5 Fragen an Elke vom Meerblog.
Heute freue ich mich ganz besonders, denn ich dürfte Elke vom Meerblog ein paar Fragen stellen. Ich habe Elke mittlerweile auf drei Reisen getroffen und mag ihren angenehmen Humor. Vor dem Bloggen hat sie als Redakteurin, Autorin und die meiste Zeit als freie Journalistin gearbeitet. Von Düsseldorf zog es sie an die Nordsee, wo sie Meerblog ins Leben gerufen hat – ein Blog über Slow Travel, das langsame Reisen und das Leben an der Küste. Ihr Leben ist allerdings alles andere als langsam! Mit eigener Firma arbeitet sie doppelt so viel, wie als Freie und ist manchmal viel zu viel unterwegs. Doch wenn sie nicht auf Reisen ist, vermisst sie es, denn Reisen bedeutet für sie immer neue Inspiration. Da geht es ihr doch genauso wie mir.
Hallo Elke, was hat das Meer, was die Berge nicht haben?
Die Weite. Es gibt hier an der Küste dieses Sprichwort, dass man heute schon sieht, wer morgen zu Besuch kommt. Ich kann mich in der Weite verlieren, wenn ich am Meer stehe, am Strand von Sankt Peter. Das flache Land und den Himmel bin ich gewohnt, da ich vom Niederrhein nahe Holland stamme. Doch im Norden ist alles viel dramatischer, der Wind, die Wolken, die Wellen. Ich mag es, die Kraft der Nordsee zu spüren, wenn ich schwimme. Es zeigt mir, wie klein und unbedeutend der Mensch ist, in dieser riesigen Masse. Ich liebe die salzige Luft und habe im Winter das Gefühl, das Schwimmen durch den Spaziergang ersetzen zu können.
Ich liebe das Watt, das so grau wirkt, aber voller Leben ist.
Und die Dünen, in denen man Schutz vor dem Wind findet. Es fasziniert mich jedes Mal von neuem, dass im Sand Pflanzen wachsen.
Dein Blog ist heute dein Job. Wie sieht dein Arbeitstag aus?
Chaotisch. Aber ich weine den Zeiten als fest angestellte Redakteurin nicht nach. Viele ziehen ja die Sicherheit der Festanstellung vor, aber so wie ich die Nordseeluft zum Durchatmen schätze, benötige ich die Freiheit im Berufsalltag für meine Kreativität. Dafür habe ich die Ordnung fester Zeiten aufgegeben.
Ich arbeite meist auch noch abends und am Wochenende.
Manchmal kommt mir mitten in der Nacht ein Gedanke, oder ich formuliere etwas. Dann ist es gut, immer etwas griffbereit zum Notieren zu haben. Ich schreibe auch sehr gerne unterwegs, am liebsten in der Bahn, wenn die Landschaft an mir vorbei rauscht. Slow Travel ist ein ganz wichtiges Thema im Blog, und ich muss mich immer wieder selbst daran erinnern, in der Alltagshektik oder auf Reisen einfach mal anzuhalten. Auf einen Menschen einzugehen. Oder sich auf eine Wiese zu setzen, in den Sand zu legen. Einfach die Perspektive zu ändern. Etwas auszuprobieren, was ich vorher noch nie gemacht habe. Möglichst vorurteilsfrei an einen Ort zu fahren. Es gibt im Prinzip zwei Sorten von „Arbeitsalltag“: der zu Hause am Schreibtisch und der auf Reisen, und der eine kann nicht ohne den anderen existieren. Denn das Schreiben ist ja nur ein Teil meiner Arbeit, es geht auch sehr viel ums Organisieren der nächsten Trips. Lesen, sich austauschen. Ein Gespür dafür zu entwickeln, was vor Ort interessant sein könnte. Im Grunde bin ich drei Mal an diesem Ort: in der Vorbereitungsphase, während der Reise und danach, wenn ich schreibe.
Stimmt es, dass du lieber im Norden lebst statt im Süden?
Erst seit wir im Norden leben, habe ich ihn kennen und schätzen gelernt. Früher war ich Mittelmeer- und Italien-verliebt.
Was die Temperaturen angeht, erscheint mir das Leben im Süden einfacher.
Ich habe während des Studiums ein Jahr in Rom gelebt, und das war eines der schönsten Jahre meines Lebens. Ich will es auch gar nicht ausschließen, vielleicht irgendwann wieder im Süden leben zu wollen. Aber zurzeit liebe ich den Norden mit allem, was dazugehört. Ich mag die Ausgeglichenheit und Ruhe der Menschen, den Klang nordischer Sprachen, die Schönheit der Landschaften und das spezielle Lebensgefühl. Ich mag die langen Sommernächte, die Verbundenheit mit der Natur und auch die dunklen, gemütlichen Winter, die sich hervorragend zum Schreiben eignen. Ich liebe und hasse den Wind, der einem Kraft raubt und energetisierend wirkt. Ich mag die Leere der Landschaft und die Einsamkeit im Winter und freue mich darauf, wenn alles wieder voller Leben ist.
Was war dein bestes Reiseerlebnis?
Da gibt es viele. Und meistens sind es die kleinen Erlebnisse. Dinge, die zufällig passieren. In Ecuador hatte ich einen solchen Moment absoluten Wohlfühlens. Dabei hatte es fürchterlich zu regnen begonnen, und wir mussten uns über einen Platz auf die andere Straßenseite in ein kleines Geschäft retten. Während unser Begleiter sein Auto holte, standen wir ganz lange dicht gedrängt mit Einheimischen im Flur des Ladens.
Wir haben jedes Mal gemeinsam aufgeschrien, wenn ein Auto vorbeifuhr und einen Schwall Wasser gleichmäßig über alle verteilt hat.
Wir haben uns angesehen und versucht miteinander zu kommunizieren. Das ist zwar ein bisschen am Vokabular gescheitert, für Small Talk hat es gereicht. Die Ecuadorianer sind auf eine sehr angenehme Art neugierig und offen.
Wo würdest du nicht hinfahren?
Es gibt Orte, die mich weniger anziehen als andere. Aber es gibt keinen Ort, den ich von vorneherein ablehnen würde. Immer vorausgesetzt, es geht friedlich zu.
Wenn ich zurückblicke, gibt es auch keinen Ort, der mir gar nicht gefallen hat oder der mich gar abgeschreckt hätte.
Selbst als ich in Shanghai war und einfach sprachlos von der Urbanität dieser Stadt, hat es mich ebenso fasziniert wie abgestoßen. Eine Städtereise ist meist nicht wirklich entspannend, abends fühlst du dich erschöpft, und im Kopf rauscht es vor lauter Sinneseindrücken. Aber der quirlige, unüberschaubare Organismus Stadt hat dich gepackt, und am liebsten würdest du auch in das Nachtleben eintauchen, sonst verpasst du etwas. Doch die City hat dir schon alle Energie genommen. In Shanghai hat es mich gestört, dass ich meinen Weg planen musste. Um von A nach B zu gelangen, braucht man die Schlüsselwörter in chinesischen Schriftzeichen. Also nichts für Spontane. Die Alternative wäre, einfach zu Fuß die nähere Umgebung der Unterkunft zu erkunden. Das Kleine im Großen zu suchen. Denn der Geist des Ortes ist ja nicht (nur) an der legendären Uferpromenade The Bund. Wobei… dort muss man schon einmal gewesen sein, wenn in Shanghai.
Danke Elke für deine Antworten und dein Plädoyer für den Norden! Bin gespannt auf welcher Reise wir uns wieder treffen, ich freu‘ mich drauf.
Danke dir, liebe Britta! Und ich freu‘ mich auch auf unsere nächste Reise! Liebe Grüße, Elke
Das Meer zieht mich magisch an und dort fühle ich mich wirklich am wohlsten, kann man besten abschalten und mir regenerieren.
Unabhängig davon sollte man bedenken, dass der Mensch zu 80 Prozent aus Wasser besteht, vielleicht liegt es daran, dass das Meer einen mehr anzieht als die Berge *lach LG Sophie
Hallo Sophie, ich glaube, wenn ich die Wahl habe zwischen dem Meer oder den Bergen, ich würde auch immer das Meer wählen…