Hand hoch, wer war schon mal in Rotterdam? Aha, das habe ich mir gedacht! Na dann wollen wir das Mal ändern, es lohnt sich! Ich hatte bis vor Kurzem auch keine Ahnung von Rotterdam. Bei dem Namen viel mir nur ein: größter Seehafen Europas und zweitgrößte Stadt der Niederlande. Das war alles und klang nicht besonders aufregend.
Rotterdam, ich komme
Berlin 6 Uhr 36, ich springe in den Zug und bete, dass ich keine Verspätung habe, denn mir bleiben in Amersfoort exakt 2 Minuten zum Umsteigen. Aber allen Unkenrufen zum Trotz bin ich pünktlich in Rotterdam und habe noch den halben Tag vor mir.
Wo übernachtet man in einer Hafenstadt? Natürlich auf einem Hotelschiff. Die SSRotterdam ist das legendäre, ehemalige Flagschiff der Holland America Line und noch immer eine imposante Erscheinung.
Königin Juliana persönlich taufte das Schiff am 13.9.1958 auf den Namen Rotterdam und ein knappes Jahr später stach es zu seiner Jungfernfahrt in See. Nach glorreichen Jahren und viel Prominenz an Bord kam 1971 das Aus für die Linienschifffahrt. Das Flugzeug machte die Reise nach Amerika schneller und billiger und gegen diese Konkurrenz war die SSRotterdam machtlos.
Phönix aus der Asche
Heute hat das Schiff 254 Zimmer in drei Kategorien, die alle im eleganten Stil der 50er Jahre eingerichtet sind. Meins gehört zur Kategorie Bahamas und hat die passende Reiseliteratur gleich mit im Regal. Das Einzige was mich stört, ich kann das Fenster nicht öffnen, aber so ist es eben auf einem Schiff.
Die SSRotterdam interessiert mich. Ich möchte noch mehr über das Schiff und seine Geschichte erfahren und mache eine Guided-Tour. Auf der Führung von der Brücke bis zu den Restaurants und den verschiedenen Salons entdecke ich eine schöne Ecke nach der anderen und erfahre viele Geschichten.
Mein Guide, der Herr Bertus, ist ein alter Seebär, der selber auf der SSRotterdam zur See fuhr und ich hänge buchstäblich an seinen Lippen. Ich bin fest davon überzeugt, dass er mir Anekdoten erzählen könnte bis zum Morgengrauen.
Ich würde sagen, die SSRotterdam alleine ist schon die Reise nach Rotterdam wert und die Tour für Kinder eine spannende Reise in die Vergangenheit. Spätestens beim Anblick des Pools fangen dann die Augen so richtig an zu leuchten. Wer möchte Rotterdam entdecken mit Kind? Das ist das perfekte Hotel!
Ich habe mich verliebt
Wenn ich mich jetzt beeile, dann bin ich noch rechtzeitig zum Sundowner auf die Terrasse vom nhow Hotel. Das ist nämlich gleich um die Ecke im berühmten Dreifachturm „De Rotterdam“ von Rem Koohlhaas. Im Zweiten Weltkrieg wurde Rotterdam stark zerstört aber die Holländer waren mutig genug diesen Raum der modernen Architektur zu überlassen. Die Stadt gilt seit Langem als wichtiges Experimentierlabor für Architektur und Städtebau und jetzt hat Rem Koolhaas mit seinem Hochhauskomplex im Stadtentwicklungsgebiet Kop van Zuid der Sache das i-Tüpfelchen aufgesetzt.
Ich bin restlos begeistert und kann mich gar nicht sattsehen. Ich glaube, das ist Liebe auf den ersten Blick. Das Gebäude ist aber nicht nur von außen faszinierend, die Terrasse mit Blick auf die Erasmusbrücke ist auch ein nettes Plätzchen um den Tag ausklingen zu lassen.
Wasser, Schiffe und Seemänner
Am nächsten Morgen fahre ich mit dem Wassertaxi ins Maritiem Museum. Die Dinger sind schnell und wir rasen mit einem Affenzahn die Neue Maas entlang, unter der Erasmusbrücke durch zur gegenüberliegenden Seite. Dort biegen wir in den Leuvehaven ein und siehe da, ich bin zu früh. Das Museum öffnet erst um 10 Uhr.
Das macht aber nichts, denn so kann ich mir in Ruhe den kleinen Museumshafen mit den vielen alten Kränen anschauen. Es ist auch möglich die unterschiedlichen Schiffe, die hier liegen zu besichtigen und man bekommt eine ungefähre Vorstellung davon, wie es ist, auf engem Raum wochenlang auf See zu sein.
Das Maritiem Museum selbst ist der Traum aller Kinder, vor allem der kleinen Jungen. Ein großes Thema ist der Hafen Rotterdam, der nicht nur der größte Hafen Europas ist, sondern der drittgrößte der Welt, wie ich jetzt weiß. Alles dreht sich hier um Schiffe und den Warenhandel auf See. Dafür ist in einem extra Raum ein Miniaturhafen nachgebaut und die Kinder können erleben, wie der Hafen funktioniert. In einer multimedialen Ausstellung sehen sie Schiffe „in Echtzeit“ und erforschen mithilfe des Zeitnavigators im Kontrollraum die geschichtliche Entwicklung des Hafens. Dieses Museum ist alles andere als verstaubt und mein Tip für einen Besuch in Rotterdam mit Kind.
Auf dem Dach des Museums wartet Professor Splash auf Kinder von 4-10. Hier können sie selber zum echten Seemann werden und das Hafenleben spielen, mit Kränen Schiffe beladen, Seemannsknoten knüpfen und das Schiff durch Eisberge navigieren.
Auch Erwachsene kommen im Maritiem Museum nicht zu kurz. Es gibt immer wieder sehr gute Ausstellungen wie zum Beispiel Sex & the Sea. Hier erzählen Seeleute, in einer wirklich großartigen Multimedia Installation über ihr Verhältnis zu den Prostituierten in den Hafenstädten. Das ist längst nicht so romantisch, wie es in den Liedern besungen wird, sondern hat etwas sehr ernüchterndes.
Tolles Museum, tolle Ausstellung. Aber Kunst und Kultur findet in Rotterdam nicht nur in Museen statt. Direkt vor der Tür stolpere ich über zwei Skulpturen, die mich umhauen. Der Kontrast von Kunst und moderner Architektur ist einfach faszinierend. Ich bin gespannt was noch kommt.
Text und Fotos: Britta Smyrak
Noch mehr Gründe, sich in Holland zu verlieben sind eine Foodtour in Amsterdam, die Tulpenblüte und ein Wochenende in Leiden und natürlich das ultimative Poffertjes Rezept.
Auf die Reise nach Rotterdam hat mich das niederländische Büro für Tourismus geschickt. Vielen Dank dafür. Meine Begeisterung für Rotterdam kam von ganz alleine.
Britta, habe deinen Artikel über Rotterdam erst jetzt entdeckt. Toll! Ich bin begeistert und freu mich, dass Rotterdam einen Fan mehr hat 🙂
LG Simone
Hallo Simone, Ich fand diesen Kontrast von Alt und Neu und diese Konsequenz in der Architektur extrem spannend. Für mich die Entdeckung in Holland!