Hop on hop off. Glasgow entdecken im Regen.

Beschwingt vom gestrigen Theaterbesuch im Sharmanka Kinetik Theater und noch mit der Musik im Ohr haben wir geschlafen wie zwei Steine! Das spricht natürlich auch für die Betten im Hotel Grand Central. Verschlafen wage ich den Blick nach draußen. Ich hätte es lassen sollen. Dicke Wolken hängen über der Stadt und es regnet in Karomustern.

Glasgow entdecken im Regen

Ich verkneife mir den Wettervergleich Berlin-Glasgow. Was habe ich denn erwartet, Südseeklima? Wir machen es einfach wie die Engländer und frühstücken als wäre es tiefster Winter: dicke Würste und noch dickere weiße Bohnen! Genug Energiereserven für den Regentag.

Passend zum Wetter stehen heute die Museen auf unserem Plan. Gleich hinter dem Hotel in der Argyle Street fährt der Bus von CitySightseeing Glasgow für unsere Jump-on-and-off-Tour pünktlich ab. Die Route ist recht umfangreich, ich glaube, danach kennen wir Glasgow wie unsere Westentasche. Wir haben Glück! Ganz oben in der ersten Reihe sind noch zwei Plätze frei. Ganz ehrlich, von hier oben betrachtet, der Regen, die Wolken, das hat doch schon wieder was.

Erster Halt: Glasgow Science Center

Der Bus spuckt uns vor einem modernen Gebäude aus. Wir huschen durch den Wind zum Eingang und die nette Dame am Counter empfängt uns freudig erregt, denn heute um 11 Uhr findet eine Lungen Dissektion statt!

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Da kann jeder mitmachen, erklärt sie uns, wir müssen nur pünktlich um 11 Uhr in der dritten Etage sein. Und überhaupt, wir sollen oben anfangen, denn dort dreht sich alles um den Körper. Das ist sehr spannend, findet sie.

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Wir fahren mit der Rolltreppe zwei Etagen hoch und sind gespannt. Hier oben befinden sich viele interaktive Stationen, an denen jeder ausprobieren kann, wie der Körper bzw. seine Einzelteile funktionieren. Alle Daten und Testergebnisse können wir auf einer Chipkarte sammeln und später zu Hause noch mal in Ruhe anschauen.

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Wir staunen, mit welchem Druck das Herz das Blut durch unsere Adern pumpt. Messen unsere Geschwindigkeit beim Sprint,

versuchen möglichst lange die Balance zu halten, analysieren unseren Sprung und wetten, wer am längsten an der Stange hängen kann. Den Highscore knacken wir nicht, aber ich glaube der Teilnehmer hat geschummelt. Niemand kann 6 Minuten an einer Stange hängen!

Danach schauen wir „unserem“ Skelett beim Radfahren zu und sind restlos fasziniert vom menschlichen Körper und seiner Leistungsfähigkeit.

Lustig, lehrreich, die Lunge.

Oh, schon kurz vor 11 Uhr! Die ersten Neugierigen sammeln sich vor einem weißen Tisch, darüber ein großer Monitor. Eine quirlige Frau betritt die Bühne. Gut gelaunt weist sie darauf hin, dass die folgenden Bilder vielleicht nicht für Jedermann sind, und die Toiletten befinden sich hinten rechts, nur für den Fall! Ansonsten sollen die Eltern ihre Kinder bitte nicht zurückhalten. Erfahrungsgemäß finden die es nämlich ultraspannend.

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Sie ruckelt kurz am Mirko herum, stellt die Kamera scharf, nimmt eine frische Schafslunge aus der Plastikbox und freut sich über dieses Prachtexemplar. Der Lunge geht es jetzt buchstäblich an die Gurgel bzw. die Luftröhre. Zur großen Freude der Kinder wird ein Lungenflügel mal richtig mit Luft aufgeblasen, damit jeder sieht, wie groß der sich aufblähen kann. Danach wird die Luftröhre ab- und aufgeschnitten und die Zuschauer können alles gestochen scharf am Monitor mitverfolgen.

