Israel Rundreise. Endstation Jerusalem.

Israel Rundreise Endstation Jerusalem

Vor 5 Tagen haben wir unsere Israel Rundreise in Tel Aviv gestartet und waren fast überall. In Haifa, in Nazareth, im Kibbuz, am See Genezareth, wir haben vom Golan nach Syrien geschaut, im Toten Meer wie ein Korken auf dem Wasser getanzt und einen Ausflug in die Wüste Negev gemacht. 

Wir fahren am Ufer des Toten Meeres entlang Richtung norden. Bevor wir nach Jerusalem abbiegen, machen wir halt in Qumran und fahren mit der Seilbahn hoch auf den Berg. Von hier oben hat man eine fantastische Aussicht. In dieser bizarren Landschaft wurden 1947 und 1956 in 11 verschiedenen Höhlen antike Schriftrollen entdeckt, darunter auch die bislang ältesten bekannten Bibelhandschriften. Ein Zwischenstopp, der sich lohnt.

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Endstation Jerusalem

Jerusalem gehört zu den ältesten Städten der Welt und beherbergt zentrale Heiligtümer dreier Weltreligionen. Seit ihrer Eroberung durch König David vor 3000 Jahren ist sie bis zum heutigen Tag hart umkämpft. Bei der Anfahrt in die Stadt erhasche ich einen ersten Blick auf den Tempelberg samt goldener Kuppel der Al-Aqṣā-Moschee. Der Tempelberg ist ein künstliches Plateau auf dem ursprünglich der Salomonische Tempel und nachfolgend der Herodianische Tempel standen.

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Heute befinden sich an der südlichen Seite die Al-Aqṣā-Moschee, die drittwichtigste Moschee des Islams und der Felsendom. Der Tempelberg ist einer der umstrittensten heiligen Orte der Welt. Und weil es während unserer Reise auch immer wieder Zusammenstöße zwischen Palästinensern und Juden gab, ist der Zugang für heute und die nächsten Tage gesperrt. Für mich und alle Muslime.

Die Altstadt von Jerusalem wird komplett von einer alten Stadtmauer umschlossen. Das christliche, das jüdische, das armenische und das muslimische Viertel können über sieben verschiedene Tore betreten werden. Wir fahren zum Marokkaner-Tor, passieren am Eingang problemlos einen Sicherheitscheck und schon stehe ich im jüdischen Viertel, mitten auf dem Vorplatz zur Klagemauer.

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Die Klagemauer, Gottes Briefkasten

Bei der Mauer handelt sich um die frühere Westmauer des Plateaus des zweiten Jerusalemer Tempels, der sich an dieser Stelle befand und nicht um eine Mauer des Tempels selbst. Es ist die heiligste Stätte der Juden, die dort zu allen Zeiten beten und nicht klagen. Der Name Klagemauer ist irreführend und viele Juden bevorzugen den Namen „Westmauer“. Frauen beten rechts, Männer links, getrennt durch eine Wand.

Anfangs fühle ich mich ein wenig deplatziert. Ich bin nicht gläubig, ich will nicht beten, trotzdem fasziniert mich diese Szenerie. Ich bin unschlüssig, ob ich Fotos machen darf und soll. Schließlich möchte ich nicht respektlos sein, aber um mich herum werden fröhlich die Kameras gezückt und die Selfiesticks ausgefahren. Es scheint also gang und gäbe zu sein die Menschen bei ihrem Gebet zu fotografieren.

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Fasziniert bin ich auch von den vielen kleine Papierchen, die in die Fugen der Klagemauer hineingesteckt wurden. Das sind die sogenannten „Kwittelchen“ mit Bitten und Gebeten der Gläubigen. Jeder, auch Nichtjuden, dürfen bis an die Mauer herantreten, sie berühren und ihren Zettel anbringen. Zu beachten ist dabei, dass Männer und verheiratete Frauen unmittelbar an der Mauer eine Kopfbedeckung tragen müssen. Am Eingang sind deshalb kostenlose, weiße Kippot erhältlich. Generell empfehle ich für Jerusalem eine angemessene Kleidung, also keine nackten Schultern und Beine oder tiefe Ausschnitte, sonst muss man an vielen heiligen Stätten draußen bleiben und in meinen Augen ist es eine Frage des Respekts.

Einmal im Monat werden die Zettel symbolisch auf dem Ölberg vergraben werden, denn nach alter Tradition dürfen keine Schriften, die Gott erwähnen, verbrannt oder weggeworfen werden.

Gleich neben der Klagemauer beginnt das muslimische Viertel. Wir lassen uns einfach treiben, von Viertel zu Viertel. Die Altstadt ist eh nicht besonders groß, gerade mal ein Quadratkilometer.

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Auf dem Kreuzweg zur Grabeskirche

Wer kennt sie nicht, die dramatische Geschichte aus dem neuen Testament, als sich Jesus hier hoch geschleppt hat, das Kreuz auf dem Rücken. Die Via Dolores ist Teil des sogenannten Kreuzweges. Insgesamt gibt es auf diesem Weg 14 Stationen, 8 davon auf der Via Dolorosa selbst.

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Um den Leidensweg Jesu möglichst hautnah zu erleben, stehen Holzkreuze bereit, die von den Pilgern zur Grabeskirche, dem wahrscheinlich heiligsten Ort für die Christen überhaupt, getragen werden können.

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Und weil diese Kirche so wichtig ist, haben gleich sechs christliche Konfessionen das Sagen. Die Griechisch-Orthodoxe, die römisch-katholische Kirche, die Armenische Apostolische Kirche, die Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien, die Kopten und die Äthiopisch-Orthodoxe Tewahedo-Kirche. Die Äthiopier leben sogar als kleine Gruppe auf einem Dach der Kirche. Protestantische Konfessionen sind in der Kirche nicht vertreten.

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Eine ominöse Leiter

Diese Besitzverhältnisse machen es unglaublich kompliziert, denn jede Glaubensgemeinschaft achtet peinlich genau darauf, die gleichen Rechte zu haben. Bauliche Maßnahmen sind fast unmöglich, da jede Veränderung eine Verletzung des Status quo verursachen könnte und es undenkbar wäre dass zur Gebetszeit der Griechisch-Orthodoxen gehämmert würde und bei den Kopten nicht!

So steht zum Beispiel eine längst nutzlos gewordene Holzleiter an der Fassade über dem Hauptportal. Sie diente im 19. Jahrhundert den Mönchen zum Einstieg in die Kirche, wenn die Tore behördlich geschlossen waren. Seit vielen Jahrzehnten laufen Bestrebungen, sie zu entfernen, doch es ist nicht geregelt, wer dazu befugt wäre.

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Aber nicht nur der Besitz der Kirche ist genau geregelt, sondern auch wer wann wo wie lange beten darf. So muss zum Beispiel das Grab für die tägliche Prozession der Franziskaner pünktlich von den Orthodoxen freigemacht werden.

Besonders kritisch wird die Situation immer zu Ostern, wenn alle Kirchen das Hochfest der Auferstehung feiern. Nicht selten kommt es zu Handgreiflichkeiten zwischen Mönchen wegen der nicht eingehaltenen Gebetsordnung. Auch während der Sperrzeiten in der Nacht bleiben Mönche aller Konfessionen in der Kirche! Wegen der unumstößlichen Zeiteinteilung gibt es in der Kirche übrigens auch keine Sommer- oder Winterzeit. Im Sommer ist daher die Zeitverschiebung zu berücksichtigen.

