Herrlich, genau wie ich es mir vorgestellt habe, ich werde vom Bimmeln der Kuhglocken geweckt. Wir haben auf der Ritzau Alm übernachtet und nach einem guten Frühstück sind wir bereit für den Abstieg. Diesmal geht es allerdings querfeldein über die Wiese zur Hofing-Alm.
Dort wartet auf uns Helmut der Senner aus dem Kaisertal. Schon von oben sehen wir in der Sonne das Häuschen stehen und Helmut sitzt auf der Terrasse. Als wir näher kommen, ist er verschwunden. Wir gehen um das Haus herum hinten zum Stall und treffen ihn inmitten seiner Kühe. Helmut freut sich über unseren Besuch, und wie es sich gehört, gibt es gleich einen Schluck zum Trinken und einen Schnaps zum Anstoßen.
Hallo Helmut, bist du jedes Jahr auf der Alm?
Ja sicher, ich mach‘ das schon seit 13 Jahren. Ich bin Frührentner, war vorher bei der Telekom und bin immer vier Monate von Ende Mai bis Ende September hier oben. Ich betreue die Kühe von zwei Bauern auf zwei Almen. Im April fängt die Arbeit schon an, da werden die Zäune repariert, die im Winter vom Schnee umgefallen sind.
Wie sieht so ein Tag auf der Alm aus?
Ich steh morgens so gegen 5 auf, lass die Kühe rein, die sind tagsüber nämlich lieber im Stall als auf der Wiese, da gibt es weniger Bremsen. Die kriegen dann ein bisschen Kraftfutter und ich seh‘ zu , dass die Zäune alle in Ordnung sind, dass die Alm nicht zuwächst. Und abends um 8 lass ich sie wieder raus und gegen 9 geh ich zu Bett. Ich bin auch Geburtshelfer, jedes Jahr kommen 5-6 Kälber hier oben zur Welt und da muss man schon aufpassen, ob das Kalb richtig liegt. Das hier ist eine Mutterkuh Haltung. es gibt da so Merkmale und Anzeichen. Ich habe ein Buch für Ärzte von 1932 da steht alles drinn. Die Viecher haben sich ja nicht verändert. Eine Kuh muss einmal im Jahr Kalben. Wenn sie zweimal nicht aufnimmt und kalbt, dann wird sie Schlachtvieh.
Kann man davon leben?
(Helmut der Senner aus dem Kaisertal lacht) Nee, die Stunden zahlt mir kein Bauer. Es ist mehr ein Hobby, aber ich war schon als Bua mit 12, 13 immer oben auf der Alm. Man muss auch immer auf dem neuesten Stand sein, mit Seminaren und so.
Warum tragen die Kühe Glocken auf der Alm?
Die Glocken tragen sie, damit ich sie wiederfinde. Wenn abends eine Kuh fehlt, dann geh ich sie suchen und dann höre ich, wo sie ist. Es kommt schon vor, dass sich eine Kuh verletzt, ein Bein bricht. Dann muss man sie notschlachten.
Ist es nicht manchmal langweilig?
Nee, es kommt oft Besuch. Wenn es mal regnet, dann bin ich tagelang alleine und lese viel. Ich freu mich jedes Jahr, wenn ich wieder hochkann. Im Kaisertal gibt es vier Almen und wir machen zusammen den Auftrieb und den Abtrieb. Dafür brauche ich dann auch immer noch Treiber, damit keine Kuh abhaut. Da muss man schon aufpassen. Die werden dann alle geschmückt und kriegen eine schöne Glocke um den Hals. Ich zeig euch was.
(Helmut steht auf und holt seine letzte Henne her. Die anderen haben die Falken und der Fuchs in diesem Jahr geholt. Er legt die Henne mit dem Rücken auf das Geländer und fängt an mit den Händen in kreisenden Bewegungen vor den Augen der Henne herumzufuchteln. Plötzlich liegt die Henne wie betäubt auf dem Rücken und rührt sich nicht. Helmut freut sich)
Man nennt mich auch den „Hennenflüsterer“, da gibt es auch ein Video auf Youtube. So was macht man halt, wenn es einem langweilig wird. (Helmut ist glücklich und lacht und wir sind beeindruckt)
Danke Helmut für das nette Gespräch.
Und so sah unser Auftieg aus:
Helmut der Senner aus dem Kaisertal. Danke an das Ferienland Kufstein für die Einladung zur Hüttenwanderung .