„Warschau ist definitiv unterbewertet.“ So fing mein Artikel über ein Wochenende in Warschau 2018 an. Das hat sich 2023 geändert. Die polnische Hauptstadt ist gerade zum besten Touristenziel in Europa gekürt worden.
Ich war gerade erneut dort und Warschau war wieder voller Entdeckungen und Überraschungen. Von einer schönen Altstadt bis zu hippen Restaurants, Warschau verändert sich rasant und es lohnt sich die polnische Hauptstadt zu entdecken.
Tipps für ein spannendes Wochenende in Warschau
Warschau fühlt sich im Zentrum mittlerweile an wie New York. Um den Kulturpalast, ein Gechenk der Sowjetunion, ragen immer mehr Wolkenkratzer in den Himmel und der Bauboom ist lange nicht beendet. Aber Warschau kann nicht nur Hochhäuser bauen, diese Stadt ist verdammt hipp. Es gibt viele gute Restaurants, in denen auch Vegetarier und Veganer voll auf ihre Kosten kommen und die Bars sind so cool, sie könnten in Berlin sein.
Warschau hat aber auch Innenhöfe mit Marienaltären, in denen die Zeit stehen geblieben ist und Straßen und Häuserblocks, die mich zurück katapultieren in die Zeiten von Sozialismus und Kommunismus.
Warschau zeigt Brüche und Gegensätze, die es für mich zu einer sehr spannenden Stadt machen. Warschau ist eine schnelle Stadt und wer in Polen Karriere machen will, der kommt hierher.
Der Fluß Weichsel schneidet die Stadt in zwei Teile. Auf der Westseite befinden sich die Altstadt und das Zentrum und auf der etwas vergessenen Ostseite der Stadtteil Praga. Ich starte mit meiner Erkundung auf der Westseite.
Die Altstadt, ein Phönix aus der Asche
Die Altstadt in Warschau zieht mit Abstand die meisten Touristen an und das zu Recht. Im Zweiten Weltkrieg wurde Warschau fast vollständig dem Erdboden gleichgemacht und es ist beeindruckend, wie die Polen in nur wenigen Jahren eine weitgehend detailgetreue Rekonstruktion der Stadt geschaffen haben. Dafür wurde Baumaterial aus dem ganzen Land nach Warschau geschafft.
Als Vorlage für den Wiederaufbau dienten zum Beispiel Bilder des italienischen Malers Bernardo Bellotto aus dem 18. Jahrhundert. Hier zum Vergleich die Ansicht der St.-Annen-Kirche früher und heute.
Wenn du durch die engen Gassen der Altstadt läufst, auf dem Marktplatz mit der Statue der Meerjungfrau stehst, das Wahrzeichen der Stadt, oder wenn du vor dem Schloss in den Himmel schaust, das alte Warschau erstrahlt in seinem einstigen Glanz. Es ist, als wäre es nie zerstört worden.
Diese einmalige Leistung wurde von der UNESCO belohnt, denn obwohl die Altstadt kein Original ist, gehört sie seit 1980 zum Weltkulturerbe.
Der Kulturpalast, ein ungeliebtes Geschenk.
Mitten im modernen Wirtschaftszentrum von Warschau, gleich gegenüber vom Hauptbahnhof steht der Kultur- und Wissenschaftspalast, wie er richtig heißt. Das Gebäude ist 237 Meter hoch und war damit lange das höchste Gebäude nicht nur von Warschau, sondern von ganz Polen. Erst im August 2022 verdrängte der neu errichtete Varso Tower den Kulturpalast auf Platz 2.
In nur drei Jahren von 1952 bis 1955 wurde das Gebäude von den Russen erbaut und der Stadt geschenkt. Die Polen sind geteilter Meinung über den Palast. Für die einen ist er Symbol der totalitären Unterdrückung und einer Vergangenheit, die sie lieber vergessen würden, die anderen haben sich mit dem Turm ausgesöhnt und besuchen die Kinos, Theater und Museen in dem Gebäude.
Mir persönlich gefällt das Bauwerk und bis heute ist der Kulturpalast unbestritten eines der Wahrzeichen Warschaus. Im 30. Stockwerk befindet sich in 114 Metern Höhe eine Aussichtsplattform mit Blick auf die Stadt.
Geöffnet ist die Plattform täglich: 9-20 Uhr (im Sommer: Freitag und Samstag bis 23:45). Eintritt: 20 PLN/4,60€ (ermäßigt: 15 PLN/3.50€). Tickets kannst du vorab online bestellen.
Wenn du eine Aussicht auf den Kulturpalast haben möchtest, dann besuch die Panoramabar im Marriott-Hotel und genieß den tollen Ausblick mit einem Heaven-Cocktail in der Hand.
Immer samstags, der Frühstücksmarkt Targ Śniadaniowy
Scheint die Sonne im Sommer und es ist ein Samstag, dann lass das Frühstück im Hotel ausfallen und mach dich auf den Weg zum Frühstücksmarkt Targ Śniadaniowy. Hervorgegangen ist dieser Markt aus einem großen Picknick mit Nachbarn auf der grünen Wiese. Die Idee kam so gut an, das Picknick wurde größer und größer, bis es schließlich zu einer festen Veranstaltung wurde.
Jeden Samstag treffen sich, wie gehabt die Nachbarn und Freunde auf der Wiese und der kleine Markt ist besonders bei Familien sehr beliebt.
Die angebotenen Speisen sehen einfach verlockend aus. Kauf am Besten, was dir schmeckt und setzt dich auf eine Bank, einen Stuhl oder deine Picknickdecke und genieß den Tag.
Immer sonntags, umsonst und draußen, Chopinkonzert im Lazienki Park
Den Sonntag solltest du unbedingt im Lazienki Park verbringen. Der Park ist riesig und von Mai bis Ende September gibt es dort um 12 Uhr und um 16 Uhr jeweils ein Klavierkonzert direkt beim Chopin Denkmal. Also erst ein bisschen spazieren gehen, vielleicht eine Bootstour machen und dann rechtzeitig zum Chopindenkmal pilgern.
Weltklasse Pianisten spielen umsonst und draußen die Werke des berühmten Komponisten. Leider verließ Chopin mit gerade mal 20 Jahren Warschau und ist nie wieder zurückkehrte. Die Atmosphäre im Park ist sehr entspannt und einfach nur schön.
Essen, trinken, ausgehen. Tipps für ein Wochenende in Warschau
Wer den ganzen Tag durch Warschau läuft, der bekommt natürlich auch irgendwann Hunger und Durst. Hier sind meine Empfehlungen für Dich:
- Elixir heißt das Restaurant in der angesagten Dom Wodki Bar. Serviert wird moderne polnische Küche, ich sage nur Blueberry Dumpling! Lecker! Kenner wissen, polnischer Wodka ist wie schottischer Whisky. Wer erstklassigen Wodka liebt, die Dom Wodki Bar hat über 250 verschiedene Wodkasorten aus aller Welt im Angebot.
- Mein absolutes Lieblingsrestaurant ist das Kieliszki na Proznej nicht weit vom Zentrum. Sehr stylish und vor allem sehr gut! Die Bedienung weiß, was sie tut und der polnische Wein ist eine Wucht. Überhaupt war ich in Warschau sehr begeistert von polnischem Wein. Unbedingt probieren und am besten hier.
- Kein Wochenende in Warschau ohne ausgehen! Ich habe mich unters Volk gemischt und eine echt coole Bar entdeckt, die Weles Bar. Wie es sich gehört, muss man den Eingang erst suchen und sich dann tatsächlich trauen durch die unscheinbare Tür zu gehen. Im Keller empfängt dich eine dunkle Bar mit einem riesigen Kristalllüster, der schwer von der Decke hängt, die übrigens aus New York kommt, wie mir ein Kellner verrät. Ebay sei dank! Zu trinken gibt es natürlich Wodka, aber vor allem die Cocktails haben es mir angetan. Viel Spaß beim Suchen des Eingangs!
Hoteltipp für ein Wochenende in Warschau
- Ich habe im Hotel Metropol geschlafen. Die Zimmer sind schön und frisch renoviert. Die Lage ist sehr zentral und ein guter Ausgangspunkt für ein Wochenende in Warschau.
- Richtig cool finde ich das Lofthotel. Vielleicht hast du Lust es zu testen. Sag mir Bescheid, wie es war.
- Ein hübsches Designhotel in guter Lage ist das H15.
- Und wenn du dich nach Praga wagst, dann empfehle ich dir das kleine Arthotel Stalowa 52.
Meine Tipps für ein Wochenende in Warschau:
Und nicht vergessen, schau dir auch den Stadtteil Praga an:
Text und Fotos Britta Smyrak
Zu dieser Reise wurde ich vom Polnischen Fremdenverkehrsamt eingeladen.
Toller Überblick. Macht Lust auf mehr! Am Besten gleich vor Ort!
Ich komme mit : ))
Hallo Britta,
vielen Dank für den schönen Beitrag über Warschau. Die Stadt hatte ich als Ziel für eine Wochenendreise gar nicht auf dem Schirm. Und dabei wäre es von Berlin noch nicht mal so wahnsinnig weit weg. Also: Warschau kommt jetzt sofort auf meine Reise-Wunschliste.
Liebe Grüße
Martina
Hallo Martina,
ich glaube so wie Dir geht es vielen. Alles strömt nach Prag und beschwert sich über die vielen Touristen und in Warschau verbringt man eine angenehme Zeit mit vielen Highlights. Wenn Du es nicht so eilig hast, bietet sich ab Berlin auch eine Zugfahrt an, aber das dauert gute 6 Stunden : )
Auf nach Warschau und sag Bescheid, wie es war.
Liebe Grüße Britta