Der Traum von Freiheit. Ein Leben unter Huskys

Meine Tochter ist Schuld. Seit Jahren will sie einen Hund und damit wir theoretisch für den Ernstfall gerüstet sind verfolgen wir seit Jahren im Fernsehen den Hundeprofi dabei, wie er die Probleme der Hunde mit ihren Besitzern löst. In einer Folge wurden Martin Eigentler und seine Huskys vorgestellt und es war so faszinierend zu sehen, wie er mit seinen Hunden zusammenlebt. Die perfekte Symbiose von Mensch und Tier. „Den müssen wir besuchen!“, dachten wir sofort und in diesem Frühjahr ist es so weit. Wir sind in Tirol, genauer gesagt in Angerberg. Es ist Sonntagmorgen 7:30 Uhr und wir dürfen mit Martin mit dem Hundeschlitten ausfahren. Lilia sitzt vorne im Schlitten, ich stehe hinten auf den Kufen und in der Mitte ist Martin. Ich bin beeindruckt von der friedlichen und entspannten Stimmung auf der Huskyranch und von Martin, der seinen Traum lebt. Natürlich brennen mir jede Menge Fragen unter den Nägeln.

Ein Leben unter Huskys, wie kam es dazu?

Es fing 1999 an. Ich bin nicht mit Tieren aufgewachsen, aber es war immer schon mein Traum, mit dem Hundeschlitten zu fahren. Mit Hunden etwas zu machen. Ich bin kein Indianer, ich will auch keiner sein. Aber die Naturverbundenheit fehlt mir.

Wie sieht ein ganz normaler Tag bei dir aus?

Ich stehe um 5 Uhr auf, im Sommer auch schon um 4. Backe Brot und fahre dann mit den Hunden raus. Die müssen alle bewegt werden. Die brauchen Beschäftigung. Ich wechsel die Hunde durch, jeder Hund läuft an 5 Tagen und kann sich zwei Tage ausruhen. Dann kümmere ich mich um die E-Mails und das ganze. Es ist immer was zu machen, zu reparieren. Hier auf dem Gelände, das habe ich alles selber gebaut. Tagsüber mache ich einen Mittagsschlaf. Früh aufstehen, früh schlafen gehen.

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Die Tiere sind sehr friedlich, worauf achtest du im Zusammenleben mit dem Rudel?

Die Hunde sollen freiwillig kommen. Wenn sie weggehen, darf ich aus Respekt nicht hintergehen. Außerdem, die nordischen Hunde sind sehr zahm gezüchtet. Die Züchter wissen, was sie tun. Die Inuit Hunde wachsen teilweise zwar wild auf, aber Aggressivität hat nichts mit Wildheit zu tun. Im Sommer leben sie da oben auf einer Insel und im Winter werden sie wieder geholt. Ich bin nur der Trainer. Aus dem Rudel halte ich mich größtenteils raus. Die Leithunde am Schlitten sind die schlauesten. Die müssen jedes Wort verstehen. Das sind aber nicht unbedingt die Rudelführer. Meine Aufgabe ist es, für das Rudel optimale Bedingungen zu schaffen. Ich achte zum Beispiel darauf, dass die alten Hunde zu fressen bekommen. Inuit Huskys beißen die alten Tiere tot. Das ist halt die Natur.

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Wo kommen deine Hunde her?

Kanada, Alaska, Norwegen, aus eigener Zucht und drei Tiere habe ich aus dem Tierheim. Zwei sind Yukon Huskys. Das sind Indianerhunde, sehr pflegeleicht. Das sind Traber, die können bis zu 10 Stunden mit 15-18 km/h traben. Das spart Energie.

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Wie ernährst du deine Hunde?

Die Huskys bekommen nur frisches Fleisch. Ich habe am Anfang auch Trockenfutter gefüttert, aber das ist nicht gut. Ich kaufe bei den Bauern in der Umgebung Kuh, Lama, Pferd. So eine Kuh kostet 1000 €. Das gute Fleisch verkaufe ich, den Rest bekommen die Hunde. Das Futter kostet mich ca. 1500 € im Monat.

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Du hast dein Leben komplett geändert, hast du deine Entscheidung je bereut?

Nein, nie. Ich bin froh, dass es so ist. Im Sommer veranstalte ich Camps für Kinder, da lernen sie alles, was man so braucht in der Natur. Klettern, fischen, draußen übernachten und mit den Hunden arbeiten.

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Hast du Pläne für die Zukunft?

Am Anfang wollte ich Rennen gewinnen. Das ist jetzt nicht mehr so wichtig. Ich trainiere auch für mich. Ich will den Kopf freikriegen. Im Sommer plane ich eine Gletscherüberquerung in Norwegen. Ich treffe mich dort mit eine paar Leuten und wir wollen zusammenfahren. Hier im Tal, das ist Routine, das ist Alltag. Man muss natürlich vorsichtig sein, aber ich möchte mich selbst wieder spüren, meinen Körper. Nach drei Tagen auf einem Gletscher bist du einfach fertig. Ich habe das schon einmal gemacht. Von Österreich nach Italien.

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Mein Blick wandert im Haus herum. An den Wänden hängen Fotos, über uns das Bild eines Huskys auf einem Schild lese ich: „Tue es jetzt, wenn du erkennst, was getan werden muss.“ Das passt zu Martin. Klar, gerade, konsequent. Wie seine Hunde. Im Hotel hatten sie mir nicht ohne Respekt gesagt: „Der Martin ist ein ganz eigener Mensch, der lebt mit seinen Hunden.“

Woran merkt man, wenn man einem besonderen Menschen begegnet? Ausstrahlung, Charisma, keine Ahnung, aber ich weiß, dass ich heute einen ganz besonderen Menschen getroffen habe! Danke Martin.

PS: Seit Juli 2015 haben wir einen Hund und versuchen die Theorie in die Praxis umzusetzen.

Fotos und Text Britta Smyrak und Lilia Smyrak

Danke an die Ferienregion Kitzbüheler Alpen, an Tirol Martin Eigentler von der Huskyranch Angerberg für dieses Erlebnis.

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