Ja, es stimmt: Ich bin echt ekelhaft. Sitze im Zug und habe neben einem guten Buch drei (!) ganze (!) Tage ganz für mich alleine vor mir liegen (unterdrücktes Jauchzen). Ein Verwöhnwochenende ohne Kinder und ganz ohne Stress (unterdrücktes an die Abteil-Decke-Hüpfen). Dafür mit Spa, Kosmetik, Betüddelt-Werden und mit gaaanz viel Natur und Ruhe. Ich fahre in ein Vier-Sterne-Wellness-Hotel und freue mir den A…äh… Ärmel ab. Genauer gesagt fahre ich ins hessische Ederbergland – in die Heimat der Gebrüder Grimm – und begebe mich ins Relais & Châteaux Hotel DIE SONNE Frankenberg.
Du. bist. Egoist.
Ich muss aber auch sagen: es ist okay. Ich stehe dazu. Es ist durchaus verdient. Wann ist man als viel arbeitendes Muttertier schon mal drei Tage allein? Genau: viel zu wenig. Viel zu verschwindend gering sogar. Eigentlich nimmt man sich so etwas immer nur vor, stimmt’s? Wie oft habe ich schon beim Telefonieren mit der besten Freundin geplant, „mal nur was für uns“ zu machen, uns „so richtig schön Verwöhnen lassen“ – tja, zwei oder drei Tage ganz frei nehmen für ein paar richtige Girls-Days, das rangiert auf unseren Frauen-Wunschlisten gefühlt haarscharf hinter der Idee „täglich Sport“ oder „endlich mal auf Weltreise gehen“.
Morgens, halb zehn in meiner Auszeit.
Das Schönste an solchen zwei bis drei Tagen Auszeit ist, dass die Entspannung sofort los geht. Wenn du im Zug sitzt und ein paar Stündchen Fahrt vor dir hast. Käffchen, Gossipblättchen und das tolle Buch, das auf deinem Nachttisch schon einen Bart bekommen hat. Jetzt ist meine Zeit. Also: Nimm dir gerne mich als Motivation, auch mal egoistisch zu sein!
DIE SONNE wartet auf dich. Egal, wie das Wetter wird.
Ich muss sagen, angekommen in der hübschen Fachwerk-Altstadt von Frankenberg wirkt es so, als würden Abends die Bürgersteige hochgeklappt werden. Gut, das ist wahrscheinlich im Vergleich einer unter 20.000 Einwohner-Kleinstadt zu Berlin nun etwas unfair. Aber: Genau dieses Gefühl will ich zur Abwechslung mal. Nichts verpassen. Einfach die Seele baumeln lassen. Dieses märchenhafte, faszinierende Gebäude hier oben ist übrigens das Rathaus von Frankenberg an der Eder. 10 Türme schmücken das spätgotische Schätzchen, das als eines der schönsten Fachwerk-Rathäuser überaus gilt. Zurecht, wie ich finde. Das bereits im 16. Jahrhundert erbaute und liebevollst restaurierte Hotel Die Sonne Frankenberg liegt direkt daneben, ebenfalls im wirklich hübschen Fachwerkstil. Das passt. Und mehr Premiumlage geht ja nun wirklich nicht.
Verwöhnprogramm hoch drei.
Ich genieße es, erstmal für ein, zwei Stunden nach der anstrengenden Reise (NICHT, haha!) in dem SONNEN-Bademantel und den SONNEN-Hausschuhen in meinem Zimmer zu chillaxen. Und schon geht es los: Süßigkeiten, die ich mir nicht selber zurechtdekorieren musste, danke, ist das göttlich! Purer Luxus für Augen und Gaumen.
I love it. Das Tolle ist, du wirst hier aufgefordert, gleich im Bademantel zu deinen Spa-Anwendungen zu gehen. Wie praktisch ist das denn?
Luxus für meine Nase. Nein, für den ganzen Körper.
Bingo! Ich liiiiebe die Produkte von Ligne St. Barth sowieso. Ich bin beglückt, dass ich für die verschiedenen Massage Treatments aus dem wunderbaren Sortiment aussuchen kann. Von Bodyölen über meine Lieblingsgesichtscreme mit Mangobutter bis zum bestriechendsten Body Peeling, das ich ganz in Ruhe mit in mein Hotel-Badezimmer nehmen kann, ist alles da.
Frisch zubereitet aus Papayas, Naturjoghurt, Kokosnussöl und einem speziell mineralisierten Seesandkomplex entfernt es mir nicht nur Hautschüppchen, sondern sogar den letzten Rest Stress, der vielleicht noch da war. Schade, dass du diesen Geruch jetzt nicht riechen kannst: Es riecht so fruchtig, dass ich mich reinlegen möchte. Und es sieht zudem noch so gut aus … Lecker, oder?
Was auch immer du magst: Genieß im Spa unterschiedlichste Massagen, stundenlanges Saunieren, das Solebad oder lass dich nach traditionell orientalischer Badekultur im Hamam verwöhnen – alles ist da. Auch, wenn du einen Personal Trainer haben möchtest, der mit dir Indoor- und Outdoor-Training macht: ja, klar, bitteschön.
Apropos outdoor: Regen? Mir doch egal!
Ich will ein bisschen die Umgebung erkunden – und, was finde ich – den Nationalpark Kellerwald Edersee: Ein Teil dessen beherbergt einen der letzten großen und naturnahen Rotbuchenwälder Westeuropas. Das bedeutet: ein Stück Weltnaturerbe in dem traumhaften, 5.738 Hektar großen Nationalpark. Das Wetter für meinen Waldspaziergang zur Quernst-Kapelle ist kalt, magisch-mystisch-neblig, nass. Gut, es ist im März in Deutschland eben noch fast Winter. Aber heute perlt das von mir ab. Das muss schon mein relaxtes Ich sein. Schon nach einem Tag. Gefällt mir. Merke ich mir. Ich freue mich über das Luft holen, das Nase in den Wind stecken, das mir Vorstellen, was diese Wälder mit den Gebrüdern Grimm gemacht haben.
Zum Aufwärmen gibt es Tee. Und nicht nur das.
Es gibt eine Teezeremonie, die zum Sterben schön angerichtet ist. Hier stimmt wirklich alles: Die Deko, der Sinn für’s Feine, fürs kleine Detail: Sogar das Licht ist hier so perfekt arrangiert. Und eine kleine Schweinerei ist leckerer als die andere. Ich als bekennender Keks-, Kuchen- und Alles-was-Süß ist-Fan, bin begeistert.
Doch das Allerbeste ist das hier: Im Sterne-Restaurant Philipp Soldan kocht Küchenchef Erik Arnecke mit seinem Team so, dass du allen Beteiligten Köchen – Künstlern, wie ich immer wieder finde – live und direkt und aus nächster Nähe zugucken kannst. Wann hat man diese Gelegenheit schon mal? Ha! Hier kannst du, wenn du willst, sogar einen Kochkurs machen oder die offene Küche für ein Event für bis zu 20 Personen buchen.
Chef’s Table mit Sternekoch Erik Arnecke.
Dieses Dem-Maestro-Zugucken klingt erstmal toll, doch man glaubt es ja vorher nicht so ganz. Doch es ist wirklich wahr: Das Ganze findet nicht hinter eine Scheibe, Theke oder Ähnlichem statt. Sondern so, dass alle zwischen uns Gästen hindurch wuseln. Es macht irrsinnig viel Spaß, diesen Männern dabei zuzusehen, wie sie ihre Kreationen zaubern und wie unglaublich routiniert und professionell ihre Zusammenarbeit läuft.
Die Leser des Magazins Feinschmecker wählten den erst Anfang 30-jährigen Arnecke zum Aufsteiger des Jahres 2015/2016. Der Besitzer zweier Sterne kocht am liebsten mit Produkten aus der Region, was ihn noch sympathischer macht, als er ohnehin schon ist.
Koch-Session in der offenen Küche.
Mir gehen die Augen über. Ich will hierbleiben. Ich möchte auf einen Jahresurlaub verlängern. Kann bitte jemand einen Urlaubsantrag für mich nach Hause faxen?
Lange habe ich persönlich keinen kulinarisch so faszinierenden Abend erlebt. Ein mega Geheimtipp, was Kreativität, Internationalität und guten Geschmack angeht. Und jetzt weiß ich auch, wo hier abends alle Leute stecken: in der offenen Küche bei Erik 😉
Dass man von hier quasi nur einmal lang hinschlagen muss, um ins Museum und Outlet der Firma Thonet zu gelangen, fand ich ebenfalls klasse. Von meinem Besuch dort erzähle ich allerdings in einem extra Artikel.
See you again, Heimat of Grimm!
Ermöglicht haben mir den Test vom Verwöhnwochenende ohne Kinder und ganz ohne Stress das wunderbare Team des Hotels DIE SONNE Frankenberg um Familie Pohl. Mein unendlich entspannter Dank ist wie ein Anker, den ich ab und zu einfach wieder auswerfen werde.
Text und Fotos: Sabine Neddermeyer