Wandern mit Kindern – so geht’s! Tipps vom Profi

Wandern mit Kindern: auf der Alm

Wenn es um das Wandern mit Kindern geht, ist Maximillian Hillmeier, Tourismusdirektor von Bad Hindelang im südlichen Allgäu ein Profi. Sein Job ist wohl einer der angenehmsten Deutschlands. Max hat die Aufgabe, die Schönheit und die Vorzüge der Region anzupreisen, die sich den ökologischen, ökonomischen und sozial nachhaltigen Tourismus auf die Fahne geschrieben hat. Das südliche Allgäu zählt zu einer der schönsten und höchsten Wanderregionen und Ski-Regionen Deutschlands. Es gibt eine Millionen Übernachtungen pro Jahr, dennoch wird es dort nie eng, es gibt einfach zu viel Platz und Angebote.

Wandern mit Kindern aus der Kind- und aus der Elternperspektive

Max ist für seinen Job viel unterwegs. Da passt es gut, dass er die Täler und Höhen wie seine Westentasche kennt. Der gebürtige Augsburger ist schon als Bub vom Allgäuer Hof seiner Großeltern aus bergauf und -ab gewandert, bis es ihn schließlich als junger Mann ganz nach Hindelang zog.

Wandern mit Kindern: Max und seine Kids

Ich lernte Max als Bergführer auf der Reise zur Wandertrilogie kennen, ein sich über hunderte Wanderkilometer erstreckendes Netzwerk, an dem sich Dutzenden Orte beteiligen und die besonders vielfältige Wanderrouten beinhaltet.

Über Stunden waren Max und ich und die anderen Teilnehmer unter dem blauen Himmel zusammen. Er führte uns zu einem wunderbaren Bergsee, wir nahmen die Brotzeit zusammen, tranken von der Quelle, kletterten über Geröll und passierten muhende Kühe, genossen die wundervolle Weite an diesem sonnigen und strahlenden Tag und stapften dabei durch Reste von Schnee und vorbei an den letzten zart blühenden Alpenröschen.

Ich dachte oft an meinen Sohn, der die Natur so liebt und zu Hause bei seinem Papa war, und dass ich ihm diese Schönheit so gerne zeigen würde. Passenderweise erzählte Max von seinen Wanderungen mit seinen drei Kindern (inzwischen 19,12 und 8 Jahre) und dass er mit ihnen seit dem Kleinkindalter lange Wanderungen unternehme. Für Max ist Wandern mit Kindern im Kleinkindalter kein Problem!

,Aha‘, dachte ich, ,da will ich mehr drüber wissen!‘. Denn Wandern mit Kindern, ist immer ein wunderschönes Familienerlebnis – die Frage ist nur: Wie bringt man sie dazu, mitzukommen, hinaufzusteigen und durchzuhalten, wenn es mal anstrengend wird?

Wandern mit Kindern: im Wasser

Hier kommen Max‘ exklusive und hart erprobte Tipps für das Wandern mit Kindern:

  1. Sucht Euch eine Strecke, die kindergerecht ist. Das heißt, nicht zu lang, nicht zu steil, nicht zu gefährlich und mit vielen Plätzen, an denen Kinder zwischendurch gefahrenlos spielen können.
  2. Kinder lieben Wasser. Jeder Bergsee, jeder Bach, Fluss oder gar Wasserfall tut Kindern immer gut. Sie sind fasziniert, genau wie von Stöcken und besonderen Steinen. Versucht auf Eurer Wanderung mit Kindern so eine Station einzubauen.
  3.  Setzt kurze Etappen-Ziele: Noch bis zu der Wiese auf der Kühe weiden. Noch bis zum Steinhaufen oder bis zur nächsten Weg-Gabelung, bis zum nächsten Bergabhang. Wenn sie das Ziel erreicht haben, dann gibt es eine Runde Gummibärchen zur Belohnung.
  4. Die Hütte ist das Ziel: Schwärmt davon wie schön es ist, endlich dort anzukommen und die Aussicht zu genießen.  Stellt einen Almdudler in Aussicht oder Pommes, irgendwas, das die Kinder lieben (und vielleicht sonst nicht so oft dürfen).
  5. Sucht Stellen zum Klettern und Verstecken auf. Lasst die Kinder dort ihrem Spieltrieb nachgehen.
  6. Tiere entdecken: Die Kühe und Ziegen beobachten, Greifvögel in der Luft suchen oder die Murmeltiere pfeifen hören – für Kinder ein eindrucksvolles Erlebnis so dicht mit anderen Lebewesen zu sein.
  7. Bergbahn fahren. Entweder hinauf oder hinab oder vielleicht auch zwischendurch. Das ist für Kids ein Abenteuer.
  8. Märchen erzählen: Wenn Ihr merkt, dass die Kinder langsam müde werden, erzählt Märchen, um sie abzulenken. Dann fällt das Wandern leichter und die Zeit vergeht schneller.
  9. Spielt: Auch damit sind sie gut abgelenkt. Meine Empfehlung: Was bin ich? Jeder muss eine ausgedachte Persönlichkeit erraten. Oder: Rate die Melodie, Ihr singt oder pfeift ein Lied und die Kinder müssen den Titel sagen. 
  10. Nicht vergessen: Proviant. Beim Essen empfiehlt Max pro Kind: einen Apfel, eine Orange, zwei Landjäger, zwei Brote und Süßes (z.B. Capri Sonne oder Schokoriegel) zur Motivation und je 1 Liter Wasser (müssen die Erwachsenen tragen).
  11. Außerdem wichtig: gute Ausrüstung! Vor allem gute Wanderschuhe, aber feste Turnschuhe machen es im Sommer auch. IMMER eine Regenjacke – IMMER und einen Sonnenschutz für den Kopf (Cap oder Tuch) und natürlich gute Sonnencreme und am besten auch Wechselsachen, falls doch was nass wird. Und – außer in den ganz heißen Sommermonaten – auch immer Schal und Mütze, Wetter schwingt in den Bergen oft um.

Wandern mit Kindern: Hüttenpause

Wandern mit Kindern in der Region Bad Hindelang – 7 Vorschläge:

Diese 7 Wandertouren wurden mir für Kinder wärmstens empfohlen. Allerdings: Berücksichtigt die Kondition eurer Kinder – und Eure eigene! Plant ein, dass ihr die Kids manchmal tragen müsst. „Kinderwagentauglich“ bedeutet, dass es schon ein geländegängiger Kinderwagen sein sollte.

1. Auf Heidi’s und Peter’s Spuren ab Bad Hindelang

Auffahrt mit der Hornbahn Hindelang: An der Gipfelstation haltet euch links, geht etwas 3 Minuten die Teerstraße hinunter und haltet euch rechts Richtung „Hornwiesen“ und zum Café Horn. Ihr findet schöne Wiesen, eine Schaukel und ganz viel Natur zum Spielen und Pausieren. Den Abstieg macht Ihr am besten über Alpenrosenköpfle mit sicherer Ankunft Nähe Drachenspielplatz oder nach Bruck.

Dauer: ca. 2 Std. (bis Café Horn).
Alter: ab 3 Jahre geeignet.
Schwierigkeitsgrad: leicht

2. Vaterlandsweg ab Bad Oberdorf

Einstieg Hotel Prinz Luitpold Bad: Auf dem Liebespfad Richtung Vaterlandsweg nach Bruck. Zu empfehlen ist ein kleiner Abstecher zum Schleierfall. An der Abzweigung Liebespfad/Vaterlandsweg haltet ihr euch links weiter über den Vaterlandsweg Richtung Bruck. Rückweg auf der Teerstraße nach Bad Oberdorf (Ankunft am Grüebplätzle). Ausklang am Drachenspielplatz.

