Ich fahre zum Wandern in die Schweiz mit Hund und kann es kaum erwarten, endlich wieder oben auf dem Berg zu stehen und die Aussicht zu genießen. Unser Ziel ist Graubünden, genauer gesagt die Region Disentis Sedrun.
Willkommen in der Schweiz mit Hund
Ich reise ab Berlin mit dem Zug an. Für meinen Hund ist es nicht die erste Wanderreise. Wir haben bereits eine Mehrtagestour in den Dolomiten gemacht. In der Schweiz führt die Bahnstrecke teilweise am Vorderrhein entlang und liefert mir einen Vorgeschmack auf eine grandiose Landschaft, die mich erwartet. Als an meinem Zielbahnhof Acla da Fontauna die Zugtür aufgeht, bin ich überrascht, wie gut es hier nach Kräutern und Wiese duftet. Das ist mir noch nie so stark aufgefallen.
Später lese ich, dass dieses Jahr ungewöhnlich viele Blumen und Kräuter auf den Wiesen wachsen. Das liegt an dem vielen Regen, den es in diesem Jahr auch in der Schweiz gegeben hat. Der Wechsel von Sonne und Regen tut der Natur offensichtlich gut. Ich atme tief ein und aus und schnappe meinen Rollkoffer und den Hund. Unser Hotel ist nicht weit und ein kleiner Spaziergang nach der langen Zugfahrt tut uns jetzt gut.
Unsere Unterkunft, das hundefreundliche Hotel PETrina
An der Rezeption vom PETrina Hotel steht ein Glas mit Hundekuchen, das finde ich sehr sympathisch. Hier werde ich mich die nächsten Tage bedienen. Ich checke ein und fahre mit dem Fahrstuhl in unser geräumiges Zimmer mit Balkon im dritten Stock. Zum Hotel PETrina gehört ein schöner Agility Platz, der von den Hotelgästen genutzt werden darf. Ich mache noch einen Abendspaziergang und dann geht es ins Bett. Das Hotel liegt nur 50 Meter von den Bergbahnen entfernt und ist damit idealer Ausgangspunkt für meine morgige Wanderung und zahlreiche andere Touren.
Rundwanderung Lag Serein Caischavedra
Der Rundwanderweg Lag Serein Caischavedra ist eine mittelschwere Tour über 8,4 Kilometer. Dauer ist mit ca. 4 Stunden angegeben. 510 Höhenmeter werden beim Auf- und Abstieg ab Bergstation überwunden. Das ist nicht so wild.
Wir sind bereit und besteigen pünktlich die Gondel, die im Halbstundentakt den Berg hinauffährt. Hunde dürfen mit der Gästekarte, die ich im Hotel erhalten habe, umsonst mitfahren. Oben in der Bergstation Caischavedra angekommen, freue ich mich über die Aussicht.
Komplett verwandert, so schnell kann das passieren
Ich wandere auf dem markierten Wanderweg bergauf Richtung Lag Serein. Gleich bei der ersten Wanderwegabzweigung mach ich einen schweren Fehler. Ich biege nicht nach links ab Richtung Gendusas Dado, wie es in der Wegbeschreibung gestanden hat, sondern wandere direkt zum See und damit entgegen der eigentlichen Wanderrichtung.
Es ist eine schöne Strecke über schmale Pfade durch Wiesen, auf denen die Blumen blühen. Mein Hund ist froh aus der Stadt raus zu sein und läuft voller Elan vor mir her.
Als ich am kleinen Lag Serein ankomme, mache ich eine Pause und halte meine Füße ins kalte, klare Wasser. Warum das falsche Abbiegen ein Fehler war? Weil ich im Kopf die ganze Zeit auf einer komplett anderen Strecke wandere. Darum suche ich nach dem Rückweg zur Seilbahnstation, aber das Schild gibt es gar nicht, denn ich müsste für die Rundwanderung entgegen der Wanderrichtung zurück über Gendusas Dado wandern und nicht zur Bergstation. Hätte ich die Wegbeschreibung richtig gelesen, wüsste ich das.
Das hat zur Folge, das ich einfach „weiter geradeaus“ wandere in der Hoffnung, der Abzweig kommt schon noch. Tut er aber nicht. Ich wandere weiter auf einem komplett falschen Weg.
Es geht bergauf über Felsen, Feuchtwiesen und kleine Wasserfälle. Die Landschaft ist fantastisch und der Weg wird immer schwieriger.
Nach einer guten Stunde bin ich sicher, dass ich falsch bin. So schön der Weg auch ist, das ist niemals eine mittelschwere Tour. Ich kehre um. Kurz vor dem See treffe ich zwei Schweizer, die aus der Gegend sind. Meinen Rundweg kennen sie nicht und raten entweder zurück zur Bergstation zu gehen oder einfach ins Tal abzusteigen. Ich möchte nicht den gleichen Weg zurückgehen und schließe mich den beiden ein Stück talwärts an. An einer Hütte haben sie ihre Mountainbikes deponiert und sausen von hier aus über die Straße ins Tal. Ich mach eine kurze Verschnaufpause. Dann gehe auch ich ein Stück die Straße talwärts und kürze immer wieder auf steilen Passagen durch den Wald ab.
Weiter unten im Tal quere ich noch eine Weide, auf der normalerweise Herdenschutzhunde mit ihren Schafen im Einsatz sind. Das Warnschild ist allerdings umgedreht und die Umzäunung steht offen. Die Wiese ist leer, ich habe Glück. Wären die Hunde hier, hätte ich ein ganzes Stück zurückwandern müssen, denn mit meinem Hund wäre es gefährlich gewesen. Aus der 4 Stunden Wanderung wird so eine 7 Stunden Wanderung und ich bin ziemlich K. O., als ich das Hotel erreiche. Diese Nacht schlafe ich wie ein Stein.
Fazit oder was lerne ich daraus?
- Eine Wanderung in den Bergen immer gut vorbereiten.
- Wegbeschreibungen lesen und verstehen.
- Nicht einfach drauf loswandern, das kann gefährlich werden.
- Da mein Mobilfunkanbieter die Schweiz nicht mit abdeckt, habe ich in der Schweiz keine kostenlosen mobilen Daten. Ich habe mir auch keine extra SIM-Karte gekauft. Würde ich beim nächsten Mal zur Sicherheit anders machen.
Herdenschutzhunde in der Schweiz. Darauf musst du achten.
Da ich mit Hund in der Schweiz unterwegs bin, noch ein paar Worte zu den Herdenschutzhunden. Die Schweiz setzt vermehrt auf Herdenschutzhunde zum Schutz von Schaf- und Ziegenherden vor Wölfen, Luchsen und Bären gesetzt. Das bedeutet, du solltest dich vor einer geplanten Wanderung in der Schweiz mit Hund informieren, ob die Tour durch ein solches Gebiet führt. Mit einem Hund darfst du diese Weiden auf keinen Fall betreten, denn es besteht die Gefahr, dass die Herdenschutzhunde den Hund angreifen. Einfache Wanderer und Mountainbiker können ihre Tour fortsetzen, sollten aber folgende Verhaltensregeln kennen und befolgen:
Wenn du auf einer Wanderung oder Biketour ein Herdenschutzgebiet kreuzt, wird grundsätzlich folgendes Verhalten empfohlen:
- Tafeln mit Verhaltenstipps ernst nehmen!
- Tempo verlangsamen und die Tiere nicht aufscheuchen
- Hunde nicht überraschen, sondern lieber durch lautes Reden auf sich aufmerksam machen
- Vom Bike absteigen und schieben.
Wenn Herdenschutzhunde bellen, auf einen zurennen und den Weg versperren, wird es heikel. Tu alles, um die Situation zu deeskalieren:
- Auch wenn es schwerfällt, bleib ruhig stehen und lass den Hunden Zeit, die Situation einzuschätzen (Hunde nicht direkt anschauen, nicht berühren, nicht direkt ansprechen)
- Beim Weitergehen halte Distanz zur Herde
- Hunde nicht provozieren: keine erhobenen Stöcke nicht herumfuchteln, nicht anschreien
- Hunde wenn nötig mit schräg nach unten ausgestrecktem Stock auf Abstand halten. Stock dabei ruhig halten.
- Sobald der Hund deine Anwesenheit akzeptiert hat und nicht mehr bellt, kannst du deinen Weg langsam fortsetzen.
Wenn sich die Herdenschutzhunde nicht beruhigen:
- Rückwärtsgehen und sich auf eine größere Distanz zur Herde zurückziehen.
- Augenkontakt vermeiden, das wird vom Hund als Aggression gewertet.
- Versuche die Herde weiträumig zu umgehen oder kehre am Besten um.
- Wer sich trotz eindeutiger Warnsignale der Herdenschutzhunde den Durchgang durch die Herde erzwingt, kann im schlimmsten Fall gebissen werden
Weitere Informationen zu Herdenschutzhunden in der Schweiz findest du hier.
Text und Fotos Britta Smyrak
Dank an Schweiz Tourismus, die Ferienregion Graubünden und lokale Tourismusorganisation insbesondere an das PETrina Hotel für die Unterstützung der Reise.