Die besten Reiseblogs: puriy

5 Fragen an Madlen vom Blog puriy

»Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was verzählen.« Madlen ist ein alter Hase was Reisen und darüber bloggen betriff, also hat sie in ihrem Blog puriy viel zu erzählen. Besonders über Südamerika. Denn dort hat sie ihr Herz im Urwald verloren und muss seitdem immer wieder zurückkehren. Ich bin noch mit ihr unterwegs gewesen bis kurz vor Weihnachten. Da sind wir gemeinsam die Notrutschen beim Sicherheitstraining der Condor hinuntergerutscht. Das ist doch ein Anfang! Das Reisen nicht nur lustig ist weiß jeder. Ende 2014 hat Madlen es bei einem Unfall n der Wüste von Namibia leider am eigenen Leib erfahren. Zum Glück ist nicht viel passiert, aber lest einfach selbst.

Woher kam die Idee für deinen Blog?

Viele machen erst einen Blog und veröffentlichen dann ein Buch. Bei puriy ist die Geschichte umgedreht. In unserem Freundeskreis sind einige, die sehr gern reisen und die viele schöne, gesellige Abende mit ihren Anekdoten und Geschichten von unterwegs füllten. Eines schönen Abends entstand die Idee, gemeinsam ein Buch zu machen. Gut, Feuer und Flamme waren eigentlich nur Lars und ich. Das ganze Buchprojekt bestand am Ende mehr aus einem Überreden und war schwieriger als manch Buchveröffentlichung in unserem professionellen Umfeld. Zum Buch musste natürlich noch eine „Webseite“ her und meine Idee war es, eine Plattform zu schaffen, auf der die Autoren immer, wenn sie unterwegs sind, von ihren Reisen berichten. Das war die Geburtsstunde von puriy und gleich die Sterbestunde der Idee.

Denn die einzige Autorin, die zunächst mehr oder weniger inkognito blieb, und von der alle Beiträge kamen, war ich.

Nach ein paar Monaten merkte ich, das Ganze wird ein immer persönlicherer Blog und so langsam musste ich Farbe bekennen. Ich hatte ohnehin seit 2009 schon unter einem anderen Namen einen kleinen Blog, den ich unregelmäßig pflegte. Diesen integrierten wir in puriy.

1_puriy_Geburtsstunde Puriy der beste Reiseblog fuer Suedamerika

Norden, Osten, Süden, Westen in welche Himmelsrichtung zieht es dich am liebsten?

Eindeutig Südwesten. So schön es ist, eine Region gefunden zu haben, an die man sein Herz verloren hat, so schwer ist es aber auch, sich anderen Gegenden noch zu öffnen.

Ich liebe Süd- und Mittelamerika.

Diese Gegend erzeugt sofort Musik in meinen Ohren und genau das ist es, was ich woanders meist vermisse. Nirgendwo anders ertrage ich es besser, eingequetscht in einem Chicken Bus zu sitzen – wenn der Sitznachbar wieder in einen Salsa-, Cumbia- oder Merenguehit einstimmt, dann weiß ich, warum ich hier so gerne reise. Hinzu kommt aber auch die überwältigende Naturvielfalt, die wahnsinnig freundlichen Menschen und eine gute Portion Herzschmerz gepaart mit Lebensfreude.

2_Kolumbien

Welche Reise hat dich bisher am meisten beeindruckt?

Hier wirken die Faszination des ersten Mals und die ewige Sehnsucht, noch einmal zurück zu wollen. Venezuela ist schuld, warum ich mich in Südamerika so verliebt habe und weshalb ich immer wieder auf der Suche nach Urwald bin. Meine erste Nacht unter dem Blätterdach des Urwalds an einem Seitenarm des Orinocos hat mich bis heute geprägt. Hier begann sich das Gefühl in meinem Körper auszubreiten, das mich inzwischen vollkommen ergriffen hatte – das Dschungelfieber. Nie wieder sah ich den Himmel größer, blauer und heller leuchten als in jener Nacht, in der wir unter dem Sternenhimmel über dem venezolanischen Urwald am Flussufer lagen und den Geschichten unseres Guides Pedro lauschten. Vögel, Kröten – der ganze Urwald begann mit der untergehenden Sonne zu erwachen.

Diese Melodie hallt unvergessen in meinen Ohren.

Diese nie wieder so intensiv erlebte Abgeschiedenheit bleibt ewig in meiner Erinnerung. Ähnlich gefesselt haben mich später nur noch meine Reisen in die Mongolei und nach Äthiopien.

3_Venezuela

Auf welche Reiseerfahrung hättest du gerne verzichtet?

Es gibt viele kleine Pannen, über die man später nur lächelt, die aber als Anekdote doch noch ganz gut taugen.

Drei Erlebnisse jedoch haben mich ziemlich geprägt und vielleicht auch mein Reiseverhalten verändert.

Wenn man einmal in den Lauf einer Pistole eines schönen Morgens in Südafrika geschaut hat, ändert dies etwas in einem. Bis dahin war ich immer sehr unbeschwert und völlig kopflos unterwegs. Sicher fühlte ich mich immer. Seit diesem Erlebnis jedoch bin ich vorsichtiger geworden und überdenke Dinge mehrmals.
Eine weitere Erfahrung, auf die ich gern verzichtet hätte, machte ich in der Nachweihnachtszeit 2010 in Madrid mit Iberia. Bis dahin waren wir auf unserem Flug nach Kolumbien gekommen. Doch durch eine Verspätung mussten wir hier übernachten und am nächsten Tag auf einen anderen Flieger umgebucht werden. Das klappte auch alles, doch die Dame, die uns dann wieder eincheckte, hatte etwas dagegen und verweigerte uns den Weiterflug nach Bogotá. Das Ganze endete darin, dass ihre Kollegin behauptete, Lars hätte sie geschubst, was natürlich absoluter Quatsch war. Nur so konnten sie uns wohl auf die Blacklist setzen und uns vom Flieger streichen. Wir strandeten nicht nur in Madrid, denn die nächsten Flüge waren alle ausgebucht, sondern blieben auch auf einer guten Summe Geld sitzen. Das Schlimme ist die Machtlosigkeit, denn es ist ein langer Weg eine spanische Airline zu verklagen. Drei Tage nach dem Erlebnis nahmen wir den „günstigsten Flieger“ nach Südamerika und landeten in Argentinien. Schreckliche 4 Wochen folgten, in denen ich jeden Tag weinte, weil ich einfach nicht hier sein wollte, sondern auf dem Amazonas.
Und nicht zuletzt trat Ende 2014 ein Moment Stille in mein Leben, als wir uns in der Namibiawüste mit unserem Auto überschlugen. Wir kamen mit dem Schock davon. Der Unfall hätte überall passieren können, aber hier griff die unglückliche Kette der Abgeschiedenheit – denn zunächst hatten wir keinen Handyempfang, kein Arzt und keine Polizei konnten kommen. Und es kamen so wenige Autos vorbei, die helfen und uns in die nächsten Stadt mitnehmen konnten.

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Wie authentisch kannst du sein, wenn deine Reise unterstützt wird?

Zunächst, viele meiner Reisen finden ohne Unterstützung statt und ich schreibe darüber, weil so auch einst mein Blog begonnen hat: in der Liebe, Geschichten und Erlebtes niederzuschreiben. Nichtsdestotrotz ist es gerade meine Familie, die mich manchmal fragt, weshalb meine Geschichten häufiger nicht mehr diese Ecken und Kanten haben bzw. so rotzig sind. Tatsächlich habe ich in den Anfangszeiten – vor puriy – noch viel über die Dinge geschrieben, die nicht immer nur rosarot waren. Heute frage ich mich zweimal, ob das den Leser interessiert. Damals habe ich eben nur für mich geschrieben, so wie einst auch mein Tagebuch.
Durch dieses Hinterfragen, Kooperation hin oder her, fokussiere ich mich mehr auf eine gute und rund erzählte Geschichte. Details, die den Erzählfluss stören, fallen der Auswahl schon mal zu Opfer – mein Schreibstil hat sich über die Jahre weiterentwickelt.

Dennoch schreibe ich eine schlechte Location auch nicht schön.

Doch Kooperationen, die ich vor Ort hatte, liefen bisher alle positiv und so deckten sie auch das ab, was ich ohne diese Unterstützung niedergeschrieben hätte. Auf der aktiven Suche nach Kooperationspartnern suche ich zudem schon das Passende für mich aus, sodass ich auch sicher bin, authentisch zu bleiben, ohne mich zu verbiegen. Die Cotopaxi-Besteigung hätte ich bspw. auch ohne Kooperationspartner genauso emotional beschrieben. Hier passten Produkt, Erlebnis, Stimmung – einfach alles.
Bei organisierten, vorgefertigten Bloggerreisen ist das eher ein schmaler Grat. Doch auch hier suche ich das, was zu mir passt und wenn dann nur eine Geschichte mit einem Fokus herauskommt, dann ist das eben so. Ich war z.B. mehrfach auf Weingütern Südeuropas, da dies meist Teil einer Reise (mit verschiedenen Programmpunkten) war. Ich trinke keinen Alkohol und schreibe somit auch nicht darüber, habe aber immer spannende Geschichten links und rechts davon gefunden.

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Vielen Dank für deine ehrlichen Antworten. So wie du die Dschungelnacht in Venezuela beschreibst, da bekomme ich eine Gänsehaut. Kein Wunder, puriy, der beste Reiseblog für Südamerika.

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