Kreta, göttlich und grausam.

Es ist noch ziemlich früh am Morgen und ich blinzle verschlafen durch die Vorhänge. Mir bleiben noch ein Tag und eine Nacht, dann geht es zurück. Wehmut kommt auf.

Vorhang auf, Die Sonne scheint!

Dieser Morgen gehört mir. Bevor ich zum Frühstück gehe koche ich mir meinen Nescafé und genieße die ersten Sonnenstrahlen an meinem Pool auf meiner Liege. Zur Feier des Tages gibt es das erste und einzige Selfie meiner Reise: Ich, auf der Liege im Luxushotel auf Kreta. Göttlich!

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Ein paar Vögel kommen vorbei und was soll ich sagen, ich könnte ewig hier liegen bleiben.

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Von den Nachbarn ist immer noch keine Spur zu sehen, alles ruhig und friedlich. Ich nutze die Gunst der Stunde und wage den Sprung ins Meer.

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Es ist großartig! Über mir der blaue Himmel und die Sonne, vor mir das Meer. Ich glaube solche Glücksmomente zu erleben, das ist der Grund, warum ich immer wieder auf Reisen bin. Sie haben etwas Magisches und ich sammle sie in meinem Erinnerungsdepot, das ich dann im Alltag immer wieder anzapfe für die kleinen Fluchten zwischendurch.

Minos Beach Art Hotel, das schönste Luxushotel auf Kreta

Bevor ich jetzt gleich vor Glück platze, mache ich mich auf den Weg zum Frühstück. Im weitläufigen Garten komme ich an verschiedenen Kunstwerken vorbei denen das Hotel seinen Namen „Minos Beach Art Hotel“ verdankt. Mittlerweile sind auch die anderen Hotelgäste wach und es herrscht eine angenehme Frühstücksatmosphäre.

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Würden hier auch Familien glücklich werden? Auf jeden Fall. Es gibt zwar keine Kinderbetreuung, bis auf den obligatorischen Babysitterservice, den eigentlich jedes Luxushotel auf Kreta anbietet, dafür aber zwei kleine Badestrände und für Teenager ein Spielzimmer mit Billardtischen und einer Tischtennisplatte. Außerdem ist der Garten riesig und immer mal wieder schaut eine Katze vorbei. Die Bungalows bieten Platz und genug Privatsphäre, sodass sich niemand durch Kinder gestört fühlt.

Ausflug zur (ehemaligen) Leprakolonie

Leider bin ich nur für eine Nacht in diesem wunderbaren Hotel. Ich zögere die Zeit solange hinaus, wie es geht, aber schließlich muss ich doch mein Köfferchen packen, auschecken und zu meinem Auto gehen. Mein Ausflug heute führt zur ehemaligen Leprakolonie von Kreta. Hört sich ziemlich krass an, ist es auch. Auf dem Weg muss ich noch mal kurz anhalten und einen Blick zurückwerfen. Irgendwo dahinten liegt das Minos Beach Art Hotel, vielleicht das schönste Luxushotel auf Kreta, seufz!

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Wo ist Kostas?

Ich fahre immer an der Küste lang Richtung Norden in den kleinen Fischerort Plaka. Die Fahrt dauert ca. 20 Minuten und die Strecke ist wunderschön. Die Straße führt die ganze Zeit am Meer entlang und durch den hübschen Ort Elounda hindurch. In Plaka ist das Auto schnell geparkt und ich gehe zum Anleger und suche nach Kapitän Kostas, der eigentlich Konstantinos heißt. Er will mich heute mit seinem Boot auf die Insel Spinalonga bringen.

Natürlich heißt hier jeder Kostas, aber keiner ist mit mir verabredet. Der Name scheint hier so häufig zu sein wie Müller oder Meier in Deutschland. Aber so komme ich wenigstens mit den Leuten ins Gespräch. Da mir jeder helfen möchte, werde ich von einem zum anderen geschickt, bis ich tatsächlich vor dem Restaurant Delphini stehe und der Besitzer meinen Kapitän Kostas kennt. Er begleitet mich hinter das Haus, wo es noch einen versteckten Steg gibt und siehe da, hier liegt das Boot.

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Bevor er geht, drückt er mir noch lächelnd ein Ticket in die Hand und ich bin die Erste, die hier wartet. Nach und nach trudeln weitere Fahrgäste ein, dann kommt ein Kapitän, und ob Kostas oder nicht wir besteigen alle das Boot. Vor uns im gleißenden Licht der Mittagssonne liegt die Insel Spinalonge.

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Von meinem Besuch in Rethymno und Chania weiß ich, dass erst die Venezianer und dann die Türken auf Kreta waren und natürlich waren sie auch auf Spinalonga. Die Venezianer haben hier eine Burg errichtet, die selbst nach dem kretischen Krieg noch 50 Jahre lang gegen die Angriffe der Türken standgehalten hat. So eine Festung war damals uneinnehmbar. Schließlich mussten sich die Bewohner aber doch ergeben und kamen in Gefangenschaft. Um 1900, als auch die Türken Kreta wieder. verließen wurde die Burg aufgegeben.

Einmal dort, für immer immer dort.

Bereits 1903 begann ein neues Kapitel in der Geschichte der Insel, denn sie wurde zur Leprakolonie ausgewählt. Damals galt die Krankheit als ansteckend, unheilbar und tödlich. Und die einzige Chance sich zu schützen war, die Kranken auf diese Insel zu verbannen. Hier zu landen bedeutete für jeden lebenslänglich. Das hieß aber nicht, dass die Menschen krank in ihren Betten lagen und auf ihren Tod gewartet haben. Im Gegenteil, wer konnte, ging einer Arbeit nach und verdiente seinen Lebensunterhalt. Die Menschen versuchten ein einigermaßen normales Leben zu führen, sie verliebten sich, Kinder kamen zur Welt und das Leben war organisiert wie in einem Dorf. Es gab Ärzte, Krankenschwestern eine Kirche samt Priester, Geschäfte, eine Bäckerei.

Bei aller „Normalität“ finde ich das trotzdem grausam und bewundere den Überlebenswillen. Waren es zuerst nur Einwohner von Kreta, so wurden ab 1913 Leprakranke aus ganz Griechenland zur Insel gebracht. Dabei kam es auch vor, das Menschen, die gar nicht krank waren, durch Intrigen hier gelandet sind und hier starben. Erst 1957 wurde die Kolonie geschlossen.

Zurück ins Leben

Pünktlich werden wir von Kapitän Kostas Boot abgeholt und fahren zurück nach Plaka. Der kleine Ort kommt mir nach dem Besuch von Spinalonga noch netter vor, als es eh schon ist und ich gönne mir einen Frappé. Der Besuch hat mich nachdenklich gemacht, ich bin dankbar für mein bisheriges Leben und hoffe, dass es auch in Zukunft so bleibt.

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Danke an das schönste Luxushotel auf Kreta, das Minos Beach Art Hotel für die Übernachtung, an Car Rental Interoad für den flotten Wagen, an Condor für den Flug, an Kapitän Kostas für die Überfahrt und an Frau Agapaki von der Griechischen Zentrale für Fremdenverkehr für die Einladung. Meine Meinung und Begeisterung bleiben davon unberührt.

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