Wandern in der Schweiz bedeutet immer, die Qual der Wahl zu haben. Es gibt so viele schöne Touren in Graubünden. Ich wandere heute zur Rheinquelle, dem Tomasee.
Jugend und Hund auf dem Agility Platz
Bevor ich zur Bahn gehe, statte ich der Gruppe Jugend und Hund einen Besuch ab. Sie trainieren heute Morgen auf dem Agility Platz vom Hotel PETrina. Seit 1998 findet das SC-Jugend und Hund Sommerlager jährlich statt und seit 2018 jedes Jahr in Segnas bei Disentis.
Die Idee hinter dem einwöchigen Sommerlager ist, die alleinige Verantwortung für ein Tier zu übernehmen und für sein Wohlergehen zu sorgen.
Organisiert wird das Lager von einem ehrenamtlichen Leiterteam. Alle Leiter:innnen haben einen vertieften kynologischen Hintergrund und trainieren aktiv mit ihren eigenen Hunden in verschiedenen Hundesport-Sparten. Auf dem Platz treffe ich Herrn Alex Pezzei. Er gibt eine Einweisung in den Parcours und beobachtet aufmerksam seine Teilnehmer:innen.
Die Jugendlichen sind zwischen 10 und 20 Jahren alt und reisen in der Regel mit ihren eigenen Hunden an. Sie kommen aus der ganzen Schweiz. Leon mit seinem Hund Punko kommt sogar aus Deutschland. Er war schon im letzten Jahr dabei. Es gefällt ihm richtig gut, mit seinem Hund so viel zu unternehmen. Wo er herkommt, gibt es leider keine Möglichkeit, Agility Training zu machen.
Was mir gefällt, alle Arten von Hunden von klein bis gross, von jung bis alt sind dabei. Der Ausbildungsstand der Hunde ist für das Lager nicht relevant. Sie müssen mindestens ein Jahr alt und gesund sein. Ein gewisser Grundgehorsam ist die einzige Voraussetzung. Es macht Spaß der Truppe zuzusehen, wie sie konzentriert ins Training geht. Und wenn der Hund dann noch fast fehlerlos den Hindernisslauf besteht, kennt das Glück keine Grenzen.
Hätte ich vor ein paar Jahren von dem Camp gewusst, ich hätte meine Tochter mit unserem Hund sofort hierher geschickt. Wer sich für eine Lagerwoche interessiert, der kann sich hier für 2025 anmelden.
Wanderung zur Rheinquelle, dem Tomasee
Gut gelaunt verlasse ich den Agility-Platz und gehe zum Bahnhof, wo ich in die wie immer pünktliche Rätibahn steige und hinauf zum Oberalppass fahre. Die Bahnstrecke führt durch das Tal stetig den Berg hinauf. Die Landschaft, die ich durchquere, ist wunderschön.
Der Oberalppass ist die Verbindung zwischen Disentis im Kanton Graubünden und Andermatt im Kanton Uri. Der höchste Punkt der Passstraße befindet sich auf 2044 m ü. M. Die heutige Wanderung ist eine mittelschwere Tour über 8 Kilometer. Die Dauer ist mit ca. 4 Stunden angegeben. 468 Höhenmeter werden beim Auf- und Abstieg überwunden.
Was macht der Leuchtturm auf dem Berg?
Zu Beginn der Tour wandere ich entlang der Passstraße ca. 10 Minuten talwärts. Im Winter ist die Straße gesperrt und nur während des Sommers zur Freude besonders der Motorradfahrer befahrbar. Der Weg ist gut ausgeschildert und ich folge dem Höhenweg Richtung Süden ins Val Maighels.
Am Tomasee der Rheinquelle beginnt die 1230 Kilometer lange Reise des Rheins bis nach Rotterdam. Das ehemalige Unterfeuer von Hoek van Holland, jener 14 Meter hohe Leuchtturm, der bei der Rheinmündung am anderen Ende des Rheins siebzig Jahre lang seinen Dienst verrichtet hat, erinnert an die lange Reise des Quellwassers.
Ich wandere über Alpenweiden erst geradeaus und dann im Zickzack den Berg hinauf. Dabei muss ich immer wieder stehen bleiben und den Blick abwechselnd über die Blumen oder ins Tal schweifen lassen. Es ist atemberaubend schön.
Mein Weg führt mich über Sommerweiden mit Kühen. Auch wenn Kühe in der Regel friedlich sind, habe ich einen Höllenrespekt vor ihnen. Ich halte mit dem Hund immer genügend Abstand und steht eine Kuh direkt auf dem Weg, dann versuche ich einen Bogen um sie herum zu machen.
Zu einem See zu wandern in der Schweiz ist immer eine Belohnung
Der Weg wird steiler und steinig. Die Weiß Rote Wandermarkierung zeigt mir die Route. Es geht immer weiter bergauf und ich frage mich so langsam, wo hier ein See sein soll. Eine letzte Kehre und plötzlich liegt er vor mir, der Tomasee.
Ich wandere ein Stück abwärts zum Ufer und mache eine Pause. Der Hund springt ins Wasser, ich halte meine Füße rein.
Bei dieser Wanderung gibt es keine Einkehrmöglichkeit. Wer eine weitere halbe Stunde den Berg hinauf wandern möchte, der kann in der Badushütte etwas zu essen bekommen. Ich bleibe hier. Ich habe mir Proviant mitgenommen und genieße den Blick auf den See. Obwohl ich schon recht hoch bin, ist die Temperatur angenehm warm.
Bei strahlendem Sonnenschein den ganzen Tag hole ich mir auf dem Rückweg einen Sonnenbrand auf dem linken Ohr. Das ist mir auch noch nie passsiert.
Wer zum Tomasee wandern möchte, muss bis Mitte Juni warten. Bis dahin liegt oft noch viel Schnee auf dieser Höhe und der See ist noch nicht eisfrei. Am Besten du informierst dich vorab beim lokalen Tourismusbüro, damit es keine böse Überraschung gibt.
Text und Fotos Britta Smyrak
Dank an Schweiz Tourismus, die Ferienregion Graubünden und lokale Tourismusorganisation insbesondere an das PETrina Hotel für die Unterstützung der Reise.