fahrstuhl nach unten. Mit Koffer, Rucksack und Hund spaziere ich von Bord in die laue tunesische Nacht.
Ein Shuttlebus bringt mich und die anderen Fußgänger von der Fähre zur Grenzkontrolle im Hafen von Tunis. Die Kontrolle geht schneller als am Flughafen. Um kurz nach 22 Uhr steige ich ins Taxi und fahre in den Süden von Tunesien nach Douz.
Alternativ zum Taxi hätte ich auch einen Mietwagen für die Weiterreise in Tunesien mieten können. Sammeltaxen und der Überlandbus nehmen keine Hunde mit.
Fazit meiner langsamen Reise mit Hund nach Tunesien
Ich bereue keine Sekunde, diese Reise mit Bahn und Fähre gemacht zu haben. Es dauert natürlich länger, aber das Schöne beim langsamen Reisen, ich bekomme ein Gefühl für die Entfernung. Ich sehe, wie die Landschaft sich ändert, ich merke, dass ich durch mehrere Länder reise. Ich spüre, wie das Wetter sich ändert.
Ich könnte mir auch vorstellen, die Zwischenstopps zu verlängern, um noch mehr vom Weg zu haben. Vielleicht variiere ich die Rückreise auch über Mailand, mal sehen. Das Zugticket muss ich noch kaufen, 3 Monate im Voraus gab es noch keine Tickets bei der Bahn.
Nachtrag: Reisen mit dem Zug ist eine Herausforderung
Der Ticketkauf für internationale Reisen mit dem Zug ist kompliziert. Da die einzelnen Zuggesellschaften nicht miteinander kooperieren kann man online keine durchgehenden Tickets vorab kaufen. Der Ticketkauf für meine Zugreise mit Hund ist zusätzlich kompliziert. Selbst am Bahnschalter in Berlin ist es nicht möglich, den Hund für den Zug von Verona nach Genua mit auf das Ticket zu buchen. Ich muss also in Verona aussteigen und ein extra Hundeticket kaufen.
Ein- und Ausstieg in den Zug ist steil und eng. Ich habe schweres Gepäck dabei und das Ein- und Aussteigen in den Zug ist bei den hohen Stufen alles andere als einfach. Ich freue mich über jede helfende Hand.
Die Suche nach den Fahrstühlen ist mühsam. Meist sind die Fahrstühle am Ende des Bahngleises und die Wege dahin lang. Ich bin froh, dass sie überall in Betrieb sind. Manchmal finde ich den Fahrstuhl auch nicht. Dann klemme ich mir auf der Rolltreppe zusätzlich zum Rucksack noch den Hund unter den Arm.
Der Wagenstandanzeiger ist verschwunden. Der Wagenstandanzeiger war eine der besten Erfindungen der Deutschen Bahn. In Deutschland ist dieser nur noch online über die Navigator App aufzurufen und dort unter „Informationen über den Zug“ gut versteckt.
In Italien finde ich so eine Anzeige nicht. Wer weiß, welches System es hier gibt. Mir bleibt nichts anderes übrig, als meinem Zugabteil auf dem Bahnsteig hinterherzurennen.
Die Überfahrt mit der GNV Fähre ist sehr angenehm
Diese Schiffsreise mit der GNV Fähre gefällt mir besser als ich dachte. Ich verbringe meine Zeit mit Essen, lesen, Video gucken und Gassi gehen. Ein 50 € Essensvoucher für eine Person ist ausreichend, wenn du nicht mehrere Gänge im Restaurant essen möchtest und dazu eine Flasche Wein trinkst. Wer viel Hunger hat, für den lohnt sich ein Voucher über 100 €. Im Duty Free Shop gilt der Voucher nicht.
Ich kann eine Kabine für die Überfahrt auf jeden Fall empfehlen. Es ist superbequem zum schlafen. Ich habe ein cooles kleines Bad, Meerblick und komme herrlich ausgeruht an. Wer ohne Tier reist kann sich auch eine Suite mieten.
Alternativ gibt es die günstigere Schlafmöglichkeit im Pullmann Schlafsessel in Schlafsälen.
Text und Fotos Britta Smyrak
Danke GNV Ferries für den Journalistenrabatt und den Essenvoucher.
Wau, wau liest sich gut. Was kostet die Fähre ohne Hund und die kleinste Kabine? Viel Spaß Jens
Hi Jens,
Deine Frage kann ich so pauschal nicht beantworten, da es immer wieder Frühbucherrabatte gibt und je nach Saison die Preise unterschiedlich sind. Je früher du buchst, desto günstiger ist es auf jeden Fall.
Generell gibt es 3 und 4 Bett Kabinen sowohl als Innenkabinen und Kabinen mit Meerblick und Suiten. Die Hochzeitssuite ist für 2 Personen und hat ein Doppelbett.
Beim Preis kommt es auch darauf an, mit wieviel Personen du die Kabine belegst. Je mehr Leute umso günstiger pro Person.
Schau am besten bei GNV auf der Website vorbei. Man kann auch ab Palermo übersetzten, das dauert dann nur 12 Stunden. Ich hatte das kurz überlegt, aber dann war gerade die lange Überfahrt supergut. Bis bald Britta