Wisst ihr noch, wie es war, im letzten Jahr, als der Schnee fast komplett ausblieb in Tirol? In Imst konnte sich keiner erinnern, dass er so etwas jemals gegeben hat. Wie soll man denn Imst mit Kindern erleben in einem Winter ohne Schnee? Was für den einen ein Drama ist, wird hier mit stoischer Ruhe ertragen. Der kleine Ort hat in seiner langen Geschichte schon ganz andere Katastrophen erlebt, da bringt ihn der ausbleibende Schnee nicht aus dem Konzept. Das kleine Skigebiet mit seinen vier Liften, bis hoch auf 2050 Meter zum Alpjoch, ist dank der Schneekanonen trotz allem gut zu befahren und außerdem bietet Imst seinen großen und kleinen Gästen viel mehr als nur Skifahren.
Es kann (nicht) nur einen geben!
Heute Morgen fahre ich mit Andrea von Imst Tourismus als Erstes zur Talstation und will mal sehen, wie die Stimmung so ist. Imst, bzw. Hoch-Imst ist eindeutig ein Familienskigebiet, das bedeutet, es ist klein, überschaubar und für Anfänger bestens geeignet.
Das die Kinder hier im Vordergrund stehen ist unschwer zu erkennen. Gleich zwei Skischulen buhlen an der Talstation um die Gunst der kleinen Schüler. Links wirbt Bobo für seinen Kinderklub und rechts geht es zur Skischule von Albin, einem lustigen Vogel mit unbekannter Herkunft.
Heute ist für die Kids der letzte Tag nach einer Woche Skikurs und wie immer gibt es am Ende ein Skirennen mit atemberaubenden Abfahrten und aufgeregten Eltern. Um die Nervosität zu bekämpfen und der Menge richtig einzuheizen sind Bobo und Albin unermüdlich im Einsatz.
Am Ende gibt es viele Sieger und zufriedene Gesichter. Welche Skischule jetzt die Beste ist? Schwer zu sagen ich glaube hier gibt es einfach zwei Helden. Hat jemand den Schnee vermisst? Nö.
Gästehaus Bauer, direkt am Lift.
Bevor ich weitere Attraktionen der Region Imst erkunde, möchte ich natürlich wissen, wo die Familien am liebsten wohnen. Nicht weit von der Talstation, auf einem großen Grundstück versteckt, entdecke ich das Gästehaus Bauer. Es ist ein Familienbetrieb mit vielen Stammgästen, die sich in den einfachen Ferienwohnungen alle sehr wohl fühlen. Das Haus bietet einen Frühstücksservice, einen eigenen Shuttlebus in andere Skigebiete, Gemeinschaftsräume und viel Platz für Kinder. Jeder kann im hier für sich sein oder zusammen mit den anderen Gästen seine Zeit verbringen. Wer nach Imst mit Kindern fahren möchte, dann hier her.
Und ein Highlight, egal ob im Winter oder im Sommer, ist sicher der Garten mit Ponyhof und Streichelzoo. Ich wüsste da jemanden in Berlin der hier sehr, sehr glücklich wäre.
Wer bremst verliert
Jetzt sind wir an der Reihe. Nach dem kurzen Besuch bei der Familie Bauer fahren Andrea und ich mit dem Lift hoch zum Alpine Coaster, der längsten Alpenachterbahn der Welt. Andrea ist schon ganz zappelig und wir verabreden, dass wir ungebremst gen Tal flitzen wollen. Also immer schön die Hebel nach unten drücken, dann kriegt man richtig Speed. Und noch ein kleiner Tipp: Man sollte dem Vordermann genügend Vorsprung geben, sonst muss man am Ende doch bremsen. Leider war die Zielkamera defekt, darum gibt es an dieser Stelle kein Foto mit fliegenden Haaren von mir.