Dauer: ca. 2 Std.
Alter: ab 4 Jahre geeignet.
Schwierigkeitsgrad: leicht

Wandern mit Kindern: Bergbahn

3. Ifenblick – Hirschalpe ab Oberjoch

Einstieg hinter dem Kinderhotel Oberjoch: Höhenweg Richtung Hirschalpe. Vorbei am Ifenblick mit Infotafeln zur Erhaltung des Waldes. Weiter über hohe Stufen bis zur Abzweigung über Krähenwand oder auf der Teerstraße weiter zur Hirschalpe. Ab dieser Abzweigung beträgt die Laufzeit ca. 1 Std. (in dieser Stunde ist auch schon das ständige Steine aufheben bedacht – in der Regel braucht ihr dafür nur 45 min). Für den Abstieg bzw. Rückweg empfiehlt sich der gleiche Weg. Als Alternative könnt ihr ab der Hirschalpe die komplette Teerstraße bergab gehen, den Pass überqueren, weiter bis Bad Oberdorf.

Dauer: ca. 3,5 Std.
Alter: ab 5/6 Jahre geeignet.
Schwierigkeitsgrad: mittel – schwer

4. Untere Ochsenalpe ab Oberjoch

Einstieg hinter „Ski Hosp“: Ihr haltet euch rechts Richtung Untere Ochsenalpe und folgt dem Weg bis zur Abzweigung, der links bergauf führt. Nach ca. 10 Gehminuten erreicht ihr die Untere Ochsenalpe. Rückkehr über den gleichen Weg.

Dauer: 1,5 Std.
Alter: ab 3 Jahre geeignet.
Schwierigkeitsgrad: leicht – mittel

 5. Vordere Wiedhagalpe ab Oberjoch

Auffahrt mit der Iselerbahn: Ab der Bergstation haltet ihr euch links, bergab Richtung Vordere Wiedhagalpe. Ankunft an der Alpe nach ca. 30 min. Der Rückweg beginnt links von der Alpe, bergab Richtung Gundalpe (nicht über Teerstraße!) und Jochalpin Hütte Ankunft im Tal, direkt neben der Talstation der Iselerbahn.

Dauer: ca. 1,5 Std.
Alter: ab 3 Jahre geeignet.
Schwierigkeitsgrad: leicht

 

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6. Wildfräuleinstein ab Festhalle Hinterstein

Vorbei an den Zipfelsfällen und dem Prinze-Gumpe führt der Weg bis zum Aussichtspunkt „Köpfle“ serpentinenartig bergauf. Von hier aus seid ihr nach ca. 30 min. am Höhleneingang der wilden Fräulein angekommen. An der Höhle befinden sich genügend Ruhebänke. Ihr müsst unbedingt nach den Wildfräulein Ausschau halten, denn man sagt, die Seelen würden dort immer noch „herumspuken“! Zurück geht ihr von dort aus Richtung Parkplatz „Auf der Höh“.

Dauer: ca. 1 Std.
Alter: ab 5 Jahre geeignet.
Schwierigkeitsgrad: mittel – schwer

7. Höllen-Rundweg ab Hinterstein Parkplatz „Auf der Höh“

Am Ende der Ortschaft nehmt ihr den Alpweg Richtung Giebelhaus und überquert die Ostrach über die Vorsäßbrücke. Weiter Richtung Älpele Alpe (leichte Steigung), bis der Weg rechts steil bergauf geht. Ab dieser Stelle geht ihr weiter am Bach entlang. Dieser Weg führt euch in den idyllischen Eckbachtobel und kreuzt den Bach ein paarmal. Nun heißt es aufgepasst! Wo versteckt sich das Teufelsgesicht? Durch den offenen Wald und über eine begehbare Mure kommt ihr zurück zum Eckbach nach Hinterstein.

Dauer: ca. 2 Std.
Alter: ab 5/6 Jahre geeignet.
Schwierigkeitsgrad: leicht – mittel

Text:Verena Schulemann. Fotos: Maximillian Hillmeier

 

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