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In der Kirche herrscht Gedrängel, aber da jeder nur ein Zeitlimit hat, ist das verständlich. Männer wie Frauen ringen mit den Tränen, küssen Steine, beten und scheinen glücklich beim Anblick der heiligen Orte wie der Grabeskapelle mit dem Grab Jesu oder dem Salbungsstein beim Eingang der Kirche. Hier soll der Leichnam Jesu für die Bestattung vorbereitet worden sein.

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Jerusalem entdecken, der Mahane Yehuda Markt

Nach dem Besuch der Altstadt erkunde ich noch den Mahane Yehuda Markt etwas außerhalb der Stadtmauer. Der Besuch des über 100 Jahre alten Marktes zwischen Agrippa und Jaffa Straße fühlt sich so herrlich normal an. Wie es sich für einen Markt gehört, gibt es frisches Obst und Gemüse, Fleisch, Backwaren und vieles mehr. Dazwischen finden sich immer wieder kleine Cafés, die wirklich nett aussehen. Für mich war das der perfekte Ausklang für einen spannenden Tag in Jerusalem, dieser Stadt voller Gegensätze.

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Shalom Israel.

Nach einer knappen Woche Rundreise durch Israel mit unglaublich vielen Eindrücken ist es Zeit für ein Fazit und die Antworten auf die zwei Fragen, die mir vor und nach der Reise immer wieder gestellt wurden.

Kann ich nach Israel reisen? Ja du kannst und du solltest es sogar. Das Land bietet für seine Größe unglaublich viel Abwechslung. Du kannst alles haben von moderner Stadt am Meer und Naturerlebnis bis hin zu viel Geschichte und Kultur.

Ist es dort sicher? Ich habe mich sicher gefühlt. Aber was bedeutet das für dich? Jeder Mensch empfindet Sicherheit subjektiv anders. Ich kann nur sagen, dass die Menschen in Israel, die ich getroffen habe sehr nett und aufmerksam waren. Sie leben in einem Land, das immer wieder unter Spannungen und Konflikten leidet, aber sie lassen sich nicht davon abhalten, ihr Leben zu leben. Besonders Tel Aviv strahlt sehr viel positive Energie aus. So gesehen sind es die Israelis gewohnt und sehen es nicht negativ, wenn Militär und Polizei Präsenz zeigen.

In den Straßen von Jerusalem sieht man sowohl ein versöhnliches Zusammenleben als auch Straßensperren und Luftüberwachung. Über die Situation in den besetzten Gebieten kann ich nichts sagen, weil ich nicht dort war. Generell glaube ich, dass ich als Tourist oft einfach außen vor bin. Natürlich kann ich immer zur falschen Zeit am falschen Ort sein, aber das kann mir überall passieren. Um es kurz zu machen, ich würde jederzeit wieder hinfahren. Besonders wenn es bei uns unangenehm kalt ist, denn im November kann ich in Tel Aviv noch im Meer baden und im Landesinneren sind die Temperaturen sehr angenehm. Wenn Du also nicht weißt, wohin im Herbst und Winter, fahr nach Israel!

Mein Tipp für die Übernachtung in Jerusalem

Im christlichen Viertel legen wir eine Pause ein und besuchen das österreichische Hospiz. Eine unscheinbare Tür geht auf und wir sind in einer Oase mitten in Jerusalem. Im Café gibt es Meindl Kaffee zum Apfelstrudel und österreichisches Bier.

Und das Beste ist, man kann hier auch übernachten. Die Zimmer sind einfach und sauber und bieten einen wunderschönen Blick über die Dächer von Jerusalem. Es gibt auch Familienzimmer und eine schöne Terrasse im Garten. Außerdem ein Hund, der gerne gekrault werden möchte. Ich weiß jetzt, wo ich beim nächsten Mal wohnen werde. Nach dieser angenehmen Pause geht es weiter zur Grabeskirche.

Israel Rundreise, unsere Route:

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Text und Fotos Britta Smyrak

Auf diesen Roadtrip durch Israel wurde ich vom Staatlichen Israelischen Verkehrsbüro eingeladen.

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