Vom Coaster auf die Kutsche
Berauscht von der Geschwindigkeit steigen wir um auf die Kutsche und lassen uns von zwei Norikern durch das wildromantische Gurgltal ziehen. Das Tal ist so gut wie nicht besiedelt. Nur hier und da steht eine Hütte für das Heu, das war es. Ich wette hier kann man im Sommer auch super wandern oder mit dem Mountainbike fahren.
Die Fahrt geht weiter, vorbei an der „Knappenwelt“. Zwischen dem 15. und 20. Jh. war der Bergbau für Imst sehr wichtig, vor allem der Abbau von Eisenerz, das man zur Gewinnung von Silber benötigte. Dafür lies man extra Knappen, das ist im Bergbau die frühere Bezeichnung für jemanden, der die Lehre als Bergmann erfolgreich abgeschlossen hat, aus Sachsen und Thüringen nach Tirol kommen. Dort hatte man schon viel Erfahrung im Bergbau und dieses Wissen brauchte man in Tirol. Wie es damals zuging, kann man heute in der Knappenstadt besichtigen. In neun Gebäuden und einem Stollen wird gezeigt, wie die Knappen in der damaligen Zeit gelebt und gearbeitet haben. Während dieser Zeit waren die Bewohner von Imst in ganz Europa auch wegen des Vogelhandels (Züchtung und Verkauf von Kanarienvögeln) berühmt. Vögel waren im Bergbau lebenswichtig, denn sie verstummen, wenn giftige Gase auftreten, und warnen dadurch die Bergleute rechtzeitig.
Am Ende der Kutschfahrt lande ich bei einem gigantischen Kletterfelsen, dem „Sonnendeck“ in der Außenanlage vom Kletterzentrum Imst. Das Ding haut mich um. Es ist über 20 Meter hoch und einfach gigantisch. Die Kletterer sehen aus wie kleine Ameisen, wenn sie an ihrem Seil hängend die Wand erklimmen. Ich glaube allein an diesem „Felsen“ kann man locker eine Woche klettern, ohne dass es langweilig wird.
Von der Kutsche in die Stadt
Nach dem Ausflug ins Gurgltal schaue ich mir Imst an. Um es gleich vorwegzusagen: Imst ist nicht schön, zumindest nicht auf den ersten Blick. Es ist kein malerisches Städtchen sondern eher sperrig, dafür aber mit urigen Ecken wie zum Beispiel dem Rosengartlweg. Hier kleben die Häuser regelrecht am Berg und manche Zimmer sind sogar in den Berg hineingebaut. Was man sich in Imst auch unbedingt anschauen sollte, ist die Rosengartenschlucht (leider ist sie in den Wintermonaten gesperrt, also merken für den Sommer) und der Weihnachtsmarkt, das haben mir die Einheimischen verraten. Mein Fazit: Imst mit Kindern ist alles, nur nicht langweilig!
Spannend ist bestimmt auch die Fasnacht von Imst. Im Jahr 2010 hat die UNESCO das Imster Schemenlaufen sogar zum immateriellen Kulturerbe erklärt! Es findet alle vier Jahre, immer am vorletzten Sonntag vor Ende der Faschingszeit statt. Ca. 400 Männer beteiligen sich an diesem Brauch, davon sind 20 Scheller- und Rollerpaare. Die Teilnehmer zeigen streng vorgeschriebene Schritt- und Hüpfkombinationen. Die Scheller tragen dumpfe Kuhglocken, die bis zu 30 kg wiegen können und die Roller hell klingende Rollen. Nächstes Schemenlaufen ist am 31. Jänner 2016! Das würde ich mir ja gerne mal anschauen und ich kann mir gut vorstellen, wie diese rauen Kerle durch den Ort laufen. Es muss ja nicht immer alles hübsch und lieblich sein.
Fotos: Britta Smyrak
Ich wurde von Imst Tourismus zu dieser tollen Pressereise eingeladen. Vielen lieben Dank dafür! Meine Meinung ist und bleibt davon unabhängig.