Heute treffe ich Laura, die zwar ursprünglich aus Kolumbien kommt, aber in den letzten beiden Jahren hier in Berlin schon so viel unterwegs war, dass sie als Local durchgeht. Aber von vorne: Laura stammt aus Cali, der drittgrößten Stadt Kolumbiens, und zum Studium verschlug es sie nach Mexiko, wo sie ihren jetzigen Ehemann Pierangelo, ursprünglich aus Turin, kennenlernte. Zeitweise wohnten die beiden in Italien, 2012 erblickte Töchterchen Lucía dann in Kolumbien das Licht der Welt und weil die drei echte Weltenbummler sind, musste 2013 ein neues Ziel her – diesmal Berlin. Wie Laura ihr Leben mit Familie in Berlin findet, erzählt mir die Produktdesignerin an diesem regnerischen Freitag im Juli bei einem warmen Tee.
Guten Morgen, Laura! Wie findest du die deutschen Sommer im Vergleich zu Kolumbien?
In meiner Heimatstadt in Kolumbien haben wir eigentlich immer sommerliche Temperaturen. Das ganze Jahr über sind 30 Grad. Allerdings gibt es einen großen Unterschied zu Berlin: Dadurch, dass meine Heimat so nah am Äquator liegt, geht die Sonne jeden Tag um 6 Uhr morgens auf und um 18 Uhr abends unter, und das das ganze Jahr über. Hier in Berlin geht die Sonne im Sommer um 5 Uhr auf und erst um 22 Uhr wird es dunkel. Das sind 17 Stunden Sonne und vor allem Wärme, was es ein bisschen schwieriger für Kinder macht. Es ist einfach zu lange warm.
Was sind die größten Unterschiede zwischen Kolumbien, Italien und Deutschland in Sachen Familie?
Wir sind eigentlich ursprünglich gar nicht wegen der Kinderfreundlichkeit hierher gekommen, sondern weil Berlin ein toller Ort ist, um eigene Projekte zu verfolgen, und noch dazu der perfekte Ausgangspunkt für Reisen. Aber trotzdem haben wir Berlin als familienfreundliche Stadt schätzen gelernt. Es gibt viele Unterschiede zu unseren Heimatländern! In Kolumbien sind Kinder z.B. viel geschützter und behüteter als hier in Deutschland. Da würde niemand auf die Idee kommen, seine Kinder mit sieben oder acht Jahren alleine zur Schule zu schicken. Hier fahren manche Kinder in dem Alter schon alleine U-Bahn. In Kolumbien haben die Eltern außerdem die absolute Autorität. Dagegen ist es hier schon ein wenig mehr relaxed. Die Leute sind insgesamt entspannter, was ihre Kinder angeht. Interessant ist auch die Beziehung zu den Großeltern. In Kolumbien und auch in Italien ist klar, dass sich Oma und Opa um die Kinder kümmern, wenn die Eltern arbeiten. In Deutschland haben die Großeltern ihr eigenes Leben, das sich nicht immer nur um Enkel dreht. Es gibt auch einen großen Unterschied bei der Ernährung.
Ich bewundere, dass die deutschen Kinder als Snacks gerne Gurken, Paprika, Karotten und Tomaten essen.
In Kolumbien sind solche gesunden Snacks nicht so verbreitet. Hier gibt es auch viel mehr öffentliche Plätze für Kinder und Familien, z.B. mehr Spielplätze.
Wo gibt es den tollsten Spielplatz in Berlin?
Wir haben zwei Lieblingsspielplätze. Der eine ist auf dem Humannplatz und der andere an der Ecke Veteranenstraße/Fehrbelliner Straße. Im Sommer sind wir auch besonders gerne an einem kleinen Bach für Kinder im Volkspark Friedrichshain.
Heute ist das Wetter ganz durcheinander – was hast du noch vor?
Wenn ich Lucía nachher vom Kindergarten abgeholt habe, basteln wir mit Kunststoff. Lucía hilft mir, die neue Kollektion für mein Schmucklabel acantha berlin zu entwerfen, die sich mit nachhaltigem Design beschäftigt. Dafür machen wir Anhänger aus Recycling-Flaschen. Und wenn später noch die Sonne scheint, gehen wir vielleicht noch ein Eis essen.
Danke, liebe Laura für den kleinen Einblick in dein Leben mit Familie in Berlin!