Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Agadir sind schnell aufgezählt: 1. Kasbah, 2. Strand, 3. Souk El Had und dann? Dann ist Zeit für Agadir und Umgebung!
Agadir und Umgebung. Ausflug ins Paradise Valley
Marokko galt in den 60er-Jahren genau wie Ibiza als beliebter Rückzugsort der Hippies. Es ist längst nicht so weit entfernt von Europa wie Indien und die Sonne schafft es locker auf über 300 Tage im Jahr. Ein Überbleibsel dieser bunten Zeit ist der Name „Paradise Valley“ für das Tal „Asif Tamrhakht“, wie es die Marokkaner nennen. Es liegt ungefähr 30 Kilometer von Agadir entfernt im Landesinneren und gilt als eines der schönsten Täler Südmarokkos. Wir verlassen Agadir mit dem Auto in nordöstlicher Richtung und fahren die P1001 entlang durch eine wilde und raue Landschaft mit toller Aussicht.
In der Ferne erkennt man kleine Dörfer, deren Häuser wie in die Landschaft gewürfelt aussehen. Ab und zu tauchen kleine Souvenirshops mit allerlei Tellern und Teekannen, Arganöl und Honig am Straßenrand auf.
Hinter einem dieser Shops habe ich ein paar Bienenstöcke entdeckt. Diese Weidenkörbe werden außen mit Kuhmist verkleidet und innen bauen die Bienen dann ihre Waben.
Nach kurvenreicher Fahrt führt die Straße hinunter ins Tal. Der Fluss Tamrhakht schlängelt sich hier zwischen den schroffen, unbewachsenen Felswänden gen Meer.
Er führt genügend Wasser mit sich, um an seinem Ufer immer wieder viele, viele Palmen wachsen zu lassen. Am liebsten würde ich aussteigen und zu Fuß am Flussbett entlang wandern.
Nahe bei seiner Quelle soll sich der Tamrhakht in drei hintereinanderliegenden Felsbecken zu leuchtenden Badeseen stauen. Bis dorthin bin ich leider nicht gekommen, aber der Weg ist das Ziel.
Immer wieder tauchen kleine Cafés und Kioske auf, stehen Stühle im nirgendwo und warten darauf, dass ich mich hinsetzte und einen Thé à la menthe bestelle.
Die Fahrt endet schließlich beim Hotel Amalou. Ab hier geht es zu Fuß weiter zu den Wasserfällen von Immouzer. Der Zugang ist etwas versteckt, man muss zwischen dem Hotel und dem Restaurant hindurchgehen.
Dahinter schlängelt sich ein schmaler Pfad am Wasser entlang, rechts und links gesäumt von Verkaufsständen mit Souvenirs. Kindern verkaufen getrockneten. Die Händler sind sehr nett und zurückhaltend, nicht wie in den Souks von Marrakech.
Je weiter man in die Schlucht hineingeht, desto kühler und feuchter wird es. Obwohl im Moment nicht viel Wasser den Berg hinabstürzt, bildet sich ein feuchter Nebel. An manchen Tagen gibt es wohl Männer, die sich hier in die Tiefe stürzen. Heute springt niemand.
Auf dem Rückweg machen wir Halt im kleinen Hotel Tifrit und essen auf der Terrasse eine sehr leckere Tagine. Ich nutze die Gelegenheit und steigen dem Hotel aufs Dach. Es ist so schön hier, am liebsten würde ich über Nacht bleiben.
Agadir und Umgebung. Die starken Frauen von Marokko
Ein ganz anderer Ausflug ist der Besuch in der Frauenkooperative Tighanimine Filahia. In mühsamer Handarbeit stellen die Frauen hier das kostbare Arganöl her. Mit einer ausgefeilten Technik und sehr schnell werden die Arganfrüchte von ihrer Schale befreit, bis nur der Kern übrig bleibt. Diese Kerne werden weiter verarbeitet und schließlich das Öl aus ihnen gepresst. Was anfangs vielleicht etwas primitiv wirkt, stellt sich schnell als große und erfolgreiche Produktion heraus. Die Kooperative exportiert weltweit, erklärt mir die Leiterin. Gerade gestern ging eine Lieferung von 600 Litern nach Kanada und heute werden weitere 600 Liter nach Italien geschickt. Das Öl hält maximal 2 Jahre, aber es sollte so schnell wie möglich verbraucht werden, da es mit jedem Tag an Qualität verliert.
32 kg Arganfrüchte ergeben 2 Kilo Mandeln, aus denen wiederum 1 Liter Öl gewonnen wird. Diese Menge entspricht dem Pensum, das eine Frau am Tag schafft. 32 KILO! Ich bin neugierig und wage den Selbstversuch. Die Schale der Arganfrucht ist verdammt hart und ich muss schon mit viel Kraft den Stein auf die kleine Schale krachen lassen. Ich schaffe es nicht mal, eine Nuss zu knacken! Ich habe zu viel Angst um meine Finger. Außerdem bin ich überzeugt, dass ich sie mir in 5 Sekunden grün und blau kloppen würde. Mein Respekt für die Arbeit dieser Frauen steigt ins Unermessliche.
Agadir und Umgebung: Abendessen in der Atlas Kasbah
Ein Besuch in der Frauenkooperative lässt sich gut verbinden mit einem Abendessen in der Atlas Kasbah Ecolodge. Die Kasbah thront auf einem Hügel und sieht aus, wie eine alte Karawanserei, ist aber erst 2006 erbaut worden. Sie war das erste Ökohotel in Marokko und wird nachhaltig betrieben. Die Produkte kommen aus der Region oder der eigene Bio-Landwirtschaft. Energie wird aus Solarzellen gewonnen, das Abwasser wieder aufbereitet und zur Bewässerung genutzt. In der Lodge gibt es hübsche Zimmer, eine Dachterrasse, einen Pool und von der Terrasse des Restaurants hast du einen großartigen Blick in die Landschaft, bis die Sonne untergeht.
Das Brot zum Abendessen wird frisch im Lehmofen gebacken und die Tagin war ausgesprochen lecker! Als Kontrastprogramm zum Strandleben in Agadir kann ich eine oder zwei Nächte hier auf dem Land empfehlen.
Meine kleine Rundreise:
Wenn du auch Agadir und Umgebung kennenlernen möchtest, hier ist meine Route. Nimm dir Zeit mit für viele Pausen, denn es lohnt sich, einfach mal anzuhalten.
Und bei meiner nächsten Reise gehe ich surfen! Nördlich von Agadir gibt es viele Surfclubs und südlich von Agadir noch viele Strände zu entdecken. Es fehlt also nichts für den perfekten Urlaub!
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Text und Fotos Britta Smyrak
Vielen Dank an das Staatliche Marokkanische Fremdenverkehrsamt für die Einladung zu dieser Reise nach Agadir und Umgebung. Ich komme wieder, denn ich habe längst nicht alles gesehen.
Ich finde es toll, dass du dich der Umgebung von Agadir gewidmet hast. Du hast wirklich schöne Eindrücke gesammelt und hier geschildert. Ich hoffe deine zweite Runde Agadir mit surfen und mehr Stränden wird genau so toll. Liebe Grüße, Nava
Hallo Nava, es leider noc hnicht geklappt mit einem zweiten Besuch von Agadir, aber ich bleibe dran : )
Liebe Grüße Britta