So sahen wir aus, als wir losgingen. Lustig plaudernd, Witze machend über die Helme. Tarzaning im Hochseilgarten in Südtirol, bisschen rumklettern oben in den Bäumen und so. Wir ahnten ja nicht, was uns gleich erwartet.
Weiter, weiter, weiter im Hochseilgarten in Südtirol
Gleich zur Einstimmung geht es an einen Felsbrocken, der mitten im tosenden Wasser steht. Hier sollen wir üben, uns auf das Seil zu verlassen und mit gestreckten Armen und federnden Knien einmal um den Felsen herumlaufen. Die Betonung liegt auf Laufen! Um es einmal um den Felsen herumzuschaffen, muss ich es mit Schwung machen, sonst verhungere ich auf halber Strecke, denn am Ende geht es ein bisschen aufwärts. Ich schwöre euch, es sieht leichter aus, als es ist, denn wir Städter hängen normalerweise nicht an irgendeinem Seil und stemmen uns mit den Füßen gegen einen Felsen. Hier zeigt sich auch sofort, das meine Großstadttreter völlig fehl am Platz sind. Die Sohle hat nämlich kein Profil und das ganze ist eine schöne Rutschpartie. Na prima. Danach habe ich Pudding in den Knien und ein großes Fragezeichen im Kopf. Wie geht es weiter, wenn das erst der Anfang ist? Die Frage wird schnell beantwortet mit der nächsten Übung. Ein Sprung von Fels zu Fels über das Wasser. Hierbei geht es nur um die Überwindung der Angst. Nur! Schon landet der Erste mit einem Bein bis zur Wade im Wasser.
Drum prüfe, wer sich ewig bindet
Wir sind jetzt alle ein bisschen skeptisch geworden, aber Erwin, unserem Bergführer geht es gut. Sicherheit ist das oberste Gebot erklärt er. An unserem „Geschirr“ haben wir zwei kurze Seile mit Karabinerhaken. Ein Karabiner muss immer am Sicherungsseil eingehakt sein. Nie beide Karabiner lösen. Hört sich logisch an. Außerdem auf die anderen achten und gegebenenfalls auf Fehler hinweisen. Noch Fragen?
Wir kraxeln um Felsen herum, kriechen durch Höhlen, seilen uns in die Schlucht ab,
machen den Flying Fox über das Wasser. Es ist ein ständiges Wechselbad der Gefühle. Immer wieder rutscht mein Herz in die Hose und ich muss es überreden, da wieder raus zu kommen.
Aber ich merke auch, dass mit jeder Aufgabe, die ich bewältige, mit jedem Meter, den ich vorankomme der Stolz wächst, der Stolz auf mich und auf die Gruppe, die mit mir unterwegs ist.
Dieser Erlebnis schweißt uns unglaublich zusammen. Ständig klopfen wir uns gegenseitig auf die Schultern, zittern mit dem andern mit, wenn es gerade heikel ist und helfen einander. Aufmunternde Worte, Freude und Erleichterung, ich weiß jetzt, mit jedem Einzelnen könnte ich Pferde stehlen.
Freier Fall ins Glück
Nachdem wir den Hochseilgarten durchgeklettert sind, wartet das „Grande Finale“. Ich bekomme die ersten Sprünge gar nicht mit, weil ich noch damit beschäftigt bin, mich zur Plattform zu hangeln, merke aber, dass es sich staut. Als ich oben stehe, weiß ich auch warum. Der Sprung in die Schlucht steht an. Drei haben entschieden, sie springen nicht. Erwin schaut mich aufmunternd an. Ich weiß genau, wenn jetzt mein Kopf anspringt, und ich anfange darüber nachzudenken, dann habe ich keine Chance. Ein Blick zu Erwin, er nickt, ich springe, ich schreie, freier Fall. Ich bin bin schwerelos, irgendwie glücklich. Das Seil bremst sanft meinen Fall. Lansam pendelnd erreiche ich den Boden und laufe über vor Glückshormonen. Ganz ehrlich, ich wollte nie Bungee Jumping machen, wozu auch. Trotzdem war die Erfahrung seine Angst zu überwinden großartig und befreiend.
