Im Winter nach Gran Canaria? Ach, der Dezember in Deutschland geht doch immer noch, weil man da alle Hände voll zu tun hat: Sex auf dem Flokati vor dem knisternden Kaminfeuer, sofern Partner und Kamin vorhanden. Nein, ich scherze, aber du weißt schon, was ich mit diesem Wintergefühl meine: erst ist die heranrollende Kälte noch toll. Zum Beispiel sucht man sich anfänglich noch die dicken Winterklamotten raus und führt sie die ersten paar Tage noch freudig aus. Stellt sich mental auf viele lange dunkle Monate ein. Doch im Januar, da kommt bei mir immer der Blues: So viele Tage noch so wenig Sonnenlicht? Nee! So viele Monate noch diese grauenvolle Kälte, die mich vom Joggen abhalten will? Außerdem habe ich gar keinen Kamin. Deswegen brauche ich, brauchen wir alle einfach kleine Fluchten in die Wärme. Allerdings erfordert ein Urlaub auf den Seychellen Flitterwochenbudget. Und da auch ein Flug ins wundervolle Bali mehr Urlaubstage schlucken würde, als man sich mit Kindern im Winter auch nur ansatzweise erträumen kann, empfinde ich die Kanaren eine der allerbesten Alternativen.
Hopp hopp! Schnell mal im Winter nach Gran Canaria.
Ich hatte das Glück, dass ich von der TUI auf ihre Pressekonferenz eingeladen worden bin. Du hast das Glück, dass du nun meine Neuentdeckungen aus dem Norden der Insel anschauen kannst. Natürlich nur, wenn du Lust hast. Okay, dann mal los.
Klimatisch ist natürlich die Nähe zu Afrika immer wieder der Hauptgrund, warum man unwissenderweise (so wie ich früher) denken könnte, es wäre dort trocken oder sogar wenig vielseitig. Pustekuchen. Die drittgrößte Kanareninsel ist quasi das Gegenteil: eine Insel voller Kontraste auf 50 km Durchmesser. Die goldgelben Dünen, dann die fast 2.000 Meter hohe Bergkette und die herrlich tiefe Schluchten. Die verschlafenen Bergdörfchen und die quirlige Hauptstadt Las Palmas de Gran Canaria. Von der Jahresdurchschnittstemperatur 24 Grad Celsius ganz zu schweigen … um genauer zu sein, liegt die Durchschnittstemperatur im Winter zwischen 21–23 Grad und im Sommer zwischen 26–28 Grad. Hach …
Die Aussicht, einen Miniatur-Kontinent in einem Tag durchqueren zu können, gefällt mir: 60 Stauseen, 33 Naturschutzgebiete und 14 Mikroklimazonen auf 1.532 km2. Bämm! Da schluckt man erstmal, wenn man sonst nur am Pool an der Playa des Inglés rumhängt … Ohne Witz, es lohnt sich, ein E-Bike zu leihen oder in den Bus zu steigen. Ich hab’s gemacht und ich bin begeistert.
Im Naturpark Bandama mit dem größten Vulkankrater
Am Aussichtspunkt oben im Naturpark Bandama spähe ich auf den Nordosten der Insel. Der letzte Vulkanausbruch: vor 2.000 Jahren – easy. Ich lerne hier oben, während ich den Tejada Krater bestaune, dass die Flora der Kanaren sich durch eine hohe Artenvielfalt auszeichnet: ganze 2.200 Pflanzenarten, unglaublich! Hätte ich von Vulkaninseln nicht für möglich gehalten. Die Gründe dafür erspare ich dir an dieser Stelle. (Wenn du sie wissen willst, schau kurz hier.)
Hoch im Norden: Puerto de las Nieves.
Besonders angetan hat es mir das schlichte, authentische Fischerdörfchen Puerto de las Nieves (genau: Schnee! – der Name stammt von dem Blick auf den schneebedeckten Gipfel des höchsten Berges Teide aus Teneriffa, den man von hier aus im Winter genießen könnte.)
Die herrliche, wild tosende Brandung der Atlantikküste hier oben genauso wie die beeindruckende Aussicht mit den malerisch hintereinander liegenden Felsblöcken bleiben meine beiden Lieblingsbilder, an die ich mich zurück in Deutschland in einem langen, frösteligen Winter noch oft zurückerinnern werde.
Am Strand der Badebucht war es wiederum so ruhig, so angenehm, so untouristisch, dass ich mich auch hier gar nicht wieder wegbewegen wollte. Zu schön war die Atmosphäre hier zwischen den Einheimischen, die sich offensichtlich hier am Wochenende selber gern im Fischrestaurant und zum Relaxen einfinden.
Ein kleines Paradies: Die Finca La Laja.
Dann habe ich Victor Lugo Jorge auf seiner Plantage besucht. Der einzige Ort in Europa, wo Kaffee angebaut wird. Hier wächst tatsächlich die anspruchsvolle Arabica-Pflanze. Wenn ich mich hier umschaue, will ich sofort hierbleiben und Erntehelfer werden. Erstmal bei den Orangen, die mich in Hülle und Fülle umgeben. Die Aussicht auf das Agaete-Tal, das Valle de Agaete, ist grandios: Sanfte Hügel und nur Grün, wohin das Auge schaut. Dazwischen, wie in die Hänge hineingetupft, kleine Häusersiedlungen.
Aber zurück zu dem Kaffee. Victor erklärt an den Kaffeesträuchern, wie der Kaffee angebaut und verarbeitet wird. Alles in einer aus dem 18. Jahrhundert stammenden Tradition. Die Ernte erfolgt nur von Hand. Ich verstehe den Grund, warum ein halbes Pfund Kaffee 15 Euro kostet.
Mit viel Sorgfalt, Erfahrung und Leidenschaft wird hier aber nicht nur erlesener Kaffee, sondern auch Wein angebaut und gekeltert. Bei einem kleinen, geselligen Tasting lernst du auch alles Wissenswerte über die verschiedenen Weinsorten und deren Anbau. Ich probiere alles. Und ich esse zum ersten Mal in meinem Leben Kaffeemarmelade. Und ich glaube, ich werde süchtig. – Egal!
Sightseeing in Las Palmas de Gran Canaria.
In Vegueta, der Altstadt von Las Palmas, ist die Kathedrale Santa Ana ein Sightseeing-Must. Der fünfschiffige Bau ist der jetzige Sitz des Bischofs der Kanarischen Inseln und die älteste und größte Kirche der Insel.
Ebenfalls extrem sehenswert ist die Casa de Colón, ein wunderschöner Kolonialbau, der das Kolumbus-Museum beherbergt.
Überhaupt empfinde ich diese Stadt als sehr entspannend und angehnehm.
What a feeling: Die Dünen von Maspalomas.
Wenn du genug vom Stadtleben hast, wander doch mal auf die Düne! Im Süden von Gran Canaria liegt die Dünenlandschaft am Meer und ein pittoresker Leuchtturm. Dieses wunderschöne Naturphänomen lässt ein kleines bisschen Wüstenfeeling und ein sentimentales Gefühl von Weite und Freiheit aufkommen.
Apropos Weite: Alle, die gern Golf spielen, sind auf Gran Canaria ebenfalls genau richtig: Schon 1891 wurde der erste Golfplatz auf Gran Canaria bei Las Palmas errichtet. Die Insel ist auch ein Eldorado für Golfer: Acht Golfplätze, die ganzjährig bespielbar sind. (Ich komme fast auch schon ins Überlegen. Meine ersten Berührungen mit dem Thema Golf haben mich ja ziemlich angefixt …)
Kleine kanarische Augenverwöhnungen.
Gewohnt habe ich übrigens in einem Hotel, das ich auch wirklich gern weiterempfehlen mag: Das Riu Palace Meloneras Resort*****.
Die hervorragenden Mitarbeiter müsste man hier zum Beispiel am liebsten ALLE EINZELN loben! Die Köche in den verschiedenen Restaurants verwöhnen nicht nur deinen Gaumen, sondern auch die Augen.
Ich halte fest: Im Winter nach Gran Canaria ist ein Geschenk an kältegeschundende Seelen.
Diese Insel hält so viele kleine Überraschungs-Geschenke parat, die statt unter einem Weihnachtsbaum unter der wunderbar wärmenden Sonne in Hülle und Fülle vor einem ausgebreitet werden (Dieses Essen! Papas Arrugadas, die köstlichsten kleinen Runzelkartoffeln, die Orangen von der Plantage und die Mangos direkt vom Baum! Die Kaffeemarmelade!) Das schönste Geschenk: Der raue, wunderschöne Norden der Insel. – Hin da!
1.000 Dank für die Möglichkeit, mal im Winter nach Gran Canaria zu düsen, liebe TUI. Danke ans RIU Palace Meloneras Hotel für die kulinarischen Genüsse. Ich hoppe jetzt regelmäßig mal rüber. Alles Andere – in Deutschland über Monate nur zu schlottern – wäre einfach ZU dumm 😉
Text und Bilder: Sabine Neddermeyer