Die besten Reiseblogs: Reisetageblog.

Autorin Maike Grunwald in Wales, Abdruck und Online-Nutzung honorarpflichtig, (c) Maike Grunwald, www.maikegrunwald.com

5 Fragen an Maike von Reisetageblog

Ich habe Maike vor gut einem Jahr auf einem Südtirol Event kennengelernt und danach nicht mehr aus den Augen verloren. Maike ist nicht nur Bloggerin, sondern Vollblutjournalistin. Sie hat ein Auge für die kleinen Dinge und ein Ohr für die Zwischentöne. Statt die bekannten Superlative dieser Welt zu bejubeln, beweist Maike in ihren wunderschönen Berichten, wie spannend es überall sein kann, egal ob vor der eigenen Haustür oder in Afrika. Mit ihr wird selbst ein Spaziergang durch den Grunewald zu einer Safari, denn sie lenkt präzise meinen Blick auf all das Schöne um mich herum. Bald ist wieder die Zeit der Jahresrückblicke, ein guter Moment also um auch Maike nach ihren Plänen zu fragen.

Welche Pläne hattest Du für dieses Jahr und welche hast Du noch?

Eigentlich wollte ich das Jahr mit einem großen Relaunch starten: Reisetageblog. sollte im schicken neuen Design selbst gehostet als WordPress-Blog erscheinen. Das hat leider nicht geklappt, was mich einiges an Nerven und leider auch Geld gekostet hat. Ich hatte eine Bekannte mit dem Blog-Umzug beauftragt und, weil ich ihr vertraute, im Voraus bezahlt. Als sich abzeichnete, dass es nicht so wie besprochen laufen würde, habe ich das Vorhaben lieber abgebrochen und mich entschlossen, zunächst weiter auf Blogger.com zu bleiben. Inzwischen denke ich, dass es die richtige Entscheidung war. So ein Umzug ist teuer und bedeutet eine Menge Aufwand, selbst wenn man jemanden damit beauftragt, und ich sehe zumindest zurzeit keine Vorteile, die so einen enormen Aufwand rechtfertigen.

Wahrscheinlich habe ich mich ein wenig irre machen lassen, als alle Reiseblogger plötzlich sagten, es sei wichtig, selbst zu hosten.

Dabei gibt es zum Beispiel in der Gartenblog-Szene sehr viele erfolgreiche Blogs, die mit Blogger.com arbeiten und noch nicht einmal eine eigene URL haben. Ich selbst war mit diesem Bloganbieter immer sehr zufrieden und finde mein Reisetageblog jetzt auch wieder ganz charmant mit seinem Retro-Look. Daher werde ich das Thema Umzug erst einmal auf Eis legen und meine knappe Zeit lieber in Inhalte investieren, darauf kommt es schließlich wirklich an.

Gereist bin ich diese Jahr wieder viel in Deutschland und in Polen, zwei meiner Lieblingsreiseländer. Beide sind landschaftlich wunderbar abwechslungsreich und auch kulturell spannend, zudem miteinander durch ihre zwar schwierige, aber auch enge und interessante geschichtliche Beziehung verknüpft. Natürlich genieße ich dabei die kurzen Wege, so dass ich erstens mehr Zeit vor Ort habe und öfter reisen kann, zweitens die Landschaften und Städte umweltschonend und intensiv mit Bahn, Fahrrad, Wanderschuhen, Pferd und Boot erleben kann. Obwohl ich beide Länder inzwischen ausgiebig erkundet habe, gibt es gerade in Deutschland immer noch so viele weltberühmte Orte, die ich nur wenig oder gar nicht kenne. Einige Highlights dieses Jahr waren die Hörnerdörfer im winterlichen Allgäu, Fontanes Mark Brandenburg, das Havelland, die Elbauen der Priegnitz und Tauchen in einem historischen Tank im Industriedenkmal Ölmühle in Wittenberge. Meine einzige Fernreise dieses Jahr ging nach Thailand in die noch wenig bekannte Provinz Loei im Norden an der Grenze zu Laos, eine tolle Entdeckung.

Bangkok, Thailand, Abdruck und Online-Nutzung honorarpflichtig, (c) Maike Grunwald, www.maikegrunwald.com

In Polen war ich zweimal ich Danzig, einer meiner Lieblingsstädte, bin mit dem Hausboot durch den Oberlandkanal und die Großen Masurischen Seen getuckert und habe Masuren bei einer weiteren Reise zu Lande erlebt: bei einer Schienenkreuzfahrt mit einem wunderschönen Nostalgiezug. Die ging bis in die russische Exklave Kaliningrad, dem alten Königsberg, wo meine Mutter geboren ist. Schön war auch meine alljährliche Zeit in Wales bei meiner Schwiegerfamilie und Palma de Mallorca im Januar. Ende November und im Dezember fahre ich dann noch zwei Mal nach Polen: Zu einem Konzert in der neuen Philharmonie nach Stettin und nach Warschau, wo ich als ITB Berlin-Botschafterin einen Bären zum 50. Geburtstag der Reisemesse ITB überreichen werde. Auch im nächsten Jahr werde ich wohl wieder viel in Deutschland und Europa unterwegs sein, nur wenig Fernreisen machen und diese dann lieber intensiver erleben.

Danzig / Gdansk, Polen, Katze am Strand, Abdruck und Online-Nutzung honorarpflichtig, (c) Maike Grunwald, www.maikegrunwald.com

Du bist Journalistin und Bloggerin. Nimmst du dir nicht selbst die Jobs weg?

Ganz im Gegenteil: Die verschiedenen Medien ergänzen sich perfekt. Ein Beispiel ist meine Reihe „Maikes Reisetagebuch“ in der Zeitschrift GartenIDEE, die eng mit meinem „Reisetageblog“ verknüpft ist. Auch thematisch passt die Verbindung, da ich sowohl in Zeitschriften- und Zeitungsreportagen als auch im Blog gerne über Naturthemen berichte. Im Blog kann ich oft von derselben Reise aus anderer Perspektive berichten und zusätzliche Fotos, Geschichten und Videos posten, die den Rahmen oder die Möglichkeiten eines Presseartikels sprengen würden.

Als Journalist sollte man sowieso auch bloggen.

Wer in der Medienbranche zu Hause sein will, muss auch dieses wichtige neue Format bedienen können. Diese oft zitierte Konkurrenz von „Blogger“ und „Journalist“, auf die du mit dieser Frage augenzwinkernd anspielt, ist natürlich eigentlich absurd. Ein selbstständiger Blogger, der unabhängig berichtet, ist schließlich nichts anderes als ein (Online-)Journalist. Ob er formal dazu ausgebildet ist oder nicht spielt insofern keine Rolle, als dass der Begriff „Journalist“ keine geschützte Berufsbezeichnung ist. Jeder, der Berichterstattung nach journalistischen Standards betreibt, darf sich so nennen, egal ob er im Fernsehen, in einer Zeitung oder im Blog berichtet. Und es gab schon lange vor dem Internetzeitalter Journalisten, die nie ein Volontariat absolviert haben, sondern ihr Handwerk gleich im Job gelernt haben. Darunter viele der besten. Blogger bedienen einfach nur ein anderes Medium als Radio-, TV-, Onlinemagazin- oder Printjournalisten.

Wie reist du, spontan und auf den letzten Drücker, oder immer gut vorbereitet?

Oft spontan und auf den letzten Drücker! Auch bei Reisen, von denen ich schon ewig geträumt habe.

Was interessiert dich mehr, die Menschen oder die Tiere vor Ort?

Lustige Frage! Auch wenn ich dauernd über Katzen schreibe, Insekten fotografiere und in Tränen ausbreche, wenn ich eine Kuh essen soll: Menschen sind immer noch die Tiere, die mir sozial am nächsten stehen. Wenn das nicht so wäre, würde ich mir ernsthaft Sorgen machen und Hilfe suchen. Tiere faszinieren mich natürlich auch gerade deshalb, weil sie so anders sind als wir Menschen. Zum Beispiel Spatzen: Jeder denkt, er kennt sie, dabei stecken sie voller skurriler Eigenheiten. Als Bloggerin sind Tiere für mich natürlich auch deshalb attraktiv, weil ich Fotos von ihnen veröffentlichen kann, ohne vorher ihre Einwilligung einholen zu müssen.

Eichhörnchen, Berlin, Deutschland, Abdruck und Online-Nutzung honorarpflichtig, (c) Maike Grunwald, www.maikegrunwald.com

Hat dich das Reisen verändert?

Sicher. Ich bin schon als Kind viel gereist, auch ohne Eltern, mit meiner Wandervogelgruppe, sehr naturverbunden mit dem Zelt und mit viel Kontakt zu den Menschen vor Ort. Der altmodischen Vorstellung, dass Reisen und Wanderschaften den Charakter bilden und den Horizont erweitern, kann ich nur zustimmen. Ich habe auch schon früh über meine Reisen geschrieben, erst in klassischen Reisetagebüchern, dann als Journalistin und Bloggerin. Auch das hat mich verändert. Ich sehe meine eigene Stadt, derzeit Berlin, und meine direkte Umgebung inzwischen mit Touristenaugen – in all ihrer Schönheit.

28 April 2015, Nordseeinsel Juist, Deutschland, Abdruck und Online-Nutzung honorarpflichtig, (c) Maike Grunwald, www.maikegrunwald.com

Danke Maike, für deine Antworten. Danke für die kleinen Fluchten und natürlich auch für die großen Berichte! Jetzt muss ich auch unbedingt mal nach Polen reisen!

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