Sehnsuchtsort Mauritius – auf den Spuren der Blauen Mauritius.

Hast du einen Sehnsuchtsort? Ich wollte als Kind immer nach Mauritius. Ich habe damals mein Taschengeld in Briefmarken investiert und gehofft, dass ich eines Tages die Blaue Mauritius finde. Später wollte ich nach Sansibar wegen einem letzten Grund, dann nach Timbuktu, der Name klang nach Abenteuer. In meiner Vorstellung hatten all diese Orte etwas gemeinsam. Sie waren unendlich weit weg und traumhaft schön.

Once in a lifetime! Mauritius ist mehr als nur traumhaft schön.

Mauritius liegt im südwestlichen Indischen Ozean, über 9000 Kilometer von Berlin entfernt. Auch vom afrikanischen Festland ist der Inselstaat noch 1700 km entfernt und bis nach Madagaskar sind es 900 km. Mauritius ist also wirklich weit weg und trotzdem mit einem Flug ab Frankfurt relativ einfach zu erreichen. Die Flugzeit ab Frankfurt beträgt etwas mehr als 11 Stunden.

Strand auf Mauritius

Alle anderen Klischees einer Trauminsel werden von Mauritius problemlos erfüllt: weiße Strände, türkisfarbenes Meer und hervorragende Hotels, in denen man die Seele baumeln lassen kann.

Was Mauritius darüber hinaus für mich sehr besonders macht, das ist die bewegende Geschichte des Inselstaates und die Menschen, die das Erbe mit Stolz tragen.

Wir sind alle Immigranten. Die dunkle Geschichte von Mauritius

Mauritius ist eines der multikulturellsten Länder der Welt und alle Religionen leben friedlich nebeneinander. Jeder Einwohner sagt heute mit Stolz von sich, dass er ein Immigrant bzw. eine Immigrantin ist. Und das stimmt auch, denn als Ende des 16. Jahrhundert die erste holländische Flotte in Vieux Port m Südosten der Insel anlegte, war die Insel noch unbewohnt.

Knapp 40 Jahre später entstanden die ersten Siedlungen und es folgte die dunkle Geschichte der Insel, die der Sklaverei.

Die Holländer brachten das Zuckerrohr nach Mauritius und führten die Sklaverei ein. Die Sklaven kamen hauptsächlich aus Madagaskar und Indonesien. 1710 verliesen die Holländer die Insel und 1715 übernahmen die Franzosen die Herrschaft. Die Zahl der Sklaven stieg während dieser Zeit exponentiell an und erreichte ihren Höhepunkt mit einem Anteil von fast 80 % der Gesamtbevölkerung.

Während der Napoleonischen Kriege wurde die Insel zur Basis der französischen Marine und der Korsaren. Von hier aus überfielen sie regelmäßig britische Handelsschiffe. Das hatte zur Folge, dass britische Truppen 1810 nach Mauritius geschickt wurden. Diese brauchten zwei Angriffe, bis sie die Franzosen im Dezember 1810 erfolgreich besiegt hatten.

Statt alle Franzosen von der Insel zu vertreiben, versprach Großbritannien, die Sprache, die Bräuche, die Gesetze und die Traditionen der französischen Siedler zu respektieren. Wer Mauritius heute besucht, braucht nicht lange, um zu erkennen, welchen Einfluss die Franzosen auf die Insel hatten, nicht zuletzt, weil Französisch, Englisch und das auf Französisch basierende mauritisch-Kreolisch die am weitesten verbreiteten Sprachen auf der Insel sind.

1807 hatte England den Sklavenhandel bereits verboten und 1833 im Parlament für die Abschaffung der Sklaverei gestimmt.1835 wurde die Sklaverei von den Briten auch auf Mauritius abgeschafft. Das Interkontinentale Sklaverei-Museum in der Hauptstadt Port Louis widmet sich diesem Teil der Geschichte von Mauritius.

das interkontinentale Museum auf Mauritius

Frankreich verbot die Sklaverei im Jahr 1848 und in den USA wurde die Sklaverei nach dem Bürgerkrieg zwischen den Nord- und Südstaaten im Jahr 1865 abgeschafft.

Das Museum von Aapravasi Ghat

Gleich gegenüber des Sklaverei-Museums befindet sich ein weiterer wichtiger Ort, das Aapravasi Ghat Museum. Dieses Museum gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und dokumentiert das „Great Experiment“. Hinter diesem harmlos klingenden Namen verbirgt sich die Idee, schon kurz nach der Abschaffung der Sklaverei bezahlte Arbeiter anstelle von Sklaven einzusetzen.

Genau an dieser Stelle landeten ab 1835 mehr als eine halbe Million Menschen aus Indien, China, den Komoren, Madagaskar, Mosambik und dem Yemens auf Mauritius. Zwei Drittel von ihnen blieben nach Vertragsende auf der Insel, ein Drittel kehrte zurückl in ihre Heimat.

Die Vorfahren von fast 70 % der mauritischen Bevölkerung gehen auf diese Vertragsarbeiter zurück. Bis in die 1920er Jahre bewirtschafteten sie die Zuckerrohrfelder. Viele von ihnen gehörten den hinduistischen und muslimischen Religionen an, was die soziale Struktur auf der Insel veränderte.

Das „Great Experiment“ war so erfolgreich, dass es in andere Regionen der Welt exportiert wurde und insgesamt mehr als 2 Millionen Menschen auf Plantagen in der Karibik, in Südamerika und in Südostasien arbeiteten.

Theoretisch waren die Männer und Frauen, die die Arbeitsverträge unterzeichneten, rechtlich frei und konnten über ihr Leben bestimmen. In Wirklichkeit enthielten die Arbeitsgesetze, die diese Verträge regelten, anfangs strenge Bestimmungen, die die Freiheit der Arbeitnehmer stark einschränkten.

In Mauritius beispielsweise sahen die Verordnungen vor, dass Vertragsarbeiter entlassen oder vorübergehend inhaftiert werden konnten, wenn sie sich weigerten zu arbeiten, wenn sie Befehle missachteten, wenn sie unerlaubt der Arbeit fernblieben oder wenn sie ihr Arbeitsverhältnis vor Ablauf des Vertrags beendeten. Die Verordnungen untersagten es den Arbeitnehmern auch, die Bedingungen ihres Vertrags zu ändern.

Das moderne Mauritius von heute

Die Zeiten haben sich zum Glück geändert. Nach der Unabhängigkeit 1968 war Mauritius eine Monarchie mit Elisabeth II. als Staatsoberhaupt innerhalb des Commonwealth.

Seit 1992 ist es eine Republik mit einem politischen System nach britischem Westminster-Modell. Mauritius ist außerdem Mitglied der Afrikanischen Union und eines der friedlichsten Länder der Welt.

Mauritius gilt als stabile Demokratie und wird als der demokratischste Staat Afrikas eingestuft. Zudem hat Mauritius eines der höchsten Pro-Kopf-Einkommen auf dem Kontinent.

Auf Mauritius leben ungefähr 1,3 Millionen Menschen. Die Hauptstadt Port Louis ist das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum mit etwa 150.000 Einwohnern. Einen schönen Blick von oben auf die Stadt hat man von der Zitadelle auch bekannt als Fort Adelaide. Die alte Steinfestung auf einem Hügel wurde einst von den Briten zur Verteidigung der Hauptstadt errichtet.

Port Louis Hauptstadt von Mauritius

Zurück zur Blauen Mauritius

Ein Tipp für alle Briefmarkenfreunde. Im Blue Penny Museum in Port Louis sind die Rote und die noch bekanntere Blaue Mauritius zu sehen. Die beiden Original-Briefmarken aus dem Jahr 1847 gehören zu den wertvollsten Dingen auf der Insel. Jede halbe Stunde werden die Marken für 10 Minuten gezeigt. So sollen diese philatelistischen Kostbarkeiten vor der Alterung und der zerstörerischen Wirkung der Sonnenstrahlen geschützt werden. Fotografieren ist nicht erlaubt.

Warum sind diese Marken so berühmt? Die Rote und Blaue Mauritius sind die ersten beiden Briefmarken aus der britischen Kronkolonie Mauritius. Sie wurden am 21. September 1847 ausgegeben. Durch diese Marken war Mauritius das siebte Postgebiet, das Briefmarken herausbrachte. Von den je 500 hergestellten Marken gibt es weltweit von der Blauen Mauritius noch 12 und von der Roten Mauritius noch 15 Exemplare. Die Briefmarken der ersten und zweiten Serie zeigten Kopf und Hals der britischen Königin Victoria von der Seite im Profil.

Flora und Fauna von Mauritius

Wer etwas über Flora und Fauna erfahren möchte, dem empfehle ich einen Besuch im kleinen Naturkundemuseum in Port Louis. Es ist das älteste Museum der Insel. Mauritius besitzt eine einzigartige Flora und Fauna mit vielen endemischen Arten. Die isolierte Lage der Insel führte dazu, dass ursprünglich keine landbewohnenden Säugetiere vorkamen – abgesehen von Fledermäusen wie dem bedrohten Maskarenen-Flughund.

Später eingeschleppte Tiere wie Ratten, Mäuse und Javaneraffen stellten daher eine große Bedrohung für das Ökosystem dar. Besonders betroffen ist die Vogelwelt: Arten wie der Mauritiusfalke und die Rosentaube sind weiterhin gefährdet, während der berühmte Dodo bereits um 1690 ausstarb. Auch die einst zahlreich vorkommenden Riesenschildkröten wurden ausgerottet.

Die Pflanzenwelt von Mauritius umfasst heute noch rund 670 Blütenpflanzenarten, von denen etwa die Hälfte endemisch ist. Durch Abholzung wurde der ursprüngliche Regenwald stark dezimiert, weshalb Schutzmaßnahmen heute von großer Bedeutung sind.

Der Dodo – Ein Symbol für das Artensterben

Neben Schmetterlings-, Insekten- und Muschelsammlungen, Nachbildungen von Meereslebewesen und geologischen Ausstellungen beherbergt das Museum in einem extra Raum eine echte Rarität, ein komplettes Dodo-Skelett. Der Friseur Louis Etienne Thiriouxdas hat es 1904 entdeckt.

Der Dodo war ein flugunfähiger Vogel, der ausschließlich auf Mauritius lebte. Er gehörte zur Familie der Tauben und wog zwischen 10 und 20 Kilogramm. Sein großer, hakenförmiger Schnabel, sein graublaues Federkleid und seine plumpe Erscheinung machten ihn unverwechselbar.

Da der Dodo auf einer Insel ohne natürliche Feinde lebte, hatte er keine Fluchtinstinkte entwickelt. Seine Nahrung bestand aus Früchten, Samen und Wurzeln.

Die Ankunft niederländischer Seefahrer im Jahr 1598 bedeutete seinen Untergang. Er wurde von den Menschen als leichte Beute gejagt, während eingeschleppte Tiere wie Ratten und Schweine seine Eier fraßen. Bereits um 1690 war der Dodo ausgestorben.

Heute gilt der Dodo als weltweites Symbol für das menschlich verursachte Artensterben. Er ist außerdem im Wappen der Insel verewigt.

Doch es soll Hoffnung geben. Bei der Führung im Museum wurde mir von einem Guide verraten, dass seit langem versucht wird, den Dodo zu klonen. Wie es aussieht, sollen die Bemühungen von Erfolg gekrönt sein. Vielleicht schlüpft schon bald ein Dodo aus dem Ei. Der Guide glaubt ganz fest daran. Ich frage mich nur, wer dem Dodo dann beibringt, wie sich ein Dodo verhält.

Reisezeit, Klima und Zyklone auf Mauritius

Mauritius liegt auf der Südhalbkugel, wodurch die Jahreszeiten den europäischen entgegengesetzt sind. Das tropische Klima hat eine Durchschnittstemperatur von etwa 23 °C an der Küste und ca.19 °C in höheren Lagen.

Der Winter in den Monaten Juni bis Oktober ist die trockenste, der Sommer von Dezember bis April die feuchteste Zeit. Dabei bekommt die Ostküste durch die Passatwinde mehr Niederschlag als die Westküste.

Die Zyklonsaison dauert von Mitte November bis Mitte Mai, wobei nicht alle Stürme Mauritius direkt treffen.

Das tropische Klima mit ganzjährig warmen Temperaturen und die freundlichen Einwohner machen Mauritius für mich zu einem echten Traumreiseziel.

Sonnenuntergang Mauritius

Text und Fotos Britta Smyrak

Danke an die Agentur Aviareps und die Destination Mauritius für die Einladung zur Pressereise nach Mauritius.

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