Kinder klettern besser im Hochseilgarten in Südtirol
Ich kann es mir ja nicht verkneifen. Erwin, Hand aufs Herz, das sollen Kinder auch können? Erwin versichert mir, in seinem Hochseilgarten in Südtirol ist das Klettern mit Kindern oft einfacher. Sie bewegen sich mehr und haben darum oft eine bessere Motorik. Außerdem sehen sie eher den Spaß und das Abenteuer statt die Angst, die uns Erwachsenen so schnell in die Knochen kriecht. Wenn ich an Lilia denke, wie sie auf dem Spielplatz locker am Klettergerüst hin und her hangelt, dann ist da was dran. Zu klein dürfen die Kinder nicht sein, sie sollten sich alleine ein- und aushaken können. Erwin sagt, ab 8 Jahren geht das prima und die Eltern können ja mitklettern und helfen. Ich bezweifel allerdings, dass ich meiner Tochter irgendwie hätte helfen könnte, da ich selbst genug mit mir beschäftigt war. Ich würde sie am besten in einer Gruppe alleine mitklettern lassen und nicht hinsehen. Aber das ist so ein albernes Mutterding. Eins weiß ich allerdings genau, ich würde sie Erwin guten Gewissens anvertrauen, schliesslich hat er auf uns gut aufgepasst.
Den Mutigen gehört die Welt
Für unsere Tour in diesem Hochseilgarten in Südtirol haben wir mit Anfahrt ab Meran ca. drei Stunden gebraucht. Wie lange es tatsächlich dauert hängt natürlich auch von der Größe der Gruppe ab. Wer es ausprobieren möchte, der wendet sich am besten direkt an Erwin und macht mit ihm einen Termin aus. Neben dem Tarzaning gibt es noch das Canyoning und das Abseilen am Wasserfall. Laut Erwin auch alles ganz einfach. Vor dem Klettern haben wir uns mit Knödeln gestärkt im Brauhotel Martinerhof und danach sind wir nochmal eingekehrt und haben auf unsere Heldentat mit Martinsbräu angestoßen.
Adresse:
Berg-und Canyoningführer
Erwin Mairginter
Jaufenstrasse 18,
39010 St. Martin i.P.
Tel. (+39) 348 2924124
erwin.mairginter@yahoo.de
www.bergfuehrer-mairginter.it
Du magst Abenteuer? Dann lies hier weiter:
- Hochtour in den Dolomiten
- „As long as you survive, it is perfect“. Rafting in Kalabrien
- Paragliden! Ich habs getan.
Fotos: Erwin Mairginter (ich hing im Seil und war zu beschäftigt)
Danke an Erwin Mairginter und die Markentinggesellschaft Meran. Ohne ihre Unterstützung wäre dieses Abenteuer im Hochseilgarten in Südtirol nicht möglich gewesen.
Hallo,
ich muss sagen, der Blog gefällt mir sehr gut. Sehr ausführliche Beschreibungen. Eine Canyoning Tour würde ich auch gerne mal mitmachen, nur da braucht man doch sicher eine gute Kondition oder ? Auf jeden Fall hat dein Beitrag mein Interesse geweckt. Da ich gerne und oft in Österreich bin bietet es sich eigentlich an mal eine Tour zu machen, danke für die Adresse 😉
Also ich werde hier sicherlich öfters mitlesen 🙂
Beste Grüße
Andreas
Hallo Andreas,
ich glaube das Canyoning ist nicht ganz ohne. War das Tarzaning aber auch nicht. Kommt sicher auch auf den Fluß an. Am besten man spricht vorher mit dem Veranstalter. Sag bescheid, wenn du es gemacht hast.