Die Eltern werden immer blasser und drücken sich in den Hintergrund, die Kinder sind begeistert und gruppieren sich um die vorbereiteten Tische, um endlich selber ein Stück Lunge in der Hand zu halten!

Nach einer Stunde ist die Vorstellung vorbei, die Luftröhre wurde ausgiebig untersucht, zerschnippelt, gedrückt und das Lungengewebe in die Länge gezogen. Fazit, ganz schön robust so eine Lunge! Wir gehen weiter durch die Ausstellung, entdecken noch eine Raucherlunge im Schaukasten und eine lebensechte Figur mit allerlei Langzeitschäden, die durchs Rauchen entstehen können. Boa bin ich froh, dass ich nicht mehr rauche!

Auf dem Weg in die 1. Etage hinterlassen wir unsere Spuren auf einer Nagelwand, und testen fast jedes Experiment, dass uns über den Weg läuft.

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Im Erdgeschoss besuchen wir noch die Feuershow im Science Show Theatre. An den Reaktionen der Zuschauer merke ich, dass hier ein Stammpublikum sitzt, dass das Geschehen auf der Bühne mit tosendem Applaus begleitet.

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Nach über drei Stunden, die wir im Glasgow Science Center verbracht haben, ist unser Zeitplan hinfällig. Egal. Wir hoppen in den Bus und fahren weiter zum Riverside Museum. Erbaut von der bekannten Architektin Zaha Hadid war es 2013 European Museum of the Year.

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Leider ist unser Besuch hier nur sehr kurz, denn es reicht ein Blick von Lilia auf die alten Autos und die Lock und ihr Urteil ist gefällt: „Ach Mama, hier ist nur altes Zeug“.

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Tja, so sind sie manchmal die lieben Kleinen. Ruck zuck ist sie wieder draußen und klettert lieber auf das überdimensionale Sofa vor dem Museum. Vielleicht sind zwei Museen hintereinander keine gute Idee. Beim nächsten Mal sollte ich lieber vorher entscheiden, entweder Naturwissenschaft oder Technik, denn ich glaube, wir tun dem River Side Museum mit unserem „Quickcheck“ unrecht.

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Die Fahrt im Bus geht weiter, hoch zum botanischen Garten, vorbei an der Glasgow University und der Kelvingrove Art Gallery. Hier wäre ICH ja gerne ausgestiegen, aber wir sind immer noch spät dran und wollen unseren Workshop in der No.1 Chocolate Factory um 15 Uhr nicht verpassen. An der Station 25 steigen wir aus dem Bus der ohne uns weiterfährt bis zur Glasgow Cathedral und dem Glasgow Green. Von wegen „danach kennen wir Glasgow wie unsere Westentasche“.

Lilia und die Schokoladenfabrik

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Kennt ihr den Film mit Jonny Depp als Willy Wonka? Ich muss sofort daran denken, als wir vor der No. 1 Chocolate Fabrik in Glasgow stehen. Hinter dem alten Gemäuer erwartet uns ein freundliches Café, in dem sich alles um die Schokolade dreht. Hier darf Lilia ihre eigene Schokolade kreieren, ausgiebig kosten, liebevoll dekorieren und am Ende stolz eine selbst gemachte Schokoladenente und einen Lolli mitnehmen. Der Schokoladenworkshop für Kinder findet täglich zwischen 10 und 16 uhr statt und dauert ca. 45 Minuten.

Voll bepackt mit Schokolade steigen wir ein letztes Mal in den Bus und fahren ins Zentrum zum Georgesquare. Hier steht das schöne Rathaus von Glasgow und endlich lässt sich die Sonne blicken. Über uns kreisen Möwen die zum Glück die Köpfe der Statuen als Landeplatz vorziehen und wir schlendern langsam zurück zum Hotel. Fazit: Glasgow entdecken im Regen ist großartig!

 

Text und Bild: Britta Smyrak

Vielen Dank an die Stadt Glasgow  für die Einladung zu dieser tollen Reise. Fazit: Glasgow entdecken im Regen ist großartig und wir haben längst noch nicht alles gesehen!

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