Liftwärter im Skigebiet Les Diablerets

Speeddating mit John, Liftwärter im Skigebiet Les Diablerets

Jeder kennt sie, jeder sieht sie, die Liftwärter im Skigebiet Les Diablerets. Die meisten von ihnen sind schon etwas älter, oft Männer mit Bart, selten Frauen. Wobei kennen nicht ganz stimmt. Man nimmt sie eher aus dem Augenwinkel wahr. Wortlos helfen sie beim Einstieg, fegen den Schnee weg oder füllen Schnee auf, je nachdem. Geduldig stehen sie dick eingepackt neben dem Lift oder sitzen in ihrem Häuschen. Ich habe mich oft gefragt, wer sind diese Menschen? Heute habe ich allen Mut zusammengefasst und bin einfach mal eingetreten in so eine kleine warme Hütte, in das Reich von John auf einem der Gipfel im Skigebiet Les Diablerets.

Draußen pfeift der Wind und John ist leicht irritiert, ich habe ihn überrumpelt. Er sieht aus wie der Portotyp des Liftwärters. Schwarze Strickmütze, schwarze Brille, grau melierter Vollbart. Der kleine Raum ist karg eingerichtet, hinter uns blinkt eine Schaltwand mit verschiedenen bunten Knöpfen. Vor uns auf dem Tisch steht ein Walkie-Talkie, daneben ein aufgeklapptes Lapptop und in der Mittte des Tisches eine Box, darauf der rote Knopf. Der ist wichtig, das sehe ich sofort. Ich stelle mich kurz vor und Frage John, ob er Lust auf ein kleines Interview hat. John lächelt verlegen, nickt dann und nuschelt: qui, qui, in seinen Bart.

John, du arbeitest als Liftwärter im Skigebiet Les Diablerets, auf welcher Höhe befinden wir uns?

J: Ungefähr auf 2000 Meter (überprüfen Liftstation)

Dieses Jahr ist sehr viel Schnee, habt ihr immer so viel Schnee?

J: Nein, nein, in den vergangenen Jahren hatte wir noch keinen Schnee zu dieser Jahreszeit. Wir haben einen Monat verloren. Dieses Jahr läuft es gut, wir hatten Weihnachten Schnee. Alles ist gut.

Wie lange ist die Saison, wann startet ihr?

J: Ungefähr 4 Monate. Es kommt darauf an. Manchmal öffnen wir schon am Wochenende im November. Wenn es schön ist, an den ersten Wochenenden im Dezember. Ungefähr ab Weihnachten bis zum 15. April. Ungefähr.

Du hast von hier alles im Blick, ist denn schon mal etwas passiert?

J: Ja, manchmal fällt jemand, aber ich habe hier noch keinen Bruch gehabt. Bisher hat sich niemand etwas gebrochen. Bis jetzt.

(John lacht. Ungefähr im gleichen Moment bleibt ein Skifahrer zu lange sitzen, John drückt routiniert den roten Stopp-Knopf und der Skifahrer kann rechtzeitig vom Sitz springen. Nichts passiert.)

Seit wann machst du diese Arbeit?

J: Es ist mein 20. Jahr hier oben (ich staune, seit 20 Jahren verbringt er jeden Winter auf dem Berg!)

Was machst du im Sommer?

J: Ich bin Dachdecker, ich mache diese Holzdächer.

Wann fängst du morgens an?

J: Hier? Ich fange um 8 Uhr an bis halb 5.

Magst du deine Arbeit?

J: Ja, ja, ich kann davon leben. Es ist nicht das absolute Glück, aber es ist gut. Ich mag den Ort, ich habe eine schöne Aussicht. Normalerweise. (John lacht, denn heute hängen dicke Wolken an den Bergen und man sieht nicht viel)

Bist du aus dieser Gegend?

J: Ich bin hier geboren, ich bin aus D’Eglise gleich um die Ecke von Les Desablerets.

Kannst du Skifahren?

J: Ja ja, seit ich ganz klein bin.

Und du arbeitest 5 Tage die Woche?

J: Nein, aber nein, das ist ganz unterschiedlich.

John ruht in sich selbst und mir gehen die Fragen aus. Zusammen schauen wir noch ein bisschen schweigend aus dem Fenster, dann wird es Zeit für mich zu gehen. Ich verabschiede mich, mache noch ein Abschiedsfoto vom John, dem Liftwärter im Skigebiet Les Diablerets und fahre noch ein bisschen mit meinem Snowboard über die verschneiten Pisten.

Später fällt mir noch eine Frage ein: Wie macht er das, wenn er mal auf Toilette geht. Hält er dann den Lift an? Das muss ich ihn unbedingt beim nächsten Mal fragen.

Text und Fotos Britta Smyrak

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