Die besten Reiseblogs: blickgewinkelt

5 Fragen an Inka vom Blog blickgewinkelt

Ich habe Inka im letzten Jahr zum ersten Mal auf einem Bloggerabend in Berlin getroffen. Ich hatte den Abend organisiert, weil ich mehr Reiseblogger in Berlin kennenlernen wollte. Es war eine nette Runde und Inka ist mir im Gedächtnis geblieben. Seitdem verfolge ich blickgewinkelt ein wirklich spannender Reiseblog und ich muss sagen, die Frau hat Format!

1. Du nimmst in deinen Artikeln kein Blatt vor den Mund. Provozierst du gern?

Das wird mir gerne unterstellt. 😉 Dass ich es nicht immer ganz leicht mache, mich und blickgewinkelt einfach nur zu mögen, das ist mir bewusst.

Im Endeffekt spiegelt das Blog mich wieder, mit allen Ecken und Kanten.

Für mich ist kritische Auseinandersetzung wichtig, ein Blog kann ein Multiplikator sein, und letztlich sehe ich bei Bloggern auch Verantwortung für diese Authentizität, die gerne unterstellt wird. Ich versuche dabei deutlich zu machen, dass es mein eigener Blickwinkel ist, meine Meinung, die ich auch stur vertreten kann, um einen Austausch zu provozieren, ja, der ich aber keinerlei Allgemeingültigkeit unterstelle – was manchmal missverstanden wird.
Und letztlich: Ich mag Diskussionen. Der von mir geschätzte Journalist und Moderator Jörg Thadeusz hat es einmal wunderbar ausgedrückt: „Der leidenschaftliche Streit ist der Blutdruck einer Demokratie.“

inka-Chall-Schweden

2. Du machst wunderschöne Fotos, alles selbst beigebracht?

Das ist ein Kompliment, über das ich mich immer besonders freue. Im Grunde: Ja. Ich habe sehr spät angefangen, dafür wurde die Leidenschaft dann umso größer, und ich freue mich, dass ich jetzt auch mal die ein oder andere Aufmerksamkeit für meine Bilder bekomme, ohne dass ich mich „Inka Cee Photography“ nennen musste. Krrkrr.

Früher war ich der Meinung, dass man dafür hochgradig begabt sein muss. Dabei ist Fotografie wie Kaffee:

Am Anfang kannst du kaum Qualitätsunterschiede erkennen, aber je mehr Du Dich darauf einlässt, umso mehr prägst Du Deinen Geschmack dafür und schärfst Deine Sinne. Und letztendlich nimmst du viele Feinheiten wahr, kennst Techniken und kommst wieder zum Ausgang: Alles Geschmackssache. Das ist dann die ultimative Freiheit im Ausdruck, bei der ich noch lange nicht angekommen bin.
Geholfen auf meinem Weg hat mir vor ein paar Jahren eine Fotoreise durch Südamerika, bei der ich sehr viel Zeit zum Fotografieren und den großartigen Fotografen Gunther Wegner als Unterstützung hatte.

Inka-Chall-Greenland

3. Von der Tierbeobachtung zur Fotografie, von der Reise bis zur Adventskalenderbastelei, woran hängt dein Herz?

Ich bin für mein kleines Chaosleben dankbar und brauche Zuhause und Wegsein, Menscheln und Fremdeln, Kinder und Kinderlosigkeit, Werkeln, Wandern, Lesen, Faulsein; entscheiden möchte ich mich gar nicht und mag meine Reisen und meinen Alltag gleichermaßen, ich bin gerne zu Hause. Dass ich hauptsächlich über Reisen schreibe, ist eher der Zeit geschuldet.

Ich habe mich zwischenzeitlich von den ultimativen Tipps anderer Blogger anstecken lassen.

Jetzt möchte ein bisschen ultimativloser werden und wieder nach meiner Nase schreiben.

Inka-Chall-Suedafrika2

4. Glaubst du Reisen kann die Welt verändern, oder sollten alle lieber zu Hause bleiben?

Das ist interessant formuliert, denn es klingt so, als sollte sich die Welt verändern. In mancherlei Hinsicht würde ich mir natürlich auch wünschen, die Welt würde sich verändern. Ob Reisen aber zum Beispiel mehr Menschlichkeit aus den Menschen hervorholen, wage ich zu bezweifeln. Auch ob Menschen reflektiver werden fällt mir schwer zu glauben. Ich habe unterwegs Vielreisende getroffen, die völlig überhebliche Arschlöcher waren, und in den hintersten Dörfern die weisesten alten Frauen.

Wer interessiert ist, wird es auch zu Hause sein, wer ignorant ist, ist es auch auf Reisen,

ich vermute, da hat die Erziehung im Kindesalter mehr Auswirkungen. Bestes Beispiel findet sich aktuell in einem Interview eines sehr bekannten politischen Comedians. Darin redet er über seine vielen Reisen und ich habe selten so viel eurozentristischen und fremdenfeindlichen Schwachsinn auf einmal gelesen.

Ich glaube aber, dass neugierige Menschen ein Recht haben, sich andere Winkel der Welt anzusehen und dass das wiederum neugierigen Menschen ohne Reisemöglichkeiten Optionen gibt. Im Township gaffe ich ja nicht nur die dort Lebenden an sondern auch umgekehrt, und in Ländern mit einem fetten Zaun drumherum stellen Menschen dann vielleicht ihre Freiheiten in Frage.
Ich glaube, dass es möglich ist, so zu reisen, dass das Hand-Geben auch eine gegenseitige Sache ist und Ressentiments und Klischees aufgebrochen werden können. Ich glaube, dass im Tourismus gerechte Verteilungsmöglichkeiten liegen, die wir nutzen und ausbauen sollten.
Ich glaube aber auch, dass unsere Mobilität generell für die Umwelt eine Katastrophe darstellt und weiß dafür leider keinen Ausweg, ohne das Reisen in die mir liebsten Reisegebiete aufzugeben, was ich nicht tue. Deshalb ein klares Jein.

inka-Chall-Suedafrika

5. Wie sehen deine Reisepläne für dieses Jahr aus?

Dieses Jahr reise ich weniger, dafür hoffentlich intensiver. Wir waren im März bereits in Island, im Mai geht es nach Italien, was als Lern-Zeit für mich und meine Kamera geplant ist. Die erneute Familienreise auf einem Floß durch Brandenburg ist geplant, da freue ich mich wie wild drauf, man glaubt ja kaum, wie unglaublich entspannend sowas ist, und den Jungs gefällts.
Die große Reise kommt dann erst im Dezember und ich bekomme jedes Mal Herzklopfen, wenn ich es ausspreche: Es geht in die Antarktis!
Mein ganz großer Traum geht damit in Erfüllung. „Schon wieder?“ wurde ich schon verständnislos angeschaut, worauf ich nur verständnislos zurückschauen kann. Ja, schon wieder, dieses Mal aber nicht nur für einige wenige Tage sondern meine Traumreise:

Drei Wochen auf der MS Hanseatic über die Falklandinseln, Süd-Georgien, Shetlands und die Peninsula.

Nun heißt es natürlich Geld und Urlaubstage sparen.
Für zwischendurch bleiben mir aber auch noch verlängerte Wochenenden in Brandenburg, da gibt es immer noch so viel zu entdecken. Und vielleicht gibt es im Sommer noch eine Reise-Überraschung.

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Danke Inka für die ehrlichen Antworten, ich freue mich auf weitere Berichte und tolle Bilder vor allem aus der Antarktis.

Das Titelbild ist von Hauke Walden.

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2 Kommentare

  • Daniela sagt:

    Ein wunderschöner ehrlicher Artikel von Inka, eben so wie sie fotografiert und schreibt. „Jetzt möchte ein bisschen ultimativloser werden und wieder nach meiner Nase schreiben“ und ich freue mich drauf.
    Danke für den schönen Artikel, der wunderbar aus der Reihe fast, wenn man im Moment überall von den „besten – größten Reisebloggern“ liest.
    Ein guten Start in die Woche sendet
    Daniela

    • Britta Smyrak sagt:

      Hallo Daniela, es sind meine persönlichen „Besten Reiseblogs“, darum nenne ich es so. Mir gefallen vor allem Blogs mit Persönlichkeit und Geschichten statt Top Ten Listen zum abhaken. Und du kommst auch noch dran : )

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