Plötzlich Hüttenwirt – ein Leben zwischen Gipfeln und Gästen.

Wer hat nicht schon einmal mit dem Gedanken gespielt, eine Saison als Hüttenwirt auf einer abgelegenen Berghütte zu verbringen oder ein Jahr das einfache Leben auf einer Alm zu führen? Doch was passiert, wenn aus dieser romantischen Vorstellung plötzlich Realität wird – oder der Zufall einfach mitspielt? Genau so war es bei Fabian, dem Hüttenwirt der Sarotla-Hütte.

Die Sarotla-Hütte, eine Schutzhütte des Alpenvereins Vorarlberg, ist ein ganz besonderer Ort. Auf 1611 Metern Seehöhe thront sie hoch über dem Brandnertal, eingebettet in einen malerischen Talkessel – am Fuße der imposanten Zimba, einem der markantesten Gipfel der Region.

Straßen oder Materialseilbahnen sucht man hier vergeblich. Wie also kommen Lebensmittel, Getränke und all die anderen Dinge des täglichen Hüttengebrauchs hier herauf? Wie ist das Leben eines Hüttenwirts? Genau das wollte ich von Fabian wissen – den ich mir, ganz im Sinne typischer Hüttenklischees, ehrlich gesagt viel älter vorgestellt hatte.

Fabian, wie wird man Hüttenwirt?

Ja, per Zufall würde ich sagen. Wir waren lange im Ausland, meine Partnerin die Isabel und ich. Und wir haben dort was ganz ähnliches gemacht. Wir haben für ein deutsches Ehepaar ein kleines Hotel gemanagt und wollten dann zurück nach Österreich. Ich wollte einen Lawinenkurs beim Alpenverein machen und war auf der Website unterwegs. Da habe ich gesehen, dass die Sarotla-Hütte zu verpachten ist. Und dann habe ich mir gedacht, gut, schreibe ich denen mal eine E-Mail. Und so ist irgendwie eines zum anderen kommen. So wird man Hüttenwirt.

Ich bin jetzt nicht wirklich ein “Bergler” oder so, eigentlich bin ich viel mehr mit dem Ozean verbunden.

Mit dem Ozean?

Ja, voll. Wir haben lange auf den Bahamas gelebt. Von dort sind wir dann auch zurückgekommen. Wir leben gerne in der Natur und so hat sich das dann irgendwie ganz gut ergeben. Wir sind beide aus der Gastronomie, das funktioniert recht gut.

Ein krasser Gegensatz von den Bahamas in die Berge!

Es geht, weil das Leben ist ganz ähnlich. Auch wenn jetzt der Ozean nicht hier ist. Auf der Insel ist einmal in der Woche das Boot gekommen, hier kommt der Helikopter. Wir haben dort genau wie hier alles mit Solarstrom betrieben, wir haben unser eigenes Wasser gesammelt und hier haben wir die Quelle. Es gibt also sehr viele Ähnlichkeiten. Natürlich ist es hier viel kälter.

Hier kommt der Helikopter?

Anfang der Saison fliegen wir mit dem Helikopter, da haben wir immer so um die 40 Rotationen, also Flüge, 40 mal hoch und runter. Das ganze Bier, das ganze Holz, Gas etc., sonst hast du keine andere Chance für den Transport.

Und die frischen Sachen tragt ihr hoch?

Also ich bin gerade gestern am Morgen hochgelaufen mit 30 Kilo, dann hat der Chandra gestern Abend noch 30 Kilo hochgetragen, und morgen kommt noch der Johannes, mein Bruder, der jetzt frei hat. Der nimmt die restlichen, ich glaube 20 Kilo liegen jetzt noch unten, mit hoch. So machen wir es eigentlich immer mit den Frischwaren, aber alles schwere z.B. 7 Kubikmeter Holz, das geht einfach nicht, oder? Oder 15 Gasflaschen oder 3000 Liter Bier, das ist einfach unmöglich. Und darum machen wir die Helikopter-Eindeckung am Anfang der Saison, und wenn es ein gutes Jahr ist, Mitte der Saison nochmal. Das sind dann keine 40 Flüge mehr, aber dann geht uns vielleicht das Bier usw.. Wir haben jetzt für das selbstgebackene Brot ungefähr 1000 Kilo Mehl dabei, das ist halt schon ein Flug. Nur Mehl! Der Helikopter nimmt je nach Wetter so zwischen 800 und 900 Kilo, wenn du ihn voll belädst. Da kommt schon ein bisschen was zusammen, bis da alles voll ist. Jetzt haben wir eine neue Terrasse gemacht dieses Jahr, und alleine da waren es 7 Flüge.

Bist du hier aus der Gegend?

Ich bin vom Bodensee. Also ja, irgendwie schon aus der Gegend, aber doch eine Stunde Autofahrt entfernt.

Und seit wann machst du den Job?

Das ist jetzt die 4. Saison als Hüttenwirt.

Was machst du im Winter, wenn die Hütte zu ist?

Wir schließen so Anfang Oktober, je nach Wetter. Letztes Jahr haben wir am13. zugesperrt, dieses Jahr sperren wir wahrscheinlich schon ein bisschen früher zu. Dann mache ich zuerst mal ordentlich Urlaub, weil hier oben arbeitet man halt doch sehr viel, oder? 6 manchmal 7 Tage in der Woche und die Jungs haben eigentlich alle immer einen fixen
freien Tag, also das ist schon wichtig, sonst bekommst du auch ein bisschen Hüttenkoller.

Und sonst, wie gesagt, die Bahamas, da zieht es mich immer hin, da habe ich nach wie vor Freunde, darum ist es für uns auch ein bisschen ein günstiger Urlaub .

Das heißt, wenn hier Winter ist, dann seid ihr in der Sonne?

Sind wir nicht die ganze Zeit, meine Partnerin arbeitet im Tal noch in einem Büro von einem Feinkostladen. Sie macht da die Korrespondenz mit Italien, Produkte organisieren aus Italien. Und ich lasse die Firma angemeldet und mache ein paar Caterings, mal ein Geburtstag da, eine Firmenfeier hier. Dadurch, dass ich jetzt Wirt bin, habe ich einiges an Ausrüstung. Aber der Winter ist auf jeden Fall entspannter als der Sommer.

Wie sieht dein Tagesablauf auf der Sarotla-Hütte aus?

Wie sieht mein Tagesablauf aus? Ich stehe auf am Morgen und kümmere mich darum, dass das Frühstück da ist. Seit diesem Jahr ist der Amrit noch mit bei uns im Team. Der hat jetzt das Frühstück übernommen.
Das heißt, ich kann 50 Minuten länger schlafen als davor. Wenn die ersten Gäste da sind, dann bin ich natürlich auch da. Dann werden die Reservierungslisten gemacht, alles für das Tagesgeschäft gerichtet. Dann gehen die Übernachtungsgäste, danach richten wir alles andere her in der Hütte, machen alles wieder sauber. Und dann geht auch schon das Mittagsgeschäft los. Bis ca. 4 Uhr kommen die Tagesgäste, die à la carte Gäste, die bei uns essen.

Wenn die dann gehen, geht es fast nahtlos über ins Abendgeschäft. Dann checken wir alle in ihre Zimmer bzw. Betten ein. Und dann ist es eh schon Abend. Es gibt ein Dreigangmenü am Abend und dann gibt es Hüttenruhe um 10. Dann ab ins Bett und so ist der Tag eh schon voll. Dazwischen füttere ich noch meine Hühner oder gehe vielleicht eine Runde mit dem Hund. Das muss schon drin sein.

Hüttenwirt Sarotla-Hütte

Was machen wir sonst noch? Irgendwelche Sachen zum Reparieren gibt es natürlich auch immer. Die letzten Jahre hatten wir ziemliche Probleme mit der Batterie von der PV-Anlage. Dieses Jahr läuft sie echt stabil, was uns einiges an Arbeit abnimmt.

Wie groß ist dein Team hier oben?

Also wir sind 4 Leute fix. Das sind mein Bruder Johannes, dann der Chandra, der Amrit und ich. Und am Wochenende hilft noch meine Partnerin, die Isabel aus. Und jetzt von gestern bis am 27. haben wir noch einen Ferienpraktikanten. Der ist 3 Wochen da und hilft uns ein bisschen. Und sonst halt ehrenamtlich die Eltern. Mal am Wochenende, wenn es bei uns brennt, dann kommen sie hoch um uns zu helfen. Es ist nicht immer so wenig los wie heute bei schlechtem Wetter. Normalerweise habe ich keine Zeit zum Kaffee trinken.

Du nimmst auch auch Praktikanten?

Wenn es gerade passt, genau.

Mir gefällt, dass in der Sarotla-Hütte der Hund mit ins Zimmer darf.

Ja, wir sind selber Hundebesitzer. Wir finden es nur wichtig, dass der Hund nicht aufs Bett geht. Oder dass ein bisschen Ordnung gehalten wird. Wir lassen allerdings keine Hunde ins Matratzenlager. Wenn 8 Leute daneben liegen und 3 davon mögen keine Hunde, dann ist es schwierig. Aber ich sehe kein Problem im Zimmerlager. Wir nehmen auch immer die gleichen 2 Zimmer. Da ist das 2er wo ihr ward und ein 4er haben wir auch noch, in dem wir Hunde erlauben. Wenn einer sagt, ich habe eine Hundeallergie, dann kommt er in keines von den 2 Zimmern. Aber sonst gibt es da nie Probleme. Ich habe keine schlechten Erfahrungen gemacht mit den Hunden. Die Besitzer schauen gut drauf. Sie sind auch happy, dass sie ihren Hund mitnehmen können. Das ist schon wichtig. Viele Gäste sagen: “Man kann bei euch einen Hund mitbringen. Da komme ich auf jeden Fall mal vorbei”. Heutzutage haben so viele Leute Hunde. Es ist wie mit einem Vegetarier. Das wäre einfach ignorant zu sagen, ich biete nichts vegetarisches an. Das ist ein bisschen aus der Zeit.

Es ist doch ideal mit dem Hund zu wandern und dann zu übernachten.

Vielleicht ist der Reinigungsaufwand ein Grund. Wir hatten bis jetzt nur gute Erfahrungen. Ich habe aber auch von Hüttenwirten gehört, dass sie das komplette Zimmer renovieren mussten, weil sich der Hund so aufgeführt hat: aufs Bett springen, dreckige Pfoten an der Wand, keine Ahnung. Im Moment ist es so, dass der Alpenverein Vorarlberg, das sind 5 oder 6 Hütten, glaube ich, seit diesem Jahr vereinheitlicht hat, dass alle Hütten Hunde nehmen. Alle vom Vorarlberg-Alpenverein erlauben jetzt Hunde. Das ist neu seit diesem Sommer.

Das ist gut zu wissen, ein Grund mehr hier mit dem Hund zu wandern.

Die gehen auf jeden Fall mit der Zeit.

Manche Hütten bieten draußen einen Zwinger, aber das wäre nichts für meinen Hund.

Das kommt auch ein bisschen auf den Hund an. Letztes Mal hatten wir einen Gast mit 2 Malermute Huskys. Das sind solche Geräte. Der hat dann gesagt, ihm wäre es lieber, wenn die Hunde draußen schlafen. Dann habe ihm den Stall angeboten. Wenn die Hunde das gewohnt sind, ist es eine andere Geschichte. Die schlafen bei ihm immer draußen.
Mein Hund schläft immer bei mir im Schlafzimmer. Die ist zwar nicht auf dem Bett, da hat sie keinen Bock drauf, aber sie hat ihr Bettchen. Da pennt sie halt. Ich würde sie auch nicht in den Zwinger geben.

Lieber Fabian, du bist ein prima Hüttenwirt. Vielen Dank für das nette Gespräch.

Foto vom Hüttenwirt in der Küche ©AlexKaiser

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