Durch die Blume. Eine Reise in die holländische Tulpenblüte

Reise in die holländische Tulpenblüte

Winter, es reicht langsam! Nach gefühlten acht Monaten Grau in Grau dürstet es mich nach Licht, Sonne, Farben. Da kommt ein Ausflug nach Holland grade recht.Denn: Hier ist Tulpen-Hochsaison, und das will in den Niederlanden, immerhin weltweit größter Tulpenproduzent, wirklich was heißen. Und weil das Töchterchen Blumen liebt, und mir ständig mit extravaganten Blumenstrauß-Einkaufswünschen in den Ohren liegt, nehme ich sie einfach mit.

Eine Reise in die holländische Tulpenblüte

Schnell geht’s nach Amsterdam, und von da aus noch schneller in die Bollenstreek, in das auch „Blumenzwiebelregion“ genannte blühende Herz der Niederlande. Und, oh Freude,  wir finden uns nicht nur inmitten riesiger Tulpenfelder wieder, auch Narzissen und Hyazinthen blühen hier um die Wette.

Passenderweise übernachten wir bei unserer Reise in die holländische Tulpenblüte bei einem Tulpenzüchter, und zwar in einem stylischen, schon von weitem silbern glänzenden 1950er Airstream à la James Dean. Vor der eher nüchternen Tulpenzuchthalle ist das schon ein echter Hingucker!

Unser Gastgeber Frans van der Slot ist ein hemdsärmeliger Typ mit Basecap. In einer erdigen Mischung aus Englisch, Deutsch und Niederländisch verrät er uns, was für ein knallhartes Business die Tulpenzucht ist. Denn so hübsch die Blumen auch sind – wer sie züchten und verkaufen will, muss auf Zack sein und auch mal hart im Nehmen. Faktoren wie zu gutes Wetter (ja, das gibt es anscheinend wirklich) und große Konkurrenz beeinflussen das Geschäft nämlich negativ.

Vieles hier ist mir völlig neu, wie etwa die moderne Methode der Tulpenzucht: neuerdings pflanzt man sie nämlich einfach auf einer dünnen Schicht Wasser im Plastikbehälter an. So entfällt das mühselige Pflanzen in die Erde und das unökologische Verwenden von Dünger. Und da die Blumen im Gewächshaus groß werden, hat man sie auch immer schön unter Kontrolle – ziemlich praktisch. Allerdings werden trotzdem noch viele Tulpen auf den Feldern angebaut, erstens weil man nur dann die richtigen Tulpenzwiebeln bekommt, zweitens weil manche eigenwilligeren Sorten lieber auf echter Erde wachsen und drittens (das finde ich jedenfalls) – weil es einfach toll aussieht. Tatsächlich können wir uns hier nicht satt sehen, die Palette der Blumenfelder reicht von Knallrot über Zitronen-, Sonnen- und Goldgelb bis Pink, Lila und Dunkelviolett.

Vom Blumenfeld zum Strand, ein Katzensprung.

Was uns besonders gut gefällt: die für die Region typische Kombination aus Blumenfeldern und gut ausgestatteten und beschilderten Fahrradwegen. Das Töchterchen und ich sind ganz viel auf dem Drahtesel unterwegs, kommen so einerseits viel rum – und gehen andererseits nicht verloren.

Dass die Blumen hier so gut wachsen, liegt übrigens am sandigen Boden – eine gewaltige Dünenlandschaft, der Strand und das Meer sind ganz in der Nähe. Klar, dass wir gleich mal am 13 Kilometer langen Strand von Noordwijk vorbeiradeln müssen und dort einen wunderbar verspielten Nachmittag verbringen.

Blüten die nach Zwiebeln schmecken, eine Reise durch die Kräuterwelt

Später treffen wir ganz in der Nähe von Noordwijk noch jemanden, der über mindestens 1001 grüne Daumen verfügt. Der ehemalige Tulpenzüchter Johannes Janson hat auf essbare Kräuter umgesattelt, die er in seinem alten Glashaus anbaut. Nach unserer Reise in die holländische Tulpenblüte nimmt er uns mit auf eine geschmackliche Reise, die einmal rund um den Globus führt: Was er da von den eher unscheinbar aussehenden Pflanzentöpfchen zupft, schmeckt steviasüß oder nach Austern, nach Cola, Lakritz oder Wasabi. Außerdem hat er essbare Blüten in petto, die nach Zwiebel schmecken oder die Zunge schwarz färben – ein einziges Abenteuer für unsere Geschmacksnerven! Auf seiner Seite noordwijkbuiten.nl gibt es unzählige Infos und Rezepte zu den einzelnen Pflanzen – allerdings bisher nur auf Holländisch….

Während ich mich durch die Kräuterwelt probiere, darf das Kind mit der netten Hanni Janson Blumen pflücken. Ganz schnell ist klar: die Jansons sind geborene, und dabei herrlich entspannte Gastgeber.

Von April bis November haben die beiden das Glashaus auch als Cafe geöffnet, man kann hier Kräuter kaufen oder draußen seine Lieblingsblumen zum Strauß zusammenstellen. Buchstäblich ganz aus dem Häuschen bin ich, als ich das andere Projekt des Kreativ-Paares entdecke – in ein nebenan liegendes Glashaus hat Johannes zwei kleine Bed & Breakfast-Zimmer hineingebaut, eine geniale Konstruktion, die fast nur von der Dekorationslust seiner Frau übertroffen wird. Hier würde ich gerne bleiben – aber es geht zurück zu unserem ebenfalls schnuckeligen Airstream.

Rosa Tulpen. Gelbe Tulpen. Rote Tulpen.

Anderntags macht die Sonne zwar eine Pause, aber der nahegelegene Keukenhof, der mit sieben Millionen gepflanzer Blumenzwiebeln als größter, und auf jeden Fall als einer der schönsten Blumenparks der Welt gilt, gibt sich trotzdem alle Mühe, bunt zu leuchten. Und tatsächlich, hier gibt’s einfach eine Überdosis an Blumen.

Schnell wird klar: der Blumenpark ist nicht nur etwas für ältere Herrschaften auf Kaffeefahrt. Die vielen Besucher in allen Alterstufen kommen aus jeder Ecke der Welt, und auch das Töchterchen wird noch nach Stunden nicht müde, all die Attraktionen und Fotomotive zu entdecken, die in der Parkanlage untergebracht sind.

Mir persönlich gefallen die kleinen Inspirationsgärten am besten, die sich um jeweils ein Thema siedeln. Besonders süß finde ich den in Blau und Weiß, der mit den typisch holländischen Delfter Keramiken spielt:

Der Keukenhof – zwei Monate blühen ohne Ende

Weil der Keukenhof nur zwei Monate im Jahr geöffnet hat, sorgen 40 Gärtner dafür, dass es hier auf jeden Fall blüht. Dabei werden nur typisch holländische Blumen verwendet – zwar stammt die Tulpe ursprünglich aus Asien, aber seit dem 16. Jahrhundert gilt sie als Holländerin schlechthin. Die Blumenzwiebeln werden in drei Schichten in der sogenannten Lasagne-Technik übereinander gepflanzt, und jedes Jahr werden die Beete in einem neuen, eigens kreierten Design gestaltet. Ein irrer Aufwand, aber gut, diese Park ist schließlich ein echtes Aushängeschild für die Niederlande.


Am Abend gibt’s – natürlich – Pfannekuchen, dann radeln wir durch die Blumenfelder nach Hause und fallen in unserem Airstream in blütenreiche Träume.
Unsere Reise in die holländische Tulpenblüte geht zu Ende und was verlangt das Töchterchen mit fordernder Stimme, als wir uns anderntags mit einem großen Strauß gelber Tulpen im Arm Richtung Flughafen aufmachen? Genau, dass wir ganz bald wiederkommen!

Text und Fotos: Judith Hyams

Looping war nicht zum ersten Mal in den Niederlanden. Hier findest du unsere Artikel über Rotterdam, Amsterdam, Leiden und das ultimative Poffertjes Rezept.

Ein ganz lieber Dank geht an NBTC, das Niederländische Büro für Tourismus & Convention, an Frans van der Slot und an die bezaubernde Familie Janson – das war nicht unsere letzte Reise in die holländische Tulpenblüte, wir kommen bestimmt wieder!

Print Friendly, PDF & Email

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert