Foodtour durch Amsterdam. Was gibt es Schöneres, als sich durch ein Land, eine Stadt, ein Viertel zu futtern und dabei Land und Leute kennenzulernen?Ich bin ein großer Fan von diesen Touren und habe bereits in New York, Berlin und in Athen daran teilgenommen.
Lecker, lecker. Foodtour durch Amsterdam
Heute ist eine Foodtour Amsterdam an der Reihe und ich werde mich durch Jordaan, einen angesagten Stadtteil essen. 12 Uhr mittags, High Noon, wie bestellt scheint heute die Sonne, als wir uns alle vor dem Café Papeneiland treffen.
Die Gruppe ist ein bunt gemischter Haufen aus Dallas, Florida, Philadelphia, Australien und uns beiden aus Berlin. Unser Guide heißt Jelte und nach kurzer Begrüßung und Vorstellungsrunde schlendern wir los. Jordaan ist so was wie der Prenzlauer Berg von Amsterdam überall sind schöne Häuser, nette Geschäfte und Cafés, ich komme mit dem Fotografieren gar nicht hinterher.
Und schon ist es passiert, unsere Gruppe ist weg. Verschwunden! Na prima, das fängt ja gut an, noch vor der ersten Station unserer Foodtour durch Amsterdam sind wir verloren gegangen. Weit können sie nicht sein, also schauen wir in alle Kneipen, Cafés und Restaurants um uns herum hinein und „Juhuu“, im Café de Prins werden wir fündig.
Ganz hinten um einen großen Holztisch herum sitzen alle und haben uns schon vermisst. Das Café de Prins ist ein sogenanntes braunes Café, so heißen die traditionellen Cafés, die es schon seit Ewigkeiten in Amsterdam gibt. Mit vergilbten Wänden, Holztischen und Holzstühlen sind sie das Pendant zur deutschen Eckkneipe. Und was gibt es hier? Poffertjes!
Noch warm, mit Puderzucker und Butter, ist das genau mein Ding! Ursprünglich war das ein Arme-Leute-Essen, aber als Napoleon und seine Armee vorbei kamen, fingen die Franzosen an das Rezept zu verfeinern. Vor allem die französischen Mönche konnten nicht genug davon kriegen und so wurde daraus eine nationale Leckerei.
Tulpen aus Amsterdam
Nicht weit vom Café ist das Tulpenmuseum von Amsterdam. Hier kann man das typische Souvenir aus Amsterdam kaufen: Tulpenzwiebeln. Während der Tulpenmanie im 17. Jahrhundert waren Tulpenzwiebeln in Amsterdam so begehrt und teilweise mehr wert als ein Haus, bis die Spekulationsblase platzte. Das war der erste Börsencrash der Geschichte.
Weiter geht es, hinein ins Jordaan. In Holland und somit auch in Amsterdam kann man überall in die Häuser hineinschauen. Keine Gardienen, keine Zäune, die mich davon abhalten. Im Gegenteil, große Fenster im Parterre laden regelrecht zum Voyeurismus ein und Jelte erklärt, dass das von den Bewohnern durchaus so gewollt ist. Dahinter steckt der calvinistische Gedanke, „Wir haben nichts zu verbergen“ und heimlicher Besitz ist eher verpönt. Das „Fenster gucken“ ist übrigens auch unter den Holländern ein beliebter Nationalsport.
Foodtour durch Amsterdam, von süß nach salzig zu süß
Nach den süßen Poffertjes wird es jetzt deftig. Wir testen drei verschiedene Wurstsorten in der traditionellen Metzgerei Louman. Am Wochenende kauft hier das ganze Viertel ein und steht Schlange für diese Delikatesse.
Ein paar Schritte weiter testen wir den berühmten, holländischen Gouda bei JWO Lekkernijen. Und ich muss sagen, noch nie war er so cremig wie heute! Das hat leider nix mit dem Gouda zu tun, den ich in Berlin kaufe. Der Chef verrät mir, dass den die Holländer schön für sich behalten! Tja, da kann man nix machen, außer ab und zu nach Holland fahren und Käse kaufen.
Weiter geht es durch enge Gassen zur nächsten Station auf der Foodtour durch Amsterdam. Jelte wird nicht müde uns immer wieder ein bisschen was zur Geschichte des Viertels zu erklären oder uns auf Kleinigkeiten hinzuweisen, wie zum Beispiel die Reliefbilder an manchen Häusern, die früher den Menschen gezeigt haben, wo Apotheker, Schlachter oder Anwälte wohnten.
Als nächstes machen wir einen kulinarischen Ausflug nach Südamerika, genauer gesagt nach Suriname, eine ehemalige holländische Kolonie und probieren im Swieti Sranang Pom und Bakabana. An diesem unscheinbaren Take out wäre ich ohne die Tour mit Sicherheit vorbei gelaufen.
Give me a Break, a Coffee Break
Wir nähern uns der Kaffeezeit und sind ganz zufällig in der Nähe von unserem Treffpunkt heute Morgen, dem Café Papeneiland. Und jetzt wird das Geheimnis gelüftet, dieses Café ist bekannt für seinen Apfelkuchen!
Und weil man bei Kaffee und Kuchen so herrlich plaudern kann, erzählt uns Jelte gestenreich eine Anekdote. Das Café ist schon sehr alt und der Name Papeneiland bedeutet „Katholiken freundlich“, denn früher gab es von diesem Café aus einen Tunnel zu einer versteckten katholischen Kirche. Am Anfang war Amsterdam katholisch, dann wurde es quasi über Nacht protestantisch und so konnten die Gläubigen von hier aus ungesehen zum Gottesdienst gelangen.
Die ersten Teilnehmer schwächeln, aber ich kann bei Kuchen nicht widerstehen und esse mein Tellerchen leer. Dann noch einen Kaffee hinterher, damit die Nachmittagsträgheit keine Chance hat. Es ist so gemütlich, das Aufstehen fällt schwer, aber draußen lockt ein herrlicher, sonniger Tag und die Lust noch mehr zu probieren. Wieder biegen wir in kleine enge Straßen, schauen uns wunderschöne Hinterhöfe an und mir gefällt das Jordaan richtig gut!
Fish and Chips and Hering
Ich bin kein Hering Fan und ich käme auch nie auf die Idee mir einen ganzen Fisch in den Mund zu schieben, aber so ein kleines Stückchen wird probiert und ich muss sagen, es schmeckt mir besser als erwartet.
Nach dem Hering gibt es Fish and Chips und jetzt wird auch Jelte schwach, der bisher nichts gegessen hat. Wenn ich richtig gezählt habe, dann war das die 8. Leckerei, fehlen noch 4. Zum Glück bewegt man sich zwischen durch.
Grachten betrachten auf der Foodtour durch Amsterdam
Während der Foodtour durch Amsterdam heißt es immer wieder Grachten betrachten. Nach dem Salzigen ist wieder Süßes dran. Wir probieren Stroopwafels, die typischen Sirupwaffeln, noch warm auf die Hand und schön klebrig. Schon lustig dass aus so einem kleinen Klumpen eine dünne Waffel wird.
Die Stimmung in der Gruppe ist super! Jeder unterhält sich mit jedem und so marschieren wir weiter, vorbei an der Oude Kerk, der alten Kirche von Amsterdam, das älteste erhaltene Bauwerk der Stadt, bis zur letzten Station, dem Café de Blaffende Vis. Das Café ist ein typisches braunes Café und bekannt für seine aufwendige Fassadendekoration jedes Jahr am „Kings Day“, dem Geburtstag des Königs. Hier probieren wir ein holländisches Nationalgericht, die Bitterballs und spülen sie mit einem kühlen Bier aus der lokalen Brauerei hinunter. Prost!
Hier sind weitere Artikel über Holland:
Reise in die Holländische Tulpenblüte
10 Tipps für ein Freundinnen-Wochenende in Leiden
Fotos und Text: Britta Smyrak
Die Foodtour durch Amsterdam war eine Kooperation mit Eating-Europe. Weitere Touren findest du in London, Prag, Amsterdam und Rom. Für Amsterdam haben sie drei verschiedene Touren im Angebot.