Ungeduldig liege ich im Bett und warte darauf, dass mein Wecker endlich klingelt und das Startsignal gibt zur Ballonfahrt über Kappadokien.
Alles schläft, ich bin wach.
4:20 Uhr, ach was solls, ich steh‘ auf. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen, aber lange kann es nicht mehr dauern.
Während alles noch schläft, spaziere ich im Morgengrauen durch die Gassen von Ortahisar und schrecke eine Katze auf. Die Morgenröte verleiht dem Ort etwas kitschig Schönes.
Als ich ins Hotel zurückkomme sind endlich, endlich auch die anderen Mitreisenden bereit. Der Bus, der uns zur Ballonfahrt abholen soll, hält mit Verspätung vor dem Hotel. Ich bin schon ganz zappelig und fast ein bisschen enttäuscht, als wir noch einen Zwischenstopp im Office einlegen und einen Tee serviert bekommen. Ich will jetzt keinen Tee, ich will jetzt hoch in die Luft!
Bewaffnet mit meiner Kamera stürme ich raus, denn das Schauspiel am Himmel ist bereits in vollem Gang. Die ersten Ballons steigen in die Luft und ziehen über mir vorbei. Es ist mittlerweile 6 Uhr und ICH BIN UNGEDULDIG!
Ich knipse mir die Finger wund und kann gar nicht genug kriegen von diesem Schauspiel. Es ist unglaublich schön. Fast 200 Ballons steigen bei gutem Wetter jeden Morgen auf. Um mich herum herrscht totale Stille. Nur ab und zu hört man ein Rauschen, das von den Gasbrennern kommt, die die Luft erhitzen und damit den Ballon in die Höhe aufsteigen lassen.
Up up in the sky. Ballonfahrt über Kappadokien
Juhu, es geht los. Der Bus bringt uns über einen Feldweg zum Startplatz. Überall sieht man bunte Ballons, die sich aufblähen und bald startklar sind.
Unser Ballon hat einen Korb für max. 12 Personen, aufgeteilt in 4 kleine „Abteile“ für je 3 Erwachsene. In der Mitte steht der Kapitän, der den Ballon lenkt. Das gibt den Passagieren bei Start und Landung mehr Halt und Sicherheit, denn es verhindert, dass plötzlich alle zu einer Seite purzeln und der Korb in Schieflage gerät. Es gibt auch größere Körbe für max. 20 Personen.
Wir klettern hinein und bevor wir aufsteigen, gibt es noch eine kleine Einweisung darüber, wie wir uns bei Start und Landung hinstellen sollen: Knie leicht gebeugt, mit dem Rücken in Fahrtrichtung und den Rücken gegen die Korbwand drücken. So steht man stabil und verhindert, dass man sich verletzt. Kinder dürfen ab 8 Jahren in Begleitung ihrer Eltern mitfliegen. Und los geht es. Gib Gas, ich meine Feuer!
ICH FLIEGE (ich meine natürlich ich fahre!)
Sanft hebt der Korb vom Boden ab und endlich verstehe ich auch, warum man nicht von „Ballon fliegen“, sondern von „Ballon fahren“spricht! Das Aufsteigen fühlt sich wie Fahrstuhl fahren an! Ich hatte es mit viel dynamischer vorgestellt. Es ist, als ob ich in der Luft stehe! Und es ist so unglaublich schön. Um mich herum tanzen die bunten Ballons, die aufgehende Sonne taucht das Land unter mir in sanftes Licht. Der Ausblick auf die Landschaft ist gigantisch und ich habe keine Sekunde Angst, im Gegenteil ich bin glücklich.
Wir steigen auf über 1800 Meter, es ist einfach atemberaubend. Vor uns, hinter uns, über uns, unter uns, überall sind andere Ballons.
Dann geht es tief hinunter und unser Kapitän navigiert mit einer unglaublichen Präzision an den Felswänden vorbei.
Ich könnte stundenlang weiter fahren. Per Funkgerät steht unser Kapitän in ständigem Kontakt zu seinem Team am Boden, denn ob ein Ballon über uns ist können wir nicht sehen. Immer wieder lodert die Flamme auf und lässt uns wieder höher steigen.
Meine Ballonfahrt über Kappadokien endet mit einer Punktlandung
Wir lassen uns buchstäblich treiben. Nach einer guten Stunde heisst es dann leider: klar zur Landung. Ich sauge die letzten Bilder der Landschaft auf. Unter uns braust der Jeep mit Anhänger über das Feld und steht zur Landung bereit. Je nach Luftströmung landen die Ballons man mal hier und mal dort.
Auf Kommando nehmen wir alle unsere Position ein und zack, das war es. Wir sind gelandet! Ich hatte mir eine holprigere Landung vorgestellt, war gefasst auf das Schleifen über den Boden, bis der Korb endlich zum Stehen kommt. Nichts von alledem. Wir sind genau auf dem Hänger gelandet! RESPEKT!
Once in a lifetime
In wenigen Minuten ist der Ballon am Boden fachmännisch wieder zusammengelegt, meine Ballonfahrt über Kappadokien endgültig vorbei. Unser Kapitän ist zu Scherzen aufgelegt und wir stoßen mit ihm und seinem Team auf unsere erfolgreiche 1. Ballonfahrt an. Ich glaube, das war mit Abstand eines der schönsten Erlebnisse, das ich je auf Reisen hatte und ich kann es jedem nur ans Herz legen! „Once in a lifetime“, einmal im Leben sollte man das gemacht haben.
Elke von Meerblog war mit mir in der Luft und berichtet hier über ihre Eindrücke. Und auch Eva von Hidden Gem hat Kapppadokien bereist. Sie war mit Kind unterwegs.
Ballonfahrt über Kappadokien. Aktualisierung 2018:
Ich war im November 2018 auf einer Rundreise durch Anatolien erneut in Kappadokien und habe noch einmal das große Glück gehabt in einem Ballon über diese wahnsinnig schöne und faszinierende Landschaft zu fahren. Es war kalt, es war anders, es war wieder toll. Ich kann jetzt also behaupten eine Reise nach Kappadokien und eine Ballonfahrt lohnen sich zu jeder Jahreszeit.
Text und Fotos: Britta Smyrak
Danke an Öger Tours für die Einladung zu dieser spektakulären Ballonfahrt über Kappadokien!