Die besten Reiseblogs: Die 5 Reicherts.

5 Fragen an Gabi Reichert vom Reiseblog 5reicherts.com

In meiner Rubrik für die besten deutschen Reiseblogs darf Gabi Reichert und der Blog 5reicherts nicht fehlen. Gabi ist schon fast ein alter Hase in der „Szene“, denn sie reist mit ihrem Mann und den drei Kindern bereits seit 15 Jahren um die Welt. Gabis Kinder gehen nicht zur Schule und sie behauptet auch noch: Wir bringen unseren Kindern nichts bei. Ich will wissen, wie sie das macht und wie es funktioniert.

 1. Hallo Gabi, du und dein Mann, ihr seid Fotografen, wann kam die Idee mit dem Reiseblog und warum?

Wir waren im Jahr 2000 in den USA unterwegs. Das war unsere erste dreimonatige Reise mit den Kindern, die zu der Zeit 5, 3 und 1 Jahr alt waren.

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Es gab noch keine Blogs, ich veröffentlichte unsere live Reiseberichte also als Webpage und bastelte abends die html-Seiten. Die Übertragung war schwierig, weil ich nicht nur Internetzugang brauchte, sondern auch ein FTP-Programm nutzen musste, um die Berichte online zu stellen. Doch es klappte sogar schon vor 15 Jahren, live von unterwegs zu berichten. Wir hatten unsere allererste Digitalkamera dabei: eine ziemlich schlechte 1-Megapixel Kompaktkamera von Nikon (für 2000 DM!)

Nach dieser ersten langen Reise – es war ein klassischer Roadtrip mit dem Wohnmobil durch die Nationalparks der USA und Kanada – zog es uns weiter in die Welt. Es folgte eine dreimonatige Reise nach Neuseeland, jetzt mit einer 3-Megapixel Kamera und 200 Diafilmen im Gepäck. Wir behielten das Schreiben des Reiseberichtes bei.

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Als die Kinder in die Schule kamen, reisten wir nur noch in Europa. Wir hatten uns dazu ein eigenes Wohnmobil gekauft und waren damit ungefähr 10 Wochen im Jahr unterwegs.

Im Jahr 2009 „stiegen wir aus“

Wir bereisten Schweden, Norwegen, England, Schottland und Frankreich für sechs Monate am Stück, fotografierten da aber mehr, zu Lasten der Reiseberichte.

Das „ernsthafte Bloggen“ kam direkt danach – wir stiegen endlich von Webpage auf Blog um! Wir schrieben schon seit einiger Zeit für Magazine und suchten daher immer nach interessanten Interviewpartnern. Diese Gespräche mit außergewöhnlichen Menschen belebten natürlich unseren Blog enorm. Unsere Leser nutzten die Kommetarfunktion fleißig, dadurch lernte ich sie besser kennen, und sah die Welt auch aus ihrer Perspektive.

Das Bloggen ist mittlerweile zum Lebenstil geworden!

2. Seit fast 15 Jahren schreibst du den Reiseblog und reist du mit deiner Familie um die Welt. Habt ihr noch eine Heimat, fehlen euch Freunde?

Wir haben Heimat – in unserem Heimatort, wo wir ein Haus neben dem der Schwiegermutter haben. Dorthin kehren wir nach längeren Reisen zurück, sichten und bereiten die Fotos für die Verlage vor, schreiben für Magazine und genießen die geräumigen Zimmer und die Badewanne mit fließendem heißen Wasser!

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Wir und auch die Kinder haben unsere Freunde. Klar hat sich da durch die lange Abwesenheit auch bei manchen Freundschaften etwas verändert. Unsere Gesellschaft ist mittlerweile so geschäftig und jeder hetzt seinen Terminen nach, da fällt das teilweise gar nicht auf, dass wir mal wieder für drei Monate unterwegs sind. Außerdem gibt es Skype, Facebook und Email und logischerweise unseren Blog, durch die wir immer in Verbindung bleiben. Viele unserer Freunde lernten wir übrigens auch auf Reisen kennen, sodass es Regionen, vor allem im Norden Europas gibt, die wir schon Heimat nennen können.

3. Mit 50 den Job kündigen und um die Welt reisen, hast du das jemals bereut?

Mein Mann hat mit 49 Jahren seinen gutbezahlten Job gekündigt. Nein, bereut haben wir das nicht, auch, wenn das Geld schon ziemlich knapp ist.

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Wir leben unseren Traum, wir verbringen sehr viel Zeit mit der Familie zusammen, sehen neue Länder, fotografieren die wilde Natur und lernen alle andauernd etwas dazu: Es fühlt sich gut an!

4. Eure Kinder sind immer dabei und gehen nicht zur Schule, wie schafft ihr das ihnen alles beizubringen und gleichzeitig den Druck von außen auszuhalten?

Wir geben ihnen den Raum und die Möglichkeit, die Welt selbst zu entdecken, ihre Neugierde aufkommen zu lassen. Das „Lernen“ passiert dann automatisch und vor allem selbstbestimmt. Meiner Meinung nach kann Lernen NUR so funktionieren!

Wir bringen unseren Kindern nichts bei.

Unsere Verwandtschaft sieht, dass es den Kindern sehr gut geht. Wir werden von niemandem in unserem engeren Familienkreis für unseren Lebenstil kritisiert. Außer, das Thema „Geldverdienen“ kommt ins Gespräch.

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Klar, wir stehen auch durch den Blog ein wenig auf dem Präsentierteller! Die Frage nach der Bildung, vor allem nach den Abschlüssen, kommt auch bei unseren Lesern regelmäßig hoch. Wir erhielten diesbezüglich schon zahlreiche Emails. Jetzt, nachdem Esra im letzten Jahr sein Abi ganz gezielt angegangen und auch sehr gut bestanden hat, konnten wir einige Zweifler beruhigen.

Ich konnte den Druck – diese äußeren Zweifel – aushalten, weil sich unser Leben gut anfühlt. Wir erleben, wir lernen, wir wachsen ständig und tun das gemeinsam. Jede Reise war ein besonderes Erlebnis, welches wir nicht missen möchten!

Wir werden niemals bereuen, zu viel Zeit gemeinsam verbracht zu haben.

5.Kannst du Reisen und Arbeit noch trennen, ich meine einfach mal den Augenblick genießen ohne die Kamera zu zücken?

Es gibt da ein einfaches Experiment um herauszufinden, was man wirklich mag. Stell Dir vor, Du gewinnst im Lotto und bist über Nacht Millionär, was würdest Du tun?

Ha, ich kann meinen „Job“ gar nicht kündigen, es ist mein Leben! Ich würde ans Meer fahren und die Küsten rund um die Welt fotografieren. Ich würde viel Zeit mit meiner Familie verbringen und meinen mittlerweile jugendlichen Kindern die Möglichkeit geben, frei und selbstbestimmt und deswegen völlig mühelos zu lernen.

Ja, klar, ich hätte ein weniger alterschwaches Mobil, eine leichtere Kamera und würde meinen „Wellenkalender“ für den ich bisher noch keinen Verlag gefunden habe, selbst veröffentlichen. Aber ansonsten überhaupt nichts ändern!

Ich genieße JEDEN Augenblick sehr bewußt – mit oder ohne Kamera!

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Danke Gabi für deine Antworten. Deine Entscheidung so zu leben, deine Einstellung zum Lernen, und die Art und Weise wie ihr das als Familie gemeinsam durchzieht, finde ich großartig.

Wer wissen will, wie Esra das Abi geschafft hat, der kann hier seinen spannendes Bericht lesen: Wie ich zum Abitur kam, ohne in die Schule zu gehen.

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