Skifahren lernen in drei Tagen? Das klingt reizvoll, denn ich bin Snowboarderin und um mich herum fahren jetzt alle Ski. Soll ich wechseln, noch mal ganz von vorne anfangen und geht das überhaupt?
Skifahren lernen in drei Tagen. Geht das?
Eine Woche den Anfängerhügel runterrutschen, das hört sich für mich nicht sonderlich attraktiv an. Aber es gibt eine Alternative in der Schweiz: Skifahren lernen in drei Tagen. Das möchte ich unbedingt ausprobieren und so bin ich hier in Crans Montana und treffe pünktlich um 9 Uhr Christian meinen Skilehrer für meinen privaten Skikurs. Ski und Stöcke habe ich bereits am Vortag ausgeliehen, es kann losgehen. Das Laufen in den Skischuhen finde ich nicht kompliziert, nur Treppensteigen ist etwas ungewohnt.
Tag 1: Gleiten, bremsen und die ersten Kurven
Das Wetter ist fantastisch und an der Gondel herrscht Hochbetrieb, viele Kinder sind dabei. Oben in der Station Arnouva angekommen starten wir mit Gleit- und Gleichgewichtübungen. Erst ein Bein auf dem Ski und über den Schnee rutschen, dann beide Ski anschnallen und über den Schnee rutschen. Für mich ist das alles kein Problem, denn ich kenne das Gefühl vom Boarden. Es folgt noch mit den Ski versetzt den Berg hinaufgehen und beim Runterfahren die ersten Bremsversuche im Schneepflug, d. h. in die Knie gehen, die Ski hinten mit der Ferse nach außen drücken und vorne die Spitzen zusammenführen. Bremsen können ist beim Skifahren genau wie beim Boarden das Wichtigste, denn sonst gefährdet man sich und die anderen.
Ich entpuppe mich als Naturtalent und nach 10 Minuten ist klar, wir können zum ersten Lift gehen, was hier bei den Anfängern der Teppich ist. Wir fahren die grünen Pisten, also sehr flache Abfahrten.
Wir wechseln von der grünen auf die blaue Piste
Am Anfang ist es wichtig, dass die Abläufe beim Skifahren schön langsam sind, ich habe eine Menge zu koordinieren. Den halben Vormittag verbringe ich auf den grünen Pisten, fahre auf den Teppichen hoch, dann wechseln wir auf den Tellerlift und die erste blaue Piste. Die Abfahrt ist 20-mal länger als der Übungshügel und ich habe mehr Platz zum fahren.
Ich muss mich ganz schön konzentrieren und es hilft enorm, das Christian vorfährt und ich hinterher. So muss ich nicht lange überlegen, wo ich am besten wende, sondern schalte den Kopf einfach ab und folge brav. Nach den erfolgreichen Abfahrten beim Tellerlift hält uns nichts mehr, wir wagen den Sprung auf den Berg.
Die Aussicht ist herrlich und die Schweizer Berge einfach nur schön. Der DJ am Cry D’er spielt coole Musik und es wäre eine Schande gewesen, wenn ich das verpasst hätte.
Christians Art zu unterrichten ist genau die richtige Mischung für mich. Er gibt Tipps, lobt und fordert, ohne mich zu überfordern. Er traut mir vieles einfach zu und das stärkt natürlich mein Selbstvertrauen. Ich wage immer mehr und es macht wirklich Spaß. Es gelingt mir ganz gut seine Anweisungen umzusetzen, nur mit dem „nach vorne lehnen“ hadere ich noch. Aber mein Ziel für heute habe ich längst erreicht: Ich fahre auf dem Berg und blaue Pisten, das Video ist der Beweis! Ich bin richtig stolz auf mich.
Mit der letzten Gondel geht es zurück ins Tal. Wir haben den Tag wirklich voll ausgenutzt. Im Hotel angekommen, merke ich erst, wie k. o. ich bin. Am Abend belohne ich mich mit einem sehr leckeren Käsefondue im Le Mayen. Das Restaurant gehört zum Hotel Olympic, in dem ich auch mein Zimmer habe. Das Fondue ist sehr gut und danach falle ich ins Bett und schlafe wie ein Stein.
Was ich am ersten Tag gelernt habe:
- in Skischuhen laufen
- die Ski anschnallen
- die Angst überwinden und über den Schnee gleiten
- das Gleichgewicht halten
- den Schnee entdecken, denn es gibt unterschiedliche Oberflächen.
- Hinfallen ist beim Skifahren lernen absolut erlaubt und am Anfang sogar wünschenswert. Bei der geringen Geschwindigkeit kann ich hinfallen, ohne mich zu verletzen! Diese Erfahrung zu machen fördert sogar das Weiterlernen.
- Bremsen im Schneepflug
- die ersten Richtungswechsel im Schneepflug durch Gewichtsverlagerung. Der Bewegungsablauf beim Skifahren ist nicht intuitiv, denn ich muss mich nach rechts lehnen, um nach links zu fahren und umgekehrt.
- verschiedene Pisten fahren
- um Leute herumfahren
- die ersten Kurven fahren, kleine Schwünge, große Schwünge, Geschwindigkeit testen
Laut Christian können diese Übungen für manche schon eine riesen Herausforderung sein und viele Erwachsene bleiben den ganzen Tag unten bei den Übungsliften. Es kann auch zwei Tage dauern, bis man den Sprung auf den Berg wagt. Oder es dauert, wie bei mir, nur 2 Stunden! Am Ende zählt natürlich die Praxis. Je mehr man fährt, desto mehr gewinnt man an Sicherheit und Selbstvertrauen und kann in den Schwüngen Fortschritte machen.
Tag 2: Skifahren lernen, ab jetzt nur noch parallel!
Ich habe Muskelkater, aber es hält sich in Grenzen und ich hatte Schlimmeres erwartet. Es ist Tag zwei meiner Challenge: Skifahren lernen in drei Tagen. Wir starten wieder mit der Gondel hoch nach Arnouva und beginnen mit den grünen Pisten zum warm werden. Es folgt der Tellerlift und die blaue Piste, danach geht es wieder hoch auf den Berg.
Am ersten Tag bin ich viel im Pflug gefahren, das soll sich heute ändern, ich lerne das Parallelfahren.
Von Weitem hatte ich gestern ein cooles Hotel entdeckt, das ich mir heute näher ansehen möchte. Das Hotel Chetzeron ist eine umgebaute, ehemalige Seilbahnstation direkt an der Skipiste Crans Montana auf einem Plateau und bietet von der Terrasse einen fantastischen Blick auf das Rhonetal. Hier könnte ich gerne länger in der Sonne sitzen.
Nach der kurzen Pause geht es weiter und Christian wechselt von der blauen auf die rote Piste, er will mich mehr fordern. Wir fahren bewusst über Huckel, drehen auf Schneehaufen, die sich im Laufe des Tages gebildet haben und er baut immer wieder kleine Übungen ein, damit ich meine Technik verbessern kann. Ich werde sicherer, merke am Nachmittag aber auch, dass meine Kräfte nachlassen. Am meisten kämpfen muss ich tatsächlich mit meiner Rückenlage. Es gelingt mir nicht immer, alles unter Kontrolle zu haben und manche Schwünge sind noch weit entfernt von der Perfektion, aber mir ist auch klar, dass ich dranbleiben muss und jetzt einfach mehr Praxis gefordert ist.
Was ich am zweiten Tag gelernt habe:
- Parallel fahren.
- Steilere Pisten fahren
- Variationen fahren: Geschwindigkeit, Schnee, Kurven, raus aus der Komfortzone!
- Sicherheit gewinnen durch Wiederholungen
- Auf die Technik kommt es an. Fehler analysieren und das Fahren verbessern.
- Mein Mantra lautet: nach vorne lehnen, nach vorne lehnen, nach vorne lehnen. Der Druck ist auf dem Schienbein, nicht auf der Wade.
- Bei der Drehung das Gewicht auf das „richtige“ Bein verlagern.
- Beine strecken, wenn man in die Kurve geht und danach wieder beugen hilft beim Drehen.
- NICHT auf die Skier schauen, sondern weit nach vorn und im Voraus wissen, wo man drehen möchte.
- Nicht zu viel überlegen.
Tag 3: Skifahren lernen bedeutet üben, üben, üben.
Ich habe in den letzten Tagen schon wahnsinnig viel gelernt, mehr als ich mir erträumt habe, darum lassen wir es am dritten Tag etwas ruhiger angehen. Wir fahren rüber zur Bergstation Les Violettes, schnallen die Ski ab und nehmen die Gondel hinauf zum Gletscher Plaine Morte, auf deutsch tote Ebene, schöner Name. Die Aussicht ist gigantisch. Auf dem Gletscher stehen Iglus zum Übernachten und man kann hier oben Gletscherwanderungen und Hundeschlittenfahrten machen. Das kommt auf die To-do-Liste für das nächste Mal.
Christian würde mir sogar die schwarze Piste vom Gletscher hinab ins Tal zutrauen, er meint, das könnte ich schaffen! Darüber freue ich mich natürlich und wachse ein paar Zentimeter.
Skifahren lernen in drei Tagen mein Fazit:
Ab jetzt heißt es für mich dranbleiben und üben, üben, üben, das Gelernte wiederholen, die Technik verfeinern. Der Weg ist das Ziel, ich bin lange nicht perfekt, aber ich fahre auf zwei Ski den Berg hinunter! YEAH!
Die Lernfortschritte sind bei jedem Einzelnen natürlich unterschiedlich, darum kann man nicht verbindlich sagen, das lernt man am ersten Tag, das am Zweiten und so weiter. Es hängt davon ab, wie schnell man Fortschritte macht, was man sich traut und wo die Angst sitzt. Was ich aber definitiv sagen kann: Skifahren lernen in drei Tagen ist auch für dich möglich. Denn was heißt Skifahren lernen eigentlich? Es ist auch möglich, dass man nach drei Tagen noch immer unten im Skigarten ist, aber man steht auf Skiern, kann bremsen und die ersten Kurven fahren. Und dann fährt man ja eigentlich schon Ski! Wer das ausprobieren möchte, der sollte am besten in der Skischule fragen, ob ein Skikurs nur für drei Tage angeboten wird.
Skigebiet:
Das Skigebiet Crans Montana reicht von ca. 1500 Meter bis hinauf zum Gletscher Plaine Morte auf 3000 Meter. Die Pisten sind abwechslungsreich und schön lang. Das Skifahren macht Spaß und die Wartezeiten an den Liften sind meist nur kurz. Crans Montana ist ein familienfreundliches Skigebiet und am Anfängerberg, dem Schneegarten gibt es viele Übungslifte und Teppiche für die Kids. Auf dem Berg hat man immer wieder eine grandiose Aussicht auf die Berge und speziell die Stimmung bei Cry D’er hat mir gefallen. Crans Montana liegt in der französichen Schreiz, aber mit Deutsch und Englisch kommt man auch prima zurecht. Insgesamt gibt es 140 Pistenkilometer, die man fahren kann und einen großartigen Snowpark. Ich habe nicht alle Pisten geschafft, das ist ein guter Grund um wiederzukommen.
Anreise:
Ich bin von Berlin bis Zürich geflogen und dann problemlos mit der Bahn bis Sierre gefahren. Von dort geht es mit der Standseilbahn steil den Berg hinauf nach Montana.
Hoteltipp:
- Gewohnt habe ich im Hotel Olympic. Mein Zimmer war schön eingerichtet, aber zu zweit wäre es mir zu klein gewesen. Das Frühstück war super und bei den leckeren Croissants merkt man, Frankreich ist nicht weit. Das Hotelrestaurant Le Moyen kann ich nur empfehlen, das Essen war sehr gut.
- Nicht gewohnt, aber besucht habe ich das Hotel Chetzeron, ein absolutes Highlight. Dieses Boutiquehotel ist super gelegen, hat nur 16 Zimmer und bietet damit Urlaub vom Feinsten.
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Text und Fotos: Britta Smyrak
Vielen Dank an My Switzerland für die Einladung zur Pressereise: Skifahren lernen in drei Tagen. Danke Christian für Deine Geduld bei den ersten Kurven und Tiffany für die Unterstützung vor Ort und last but not least danke Intersport für die Skiausrüstung.