Nicht ganz dicht – die Vulkaninsel Lanzarote entdecken.

Vulkaninsel Lanzarote entdecken

Ich soll die Vulkaninsel Lanzarote entdecken und bin vor Lachen fast zusammengebrochen. Nicht nur, weil ich (!) auf eine Marathonveranstaltung eingeladen bin. Sondern noch viel mehr, weil es sich um einen der verrücktesten Läufe überhaupt handelte: dem Wine Run. Diese 42,195 km führen zum einen durch vulkanisches Weinanbaugelände (klingt ja schon mal nicht so GANZ unspektakulär, oder?) – und zum anderen kannst du als Läufer Stopps in den verschiedenen Weingütern und Bodegas einlegen. Okay … in diesem Fall muss ich keine einzige Sekunde überlegen. Ich schnappe mir meine Kamera und fahre schnurstracks zum Flughafen. Das muss ich mir unbedingt live angucken.

Schön viel trinken zwischendurch!

Meine Neugier auf die viertgrößte kanarische Insel hat sich gelohnt. Denn genauso, wie ich schon bei der Marathon-Ankündigung geguckt habe, so habe ich während meines Aufenthalts auf der Vulkaninsel ständig ausgesehen: weit aufgerissene Augen und weit heruntergeklapptes Kinn. Das hier ist übrigens schon der Beginn der Laufstrecke: das Weinanbaugebiet La Geria, wo der Wein in diesen trichterförmigen Vertiefungen angebaut wird, um an fruchtbaren Boden zu kommen. Not macht erfinderisch. Das Museum of Modern Art erklärte in den 60ern dieses Weinanbaugebiet zum Gesamtkunstwerk.

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Gewaltig. Bizarr. Und 100% einzigartig.

Ich wusste vorher nicht genau, wie ich mir diese Vulkaninsel vorstellen sollte: Geröllig? Ungastlich karg? Stattdessen nutze ich, seitdem ich da war, ganz andere Vokabeln. Wahrscheinlich habe ich mehr Begriffe gesammelt für die außergewöhnlich aufregende Schönheit dieser Insel als die Eskimos für Schnee. Wenn du willst, zeige ich dir hier kurz meine Bilder. Denn Worte allein reichen einfach nicht.

Looping-auf-Lanzarote-Streetview

Es scheint mir, während ich im Bus sitze und die äußerst faszinierende Landschaft an mir vorbeiziehen lasse, als sei das hier wie nicht wirklich von dieser Welt. Immer wieder beschleicht mich diese Idee: Es wirkt wie außerirdisch. Vieles ist hier anders als alles, was ich vorher je gesehen habe. Beschützt. Umsorgt. 1993 wurde die Insel von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt.

Sechs Jahre, die alles veränderten.

Alles fing damit an, dass vor ungefähr 30 Millionen Jahren durch flüssiges und erkaltetes Magma diese viertgrößte der Kanarischen Inseln im Atlantik entstand – nur ca. 140 Kilometer westlich der marokkanischen Küste. Lanzarote ist von Norden nach Süden ca. 60 Kilometer und von West nach Ost ca. 34 Kilometer groß, insgesamt „nur“ 846 Quadratkilometer. So weit, so nett. Doch im 18. Jahrhundert wurde dann alles anders:  Im Jahr 1730 verwandelten aus 100 Vulkanen ausbrechende 300 Kratern über 6 Jahre (in Worten: sechs! Jahre!) das Kleinod im Atlantik in eine Wüsteninsel. Das Ergebnis: Sagenhafte drei Viertel von Lanzarote sind mit Lava bedeckt.

Das hier ist El Golfo, ein halb im Meer versunkener Krater mit Lagune. Die Auswirkungen des Ultra-Ausbruchs waren mit 8 Mio. Kubikmetern Lava die bedeutsamsten in der Vulkanismus-Geschichte. All das lerne ich im Geologischen Museum auf Lanzarote anhand von Video- oder Soundinstallationen. Ein bisschen schlauer aus dem Urlaub zurückkommen – find‘ ich gut. Notiz an mich selbst: noch öfter wegfahren!

Ein heißes Tänzchen.

Die Vulkaninsel Lanzarote entdecken macht Spaß. Auf keiner der kanarischen Inseln kannst du die Naturgewalt noch so wie hier erleben. Unvergesslich finde ich die Stunden im Timanfaya Nationalpark, angefangen mit dem runden Restaurant El Diabolo im Südwesten der Insel. Da sind sie wieder, meine staunend aufgerissenen Äuglein, als ich sehe, wie mit einem Naturofen das köstlich duftende Essen für die Gäste gegrillt wird. Großartig. Alle Männer, die ich kenne, sterben ganz sicher vor Neid: Fleisch über einem heißen Erdloch grillen! Der ab-so-lute Knüller.

Es wird dir bewusst, wie heiß es hier noch immer knapp unter der Erdoberfläche ist, wenn du dir die Experimente vorführen lässt: Ein Parkwächter des Timanfaya Nationalparks gießt einen Eimer Wasser in ein in die Erde eingelassenes Rohr. Lautstark schnellt eine Fontäne aus Dampf in die Luft, das Publikum quietscht vor Vergnügen.

Feuerteufelchen.

Ein paar Meter weiter wirft der Mann trockenes Gestrüpp in ein Erdloch – und BÄMM! Wildes Feuer lodert keinen Wimpernschlag später aus dem Loch heraus. Kurz unter der Oberfläche geht es mit Temperaturen um 200 °C los. Westlich vom Hauptkrater des Feuerbergs haben wir in 27 m Tiefe schon 700 °C.

Ja, jetzt verstehe ich den Namen dieser Location: Montañas del Fuego – Feuerberge. Noch am Morgen hatte ich gefragt; durch den Live-Beweis lernt man schnell. Das sehe ich auch an den Augen der kleinen und großen Besucher um mich herum. Super!

Ich bin dann mal im Park.

Ein Besuch im 51 km² großen Timanfaya-Nationalpark: mega beeindruckend. Das Gelände ist derartig gut geschützt, dass man nicht aussteigen darf. Nur an einigen Spots dürfen wir während der 14 km langen Fahrt Fotos aus der geöffneten Bustür machen. Diese Bilder kommen mir durch das Prozedere wie etwas ziemlich Heiliges vor.

Vom 350 Meter hoch gelegenen Montaña Rajada erhältst du einen hervorragenden Überblick über die Vulkankegel. Das Lava-Meer hat sich über den den fruchtbarsten Teil Lanzarotes ausgebreitet und damals ganze Dörfer zerstört.

Die Vulkaninsel Lanzarote entdecken – von der Mondlandschaft bis zum Meer.

Aber ich will ja gar nicht so tun, als hätte ich mich nur auf Marathonläufen, in Nationalparks und Museen herumgetrieben. Nee, ich bin natürlich auch gierig nach Slow Life: Beach, Wellen und Surfer gucken. Dazu bin ich nach Famara gefahren, das mich reizt, weil dieser Ort viele Surfschulen, einen 6 km langen Sandstrand und kein Hotel hat.

Zum Schluss muss ich dich noch warnen.

Achtung! Du wirst dich verlieben. In all die Schätzchen, die der Künstler César Manrique hier Zeit seines Lebens (1919–1992) realisiert hat. Dinge wie dieser traumhafte Pool oder auch das runde Restaurant El Diabolo mit dem Vulkangrill, von dem ich dir eben erzählt hatte, sind nur ein einige Beispiele.

Die meiner Meinung nach ziemlich geniale Idee des Bildhauers, Architekten, Ökologen und offensichtlich auch Visionärs war es, allen Zweiflern zu zeigen, dass dieses Stück Erde mit der Aschenwüste, den Vulkankegeln und dem Lavameer der schönste Platz dieser Welt ist.

Die ganze Insel wurde durch ihn zu einem großen Kunstwerk. Aber einem Kunstwerk, das niemals unnahbar ist. Im Gegenteil: immer für den alltäglichen Gebrauch angelegt. Ich möchte deine Zeit nicht überstrapazieren, also zeige ich dir in einem anderen Artikel meine Lieblinge. Mist. Ich glaub‘, ich hab‘ mich in eine Insel verknallt. Na toll.

Fotos und Text: Sabine Neddermeyer 

Muchas Gracias  an Tourismo Lanzarote, insbesondere an Herrn Denis García. Ich konnte die Vulkaninsel Lanzarote entdecken und so viel lernen. Herzlichen Dank auch an das Spanische Fremdenverkehrsamt Berlin, besonders an María Fernández Medina sowie das Biosphärenreservat Lanzarote. 

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2 Kommentare

